• 31.05.2004 17:09

  • von Fabian Hust

Trulli: "Wie sich die Dinge doch verändern können!"

Vor einer Woche wurde Trulli in Monaco Erster, auf dem Nürburgring musste er sich mit Platz vier zufrieden geben

(Motorsport-Total.com) - Dass das Renault-Team in Monte Carlo Ferrari schlagen konnte, lag zum einen an der Streckencharakteristik, denn der Stadtkurs verlangt nach einer sehr guten mechanischen Strategie. Damit konnte das Team seine größte Stärke voll ausspielen. Zum anderen fiel die größte Schwäche des Paketes von Renault - die fehlende Motorleistung - in Monaco nicht so sehr ins Gewicht.

Titel-Bild zur News: Jarno Trulli

Jarno Trulli: Gestern noch Sieger, heute nichtmal auf dem Podium...

So war es umgekehrt auch nicht weiter verwunderlich, dass auf dem Nürburgring Ferrari wieder allen davon fuhr und Renault auch gegen BAR-Honda das Nachsehen hatte. "Lustig, wie sich viele Dinge innerhalb nur einer Woche verändern können", meint Monaco-Sieger Jarno Trulli auf der Internetseite von RenaultF1. "Um ein Haar" wäre das Rennen für Trulli schon in der ersten Kurve zu Ende gewesen, Grund genug also, den vierten Platz "als durchaus als gutes Ergebnis" anzusehen.#w1#

"Ich konnte - wie in der bisherigen Saison bei noch jedem Rennen - erneut WM-Punkte mit nach Hause nehmen. In der Fahrer-Wertung liege ich nun auf dem vierten Rang, nur zwei Zähler hinter meinem Teamkollegen Fernando Alonso. Und was noch viel besser ist: Das Renault-Team konnte seinen Vorsprung auf den Drittplatzierten der Konstrukteurs-Tabelle weiter ausbauen. Wir haben also allen Grund, zufrieden zu sein - auch wenn das Nürburgring-Rennen nicht unsere beste Vorstellung in diesem Jahr war."

Dabei hatte das Wochenende für den Italiener gar nicht so gut angefangen. Da war die Erkältung, die ihm die Stimme verschlagen hatte, wegen der Kälte der Eifel fehlte es den Reifen an Haftung und die Balance des R24 war ebenfalls nicht berauschend. Erst über Nacht konnten "drastische" Verbesserungen vorgenommen werden.

Zitterpartie vor dem Qualifying

Doch auf den letzten Testlauf mit neuen Reifen im letzten Freien Training vor dem Qualifying musste der Renault-Pilot verzichten: Ein Kabel hatte sich blankgescheuert und verursachte Fehlzündungen des Motors. Lange Zeit sah es so aus, als könnte ich nicht einmal zum Pre-Qualifying starten - doch meine Mechaniker vollbrachten erneut wahre Wunder. Das Auto wurde auf die Sekunde fertig, eine wirklich unglaubliche Leistung. Ich habe später behauptet, die Mechaniker von Renault wären die besten in der Boxengasse - und dabei bleibe ich!"

Im Qualifying gelang ihm dennoch eine "richtig gute, fast fehlerfreie Runde. Da wir uns für den ersten Rennabschnitt zu einer aggressiven Strategie durchgerungen haben, gelang mir der Sprung auf den dritten Startplatz - und das hat mich definitiv sehr überrascht. Fernando war, obwohl kaum langsamer, Sechster. Die Ausgangspositionen für den Großen Preis von Europa klangen viel versprechend."

"Einmal mehr hervorragend" war der Start des 29-Jährigen, doch dann ging es turbulent zu: "Ich hatte Takuma Sato bereits überholt und duellierte mich mit Michael Schumacher um die Vorfahrt in der ersten Kurve, als ich plötzlich den Japaner heranstürmen sah - ich konnte ihm nur noch aus dem Weg gehen, sonst wäre mein Rennen bereits an Ort und Stelle beendet gewesen."

Beinhartes Duell mit Takuma Sato

Auch im weiteren Verlauf des Duells mit dem Japaner, der später im Rennen auch noch Rubens Barrichello äußerst hart angriff, war ein erhöhter Puls angesagt: "Ich entschied mich für die innere Linie in Kurve vier, um ihn zu überholen, doch er zog gnadenlos herüber. Sein rechtes Hinterrad touchierte mein linkes Vorderes so hart, dass es mir fast das Lenkrad aus der Hand geschlagen hätte."

Das Unglück nahm seinen Lauf: "Dabei muss ich wohl den Schalter für den Boxengassen-Tempobegrenzer berührt haben - worauf mein Auto kurzfristig nur noch 80 km/h fuhr und ich vier weitere Positionen einbüßte. Doch das Schlimmste war: Ich fiel daraufhin hinter Kimi Räikkönen zurück, der uns fortan sehr aufhalten sollte. Als ich nach meinem ersten Tankstopp wieder auf die Strecke pfeilte, bremsten mich erneut langsamere Teilnehmer ein, die sich für eine Zweistopp-Strategie entschlossen hatten."

Happy End

An Überholen war nicht zu denken, und so musste Trulli auf die Boxenstopps warten und machte einen weiteren Platz gut, als Fernando Alonso kurzzeitig von der Strecke abkam: "Nicht zuletzt auch dank einiger Ausfälle rückte ich in der Gesamtwertung immer weiter nach vorne. Vielleicht wäre mein Grand Prix ohne den Tumult in der ersten Kurve noch erfreulicher ausgegangen, doch Platz vier ist angesichts meiner Ausgangsposition auch ein gutes Ergebnis."