Pasquali: "Cristiano ist extrem schnell"
Der Toyota-Teammanager lobt im Interview Rookie da Matta und spricht über Ideen, wie man die Formel 1 besser machen könnte
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Ange, wie steht Toyota zur Formel 1, wie lange habt ihr euch engagiert und was sagst du zum Stellenwert der Formel 1 in den USA?"
Ange Pasquali: "Das Engagement von Toyota ist zweifellos ein Vollengagement in der Formel 1. Als wir das Le-Mans- und das Rallye-Programm eingestellt haben, war das klarerweise eine Entscheidung von großer Tragweite. Zu dieser Zeit hatten wir in Köln ungefähr 250 Mitarbeiter, inzwischen sind es aber mehr als 600. Das zeigt unsere Investition und Toyota hat immer betont, dass es sich um ein langfristiges Projekt in der Formel 1 handelt. Es war eine große Entscheidung, natürlich, aber wenn man in die Formel 1 einsteigt, in die Königsklasse des Motorsports, dann muss man das ganz oder gar nicht machen und sich voll engagieren. Was die Staaten angeht, ist es natürlich eine riesige Investition, von der wir uns auch positive Impulse für unsere Verkaufszahlen erwarten. Schon nach den ersten zwei Jahren spüren wir die Wirkung des Formel-1-Programms, auch wenn wir bisher nicht in den vorderen Reihen mitmischen konnten. Amerika ist ein gigantischer Markt, ganz klar, und nicht ganz eine Stunde von hier entfernt, in Kankakee, gibt es die größte Toyota-Fabrik der Welt. Dieses Rennen ist für uns natürlich von besonderer Bedeutung. Ich muss auch sagen, dass die Situation mit Kanada für uns bedauerlich ist, denn Kanada ist auch ein wichtiger Markt. Wir entwickeln uns rund um den Globus sehr positiv und daher wollen wir auch überall präsent sein. Im Moment entspricht der Kalender der Formel 1 unseren Interessen und unseren Zielen, was die Verkaufszahlen angeht. Wir sind neu in der Formel 1 und müssen uns erst entwickeln. Wenn man sich vor Augen führt, dass 350 Millionen Menschen bei jedem Rennen vor den TV-Geräten sitzen, kriegt man mit, wie gigantisch dieses Geschäft ist. Wir müssen sicherstellen, dass das Publikum weiterhin das Interesse bewahrt, damit die Zahlen weiter wachsen und nicht schrumpfen. Gestern gab es die offene Boxengasse und obwohl ich ehrlich gesagt gar nicht weiß, ob freier Eintritt war oder nicht, hat mich erstaunt, wie viele Leute da waren, denn es war der erste Tag, es wurde nicht einmal gefahren. Daran, an der Show, daran müssen wir arbeiten. Dieses Jahr geht der WM-Kampf bis ins letzte Rennen und das ist ermutigend für die Zukunft."

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Ange Pasquali gilt als sympathisch, wortgewandt und auch pressefreundlich
Frage: "Toyota hat angeblich Interesse an den Freitags-Tests. Stimmt das?"
Pasquali: "Das ist etwas, worüber wir gesprochen haben. Noch haben wir keine Entscheidung getroffen, weil noch ein paar Dinge geklärt werden müssen. An diesem Wochenende kommt es zu einem Treffen der Teamchefs und dabei werden diese Dinge hoffentlich geregelt, damit wir zu einer stimmigen Entscheidung für alle kommen können. Wir schließen das im Moment nicht aus, haben uns aber noch nicht festgelegt."
Frage: "Was hältst du von der Idee, das Qualifying am Sonntag abzuhalten?"
Pasquali: "Meine Kollegen haben zu diesem Thema eigentlich schon alles gesagt. Natürlich müssen wir den besten Kompromiss finden und ich stimme zu, dass nicht ein Tag für den anderen geopfert werden sollte. Andererseits wissen alle, dass der Sonntag in diesem Jahr verhältnismäßig leer ist. Bisher gab es immer das Warm-Up am Vormittag, das irgendwie aufregend war, denn dabei konnten alle ihre Strategien ausprobieren. Ich denke, dass ein Qualifying mit vollen Tanks am Sonntagmorgen mit anschließender Parc-Fermé-Regel und dem Rennen am Nachmittag das Spektakel wirklich aufpeppen würde. Dann könnte man das Qualifying mit wenig Benzin am Samstag machen, was mit dem Qualifying um die Startpositionen am Sonntag sicher eine gute Kombination abgeben würde. Das hängt aber alles in der Luft und von den Teams wurden schon viele Szenarios angedacht. Ich hoffe wirklich, dass es bald eine brauchbare Entscheidung geben wird, denn die Zuschauer müssen verstehen, was vor sich geht. Daher plädiere ich auch für eine einheitliche Regel."
Handicap der neuen Strecken für da Matta 2003 noch größer
Frage: "Wir nähernd uns dem Ende der ersten von Cristiano da Matta. Kannst du eine Zwischenbilanz ziehen?"
Pasquali: "Cristiano hat seine Qualitäten schon in Australien unter Beweis gestellt, denn ich denke, dass sich alle noch an das Freitags-Qualifying erinnert, in dem er bis zu seinem Fehler im letzten Sektor sehr beeindruckend unterwegs gewesen ist. Mitte der Runde war er aber noch Zweiter und er schaffte Platz vier in Barcelona. Auch in Monza war das der Fall. Cristiano ist extrem schnell. Er hat den Nachteil, dass er die meisten Strecken erst kennen lernen muss, weil es am Freitag nur noch eine Stunde Freies Training gibt, wohingegen es im Vorjahr zwei Stunden waren. Jetzt geht es nach einer Stunde direkt ins erste Qualifying und dabei muss er sich die Strecke einprägen, sich um viele Dinge kümmern und dann gleich aufs Ganze gehen. Cristiano macht sich sehr, sehr gut. Sein technisches Feedback ist sehr wertvoll für das Team. Er hat auch im Rennen schon bewiesen, was er kann. Denken wir nur an Silverstone, wo er 17 Runden lang geführt hat. Sicher, dazu kam es wegen der Safety-Car-Situation, aber er führte eine Weile und war sicher keine bewegliche Schikane, denn er konnte sich von den meisten Konkurrenten absetzen. Wir sind sehr happy mit ihm und beeindruckt von dem, was er bisher geleistet hat."

