Paul Monaghan - der wichtige Mann im Hintergrund
Bei jedem Rennen verfolgt Monaghan nur ein Ziel: Der Engländer will Fernando Alonso ein perfektes Rennauto zur Verfügung stellen
(Motorsport-Total.com) - Budapest, 24. August 2003: Beim Großen Preis von Ungarn feiert Fernando Alonso den ersten Sieg seiner noch jungen Formel-1-Karriere. Gleichzeitig kürt sich der Spanier zum jüngsten Grand-Prix-Gewinner aller Zeiten. Kurz nach der Überquerung der Ziellinie reckt der Renaul-Pilot voller Freude seine Faust in die Luft. Gleichzeitig lobt er über Funk sein Team: "Dankeschön. Ihr seid einfach fantastisch." Sein Renningenieur Paul Monaghan zögert nicht mit einer Antwort: "Na ja, für einen Rennfahrer bist du auch nicht schlecht...", gibt er die Komplimente auf ironische Art zurück.

© Renault
Paul Monaghan im Gespräch mit Fernando Alonso
Diese Szene beweist, wie gut sich Alonso und Monaghan verstehen. Kein Wunder: Zwar bedarf es für den Erfolg auf der Rennstrecke des gesamten Teams, doch während eines Grand-Prix-Wochenendes verbringt der Spanier und der Engländer die meiste Zeit miteinander.#w1#
Der 35-jährige Monaghan arbeitet bereits seit vier Jahren als Renningenieur im Renault-Team. 1990 begann er seine Karriere bei McLaren in der Entwicklungsabteilung. Von dort führte ihn sein Weg in die Abteilung für besondere Projekte, bevor er im Jahr 2000 zur "Equipe Jaune" wechselte. Bereits in der darauffolgenden Saison war Jenson Buttons Ansprechpartner in puncto Fahrzeug-Abstimmung während der Grands Prix-Wochenenden. Noch im Laufe der Saison stieg er zum Renningenieur auf.
"Von Anfang an hat mich besonders die einzigartige Stimmung im Team beeindruckt", erinnert sich Monaghan. "Die Renault-Jungs verfügen über einen besonderen Sinn für Humor. Dabei arbeiten sie aber zu jeder Zeit hoch konzentriert und verfügen über den nötigen Ehrgeiz. Alles in allem könnte unsere Arbeitsweise als Vorbild für alle Teams dienen."
Monaghan ist davon überzeugt, dass ihn die Renningenieur der anderen Teams darum beneiden, mit einem so talentierten jungen Fahrer wie Alonso arbeiten zu können: "Fernando zählt mit Sicherheit zu den besten Fahrern im Feld. Er ist sehr zielstrebig, verfügt über großes Selbstvertrauen und kann sich blitzschnell jeder Situation anpassen. Darüber hinaus ist er sehr lernfähig und schaut sich viel von seinem erfahrenen Teamkollegen Jarno Trulli ab."
Die Aufgabe eines Renningenieurs lässt sich recht einfach beschreiben: Gemeinsam mit Alonso stimmt Monghan den Renault R24 so ab, dass er so schnell wie möglich ist. "In meinem Beruf besitzt absolutes Vertrauen oberste Priorität", so der Engländer. "Fernando weiß, dass er sich auf jeden meiner Vorschläge hundertprozentig verlassen kann. Ich höre ihm immer ganz genau zu und lasse seine Fahreindrücke in den Abstimmungsprozess mit einfließen."
Dabei hilft dem Engländer sein enormer Erfahrungsschatz: Gerade zu Beginn einer Saison ist die Arbeit an einem neuen Auto besonders anspruchsvoll. Im Laufe eines Jahres gehen die einzelnen Prozess immer mehr in Fleisch und Blut über. Dann reicht teilweise bereits eine kleine Geste von Alonso und Monaghan weiß, was zu tun ist. Ein großer Vorteil, denn in der Formel 1 zählt jede Sekunde - auch abseits der Strecke: Die vor der Saison 2004 eingeführten Regeländerungen beschränkt die Möglichkeiten der Teams während der Trainingssitzungen maßgeblich.
Es ist daher unverzichtbar, so schnell wie möglich die jeweilige Rennabstimmung festzulegen. "Bei Renault teilen sich mehrere Teammitglieder diese wichtige und verantwortungsvolle Aufgabe", beschreibt Monaghan. "Rod Nelson kümmert sich um die optimale Chassis-Abstimmung, Pat Symonds tüftelt die Rennstrategie aus und Jonathan Wheatley zeichnet dafür verantworltich, dass die Technik perfekt funktioniert. An Fernandos Erfolg haben viele maßgeblichen Einfluss. Es wäre ungerecht, alles nur auf die Zusammenarbeit zwischen Fernando und mir zu reduzieren."
Dennoch nimmt Monaghan eine besondere Stellung ein: Sein Job umfasst weit mehr als die Verantwortung für den aerodynamischen Abtrieb oder der Dämpferhärte. Er ist auch Fernandos engster Vertrauter an der Rennstrecke. "Ich kümmere mich um meinen Fahrer", so Monaghan. "Ihm gegenüber würde ich nie hektisch oder nervös werden, denn das würde ihn in seinen Vorbereitungen stören. Ich bin eine Art ruhender Pol. Ich muss in gewisser Weise sein größter Fan sein. Das bin ich auch - und es stört mich kein bisschen..."
In der Box des Renault-Teams während eines Rennwochenendes nach Paul zu fragen macht nicht viel Sinn. Wer allerdings "Pedale" sucht, wird direkt zu Paul Monaghan geführt. Seinen ungewöhnlichen Spitznamen verdiente sich der Engländer bereits 1992, als er noch bei McLaren arbeitete. "Bei nahezu jedem Rennen, musste ich die Pedale an Gerhard Bergers Auto neu einstellen", erinnert er sich. "Innerhalb kürzester Zeit hatte ich deshalb im Team meinen Spitznamen weg. Und was soll ich sagen: Als ich zu Renault wechselte hatte mein neuer Name schon lange die Runde gemacht - jeder kannte mich als 'Pedale'..."

