Piquet ein Opfer der Renault-Ingenieure?
Die Zukunft von Renault-Pilot Nelson Piquet ist nach wie vor offen - Techniker sollen den Brasilianer zu Alonso-Setups gezwungen haben
(Motorsport-Total.com) - Nelson Piquet hatte sich sein erstes Formel-1-Jahr sicherlich anders vorgestellt. Zu Beginn der Saison war er zumeist gegen den übermächtigen zweifachen Champion Fernando Alonso chancenlos, doch im Verlauf des Jahres robbte sich der Weltmeistersohn näher heran. Mit seinem zweiten Rang in Hockenheim setzte Piquet das Glanzlicht der Saison und rettete sich möglicherweise den Arbeitsplatz, denn direkt zuvor war offen über eine eventuelle Ablösung spekuliert worden.

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Nelson Piquet will sich in der WM noch an Timo Glock vorbeischieben
Piquet ließ lange Zeit ein deutliches Muster erkennen: Auf ihm bekannten Strecken war er konkurrenzfähig, auch neuen Pisten dagegen häufig chancenlos. Aber der Brasilianer zeigte Besserung: "Fuji und Shanghai waren neue Rennstrecken für ihn und er hat sie schnell gelernt. Vorher war er auf neuen Strecken meistens schwach", wurde Teamchef Flavio Briatore in der 'auto motor und sport' zitiert.#w1#
Bei Renault wollte man Piquet helfen - vor allem im Qualifying. Vielleicht ging man mit der Hilfe allerdings in manchen Fällen etwas zu weit. In Singapur bestanden die Ingenieure zum Beispiel darauf, dass Piquet sein Setup dem von Alonso angleicht, obwohl der Brasilianer sich zuvor mit seinem Auto wohlgefühlt hatte. "Ich hatte den Speed, locker in die Top-10 zu fahren", erklärte Piquet. "Die Ingenieure wollten das Auto aber anpassen, weil Alonso im letzten Training etwas gefunden hatte. Ich habe sie vor Untersteuern gewarnt. Genau so kam es auch." Konsequenz: Der 23-jährige Neuling blieb in Q1 hängen.
Als Briatore von der Fehleinschätzung seiner Techniker hörte, räumte er dem Brasilianer mehr Mitspracherecht ein. Piquet darf nun seinen eigenen Setup-Weg gehen. "Ich brauche noch mehr Erfahrung mit Reifendruck und dem gesamten Setup", schilderte der Weltmeistersohn. "Wenn es darum geht, das Letzte aus den Reifen zu holen, dann hat Fernando einfach mehr Vertrauen." Der junge Renault-Pilot braucht Zeit, um sich besser an die Technik heranzuarbeiten. Aber bekommt er diese Zeit?
Die Zukunft bei Renault ist ungewisser denn je. Teamchef Briatore wollte eine Option auf die Dienste des Brasilianers bis zum 10. November verlängert haben, um seine Entscheidung in Ruhe treffen zu können. Doch Piquet stimmte einem solchen Aufschub nicht zu, er ist also seit dem Singapur-Rennen frei auf dem Markt verfügbar. Angeblich haben sowohl Honda als auch Toro Rosso vages Interesse bekundet, aber auch ein Verbleib bei Renault scheint immer noch möglich. Allerdings rückte sich in den vergangenen Wochen Renault-Junior Romain Grosjean immer mehr als eventueller Nachfolger ins Licht.
Fest steht, dass Piquet seine selbst gesteckten Ziele nicht erreicht hat. "Ich habe gehofft, dass ich unter die ersten Sechs in der Weltmeisterschaft kommen kann. Jetzt bin ich froh, wenn es noch für die Top-10 reicht." Der Brasilianer will sich unbedingt noch Toyota-Mann Timo Glock schnappen. Der Wersauer liegt mit 22 Punkten zurzeit auf WM-Rang zehn, Piquet ist mit drei Punkten Rückstand Zwölfter.

