• 20.08.2003 11:58

  • von Marco Helgert

Pat Symonds und die Herausforderungen in Ungarn

Renaults Chefingenieur Pat Symonds erklärt die Besonderheiten des Kurses in Ungarn, mit denen die Teams zu kämpfen haben

(Motorsport-Total.com) - Der Ungarn-Grand-Prix ist Jahr für Jahr ein besonderes Rennen, denn auf dem Hungaroring in der Nähe der Hauptstadt Budapest finden nur wenige Rennen statt. Die Strecke ist somit zu Beginn der Veranstaltung schmutzig und rutschig, was den Heathrow-Teams, die am Freitagmorgen zwei Stunden testen dürfen, nicht gelegen kommt. Der Kurs wird zum Sonntag immer besser, die Erkenntnisse vom Freitag lösen sich somit teilweise in Wohlgefallen auf.

Titel-Bild zur News: Pat Symonds (Chefingenieur von Renault)

Pat Symonds: Viele Unklarheiten vor dem Rennen in Ungarn

"Wir können dennoch einige Arbeiten durchführen, die davon nicht direkt betroffen sind", erklärte Renaults Chefingenieur Pat Symonds. "So zum Beispiel das Feintuning der neuen Motorenspezifikation, die wir einsetzen werden." Auch die Fahrer müssen gerade an den Anfangstagen aufpassen, nicht neben die Ideallinie zu kommen, denn "es kann fünf oder sechs Kurven dauern, bis die Reifen wieder sauber sind. Man könnte dann denken das Auto funktioniert nicht richtig, dabei sind nur die Pneus schmutzig."

Unvorhersehbarkeiten in Ungarn

Auf die Reifen kommt in Ungarn ohnehin eine Menge zu: "Auf dem Papier sieht es für die Reifen gar nicht so stressig und schwierig aus. Im Vergleich zu Monaco, der vielleicht ähnlichsten Strecke, müssen die Reifen aber viel mehr leisten. Die Streckentemperaturen liegen meist um die 40°C, und der Hauptaugenmerk liegt auf der Abnutzung des Gummis. Eine Blasenbildung wie in Hockenheim wird man weniger sehen."

Die getätigten Umbauarbeiten in Ungarn, welche die Rennen spannender und für Überholmanöver sorgen sollen, stellen die Teams vor eine besondere Herausforderung. "Wir vermuten, dass die Rundenzeiten um fünf bis sechs Sekunden ansteigen werden. Die Reifenbelastung wird sich um etwa fünf Prozent erhöhen", erklärte Symonds. Viele Teile der Strecke wurden neu asphaltiert, doch die alleinige Kenntnis darüber genügt nicht.

"Wir können nur die Geometrie simulieren, nicht die Oberfläche", so der Engländer. "In Frankreich zum Beispiel bekamen wir einen recht einfachen neuen Streckenteil. Die Eigenschaften der Oberfläche machten diese Stelle jedoch zu einer Belastung für die Reifen. Das könnte auch in Ungarn passieren, aber da werden wir erst am Freitag sicher sein können."

Ungarn wird zur Belastungsprobe für die Fahrer

Der Streckenumbau wird auch geringfügig das Setup beeinflussen. "Bisher war es immer ein Kurs, auf dem man sehr viel Abtrieb wollte, die Umbauten könnten das etwas verändern", so Symonds. Andere Umbauten, wie die Abflachung einiger Kerbs am Streckenrand, werden weniger Auswirkungen haben. Aber: "Durch den vielen Abtrieb an der Vorderachse haben wir Probleme, genügend Kühlluft in das Auto zu bekommen. Wir haben daher das Ölkühlsystem speziell für dieses Rennen geändert."

In der Frage der Strategie wird es das gewohnte Bild der Saison geben. "Wir werden wohl einen Mix aus zwei und drei Stopps sehen, wobei die letztere Wahl mutig ist, denn man kann leicht im Verkehr stecken bleiben." Doch dies ist nicht das größte Problem: "Der Kurs ist für die Fahrer sehr hart", erklärte Symonds. "Das Layout gibt ihnen keine Verschnaufpausen, und durch die vielen Kurven geht viel Energie in die Vorderreifen. Durch die hohen Abtriebswerte und die gelegentlich recht hohen Geschwindigkeiten, wird das Lenken extrem schwer ? auch mit einer Lenkhilfe."

Dem Qualifying kommt in Ungarn zudem eine spezielle Bedeutung zu. Zum einen kann man auf der Strecke selbst kaum überholen, zum zweiten ist die Seite, von der man startet, extrem wichtig. "Es gibt einen großen Unterschied, ob man auf der sauberen oder der schmutzigen Seite startet. Auf der linken Seite hat man definitiv einen Vorteil. Leider gibt es keinen Weg, dieses Problem ingenieurstechnisch zu lösen, so clever man auch sein mag", schloss der Engländer ab.