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Parr: Britische Motorsport-Industrie in Gefahr?
Williams-Geschäftsführer Adam Parr erklärt, warum die Motorsport-Industrie so wichtig für Großbritannien ist und wieso diese bald in Länder wie China abwandern könnte
(Motorsport-Total.com) - Williams-Geschäftsführer Adam Parr macht sich Sorgen um die Motorsport-Industrie in Großbritannien. Die Gegend um Silverstone gilt als Silicon Valley der Formel 1 - abgesehen von Ferrari, Sauber, Toro Rosso und HRT ist jedes Formel-1-Team im Mutterland des Grand-Prix-Sports beheimatet. Doch der Brite findet, dass diese geballte Ansammlung von Motorsport-Kompetenz nicht die Anerkennung erhält, die es verdient.

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Adam Parr macht sich Sorgen um die britische Motorsport-Industrie
Er sieht dadurch den Industriestandort in Gefahr und fürchtet langfristig ein Abwandern in Länder wie China. "Sie könnten in 30 Jahren in einem anderen Maßstab Motorsport betreiben und wenn wir keine Aktionen setzen, dann könnten wir Hi-Tech-Industriezweige verlieren, so wie wir schon andere Industriezweige verloren haben", malt er gegenüber der 'BBC' ein düsteres Bild.
Gefahr aus China
"Wenn man sich Länder wie China ansieht, dann fangen sie mit billiger Arbeit am unteren Ende der Wertschöpfungs-Kette an und schreiten dann vorwärts", analysiert er. "Sie gehen bereits in den Fluglinien-Sektor und in andere Sektoren, von denen sie vor zehn Jahren nicht zu träumen gewagt hätten. Daher ist es wichtig, dass die Industrie, die Regierung und der Sport ganz genau überlegen, was sie tun."
Laut Schätzungen trägt die traditionsreiche Motorsport-Industrie in Großbritannien rund 500 Millionen Pfund (umgerechnet 567 Millionen Euro) zur Wirtschaft bei - rund 4.000 Ingenieure sind dort beschäftigt. Eine Tatsache, die von vielen nicht wahrgenommen wird, wie Parr kritisiert: "Es existiert ein hohes Maß an Ignoranz bei den Politikern, bei führenden Wirtschaftstreibenden und in der Öffentlichkeit bezüglich dem, was wir tun."
Der Geschäftsführer des einstigen Erfolgs-Rennstalls gibt ein Beispiel: "Vor zwei Jahren hatten wir mit der Royal Bank of Scotland einen führenden Sponsor und in den Medien hieß es, wir würden Champagner schlürfen."
Warum die Motorsport-Industrie so wichtig ist
Doch das gängige Vorurteil, bei der Formel 1 würde es sich nur um maßlose Geldvernichtung handeln, will Parr nicht bestätigen: "Für jedes Pfund an Sponsoring, das wir von jedem britischen Unternehmen erhielten, gaben wir 4,5 Pfund in Großbritannien aus. Wir haben 500 Leute direkt angestellt, über einen Kreislauf von sechs Jahren hatten wir 3.000 britischen Unternehmen als Zulieferer, wir leisten einen entscheidenden Beitrag zu britischen Wirtschaft."
Daher fordert er, dass Großbritannien endlich erkennt, was man an Williams & Co. hat, sonst ist das Silicon Valley der Formel 1 schneller Geschichte als man glaubt: "Es gibt Länder rund um den Erdball, die alles tun würden, um so eine Motorsport-Industrie wie wir zu haben. Wenn wir uns also zurücklehnen und sagen, wie gut wir sind, brillant und zuversichtlich, dann werden wir geschlachtet."

