• 28.05.2010 16:45

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

Pirelli-Deal noch nicht in trockenen Tüchern

Pirelli ist unverändert erster Anwärter auf den Formel-1-Deal ab 2011, doch noch müssen einige Stolpersteine überwunden werden

(Motorsport-Total.com) - Wie berichtet sieht es derzeit ganz klar so aus, als würde Pirelli ab 2011 alleiniger Reifenausrüster der Formel 1 werden, doch der Deal ist - richtig müsste es heißen: die Deals sind - noch nicht unter Dach und Fach. Auch in Istanbul sind wieder Diskussionspunkte aufgetaucht, obwohl es vor der Anreise in die Türkei schon so ausgesehen hatte, als sei alles klar.

Titel-Bild zur News: Pirelli-Truck

An den Pirelli-Truck im Paddock der Formel 1 wird man sich gewöhnen müssen

In Monte Carlo standen noch jeweils sechs Teams auf Pirellis und Michelins Seite, doch bei einem Meeting unter der Woche schlug das Pendel auf 10:2 für Pirelli um. Nur Ferrari und Renault sollen noch für den französischen Reifenhersteller stimmen. Auch Mercedes wird nachgesagt, mit der Pirelli-Variante nicht hundertprozentig glücklich zu sein, aber klare Aussagen will zu diesem Thema aus verständlichen Gründen kaum jemand von sich geben.#w1#

Reifen werden Geld kosten

Spekuliert wird auch darüber, dass sich eines der drei neuen Teams dagegen wehren soll, plötzlich für die Reifen bezahlen zu müssen. Argument, sinngemäß: "Als wir in die Formel 1 gekommen sind, haben noch andere Rahmenbedingungen geherrscht." Außerdem sind einige Rennställe darüber besorgt, dass Pirelli seit 1991 keine Formel-1-Reifen mehr entwickelt hat und es zu Qualitätsschwankungen der Produkte kommen könnte.

Das könnte man theoretisch umgehen, indem die Teams einfach ihre technischen Daten zur Verfügung stellen, dagegen herrscht aber aus Angst um die Wahrung technischer Geheimnisse ein gewisser Widerstand. Sollten jedoch nur die Daten einzelner Teams für die Entwicklung der Reifen herangezogen werden, dann besteht die akute Gefahr, dass die Reifen ungewollt für diese Teams maßgeschneidert werden.

Formel-1-Geschäftsführer Bernie Ecclestone geht dennoch von einer baldigen Einigung aus: "Es wird okay sein", wischt er alle Sorgen vom Tisch. "Wir kommen hin." Allerspätestens bis 21. Juni muss Klarheit herrschen, denn dann wird sich die Formel-1-Kommission mit dem Reglement für 2013 beschäftigen. Dieses könnte auch einen Umstieg von 13- auf 18-Zoll-Räder, also Niederquerschnittsreifen wie in der DTM, beinhalten.

Dilemma mit Niederquerschnittsreifen

Das stößt aber bei Pirelli auf wenig Gegenliebe, denn die Italiener wollen nicht den derzeit angedachten Dreijahresvertrag unterschreiben und dann nach zwei Jahren für teures Geld einen neuen Reifen entwickeln müssen. Das Dilemma, in dem die Verhandlungsparteien stecken, ist aber, dass die Niederquerschnittsreifen unbedingt 2013 eingeführt werden sollen, eine Umstellung schon zum Pirelli-Einstieg aber nicht mehr möglich ist.

So oder so hat 'Motorsport-Total.com' erfahren, dass der Reifendeal nicht wie zunächst angenommen von der Teamvereinigung FOTA oder Ecclestone unterschrieben wird, sondern letztendlich von jedem einzelnen Team. Zwar verhandeln FOTA und Ecclestone mit dem Mandat der Teams, die Unterschrift erfolgt dann aber jeweils individuell. Zum jetzigen Zeitpunkt liegen jedenfalls noch keine zwölf unterschriftsreifen Verträge vor...