• 04.07.2011 16:52

Parr: "Eine langfristige Partnerschaft"

Der neue Motorenpartner Renault ist ein weiterer Puzzlestein bei der Williams-Umstrukturierung - Adam Parr im Interview über die Vorteile der Zusammenarbeit

(Motorsport-Total.com) - Ab der kommenden Saison wird Williams wieder mit Renault zusammenarbeiten. Bereits zwischen 1989 und 1997 bestand eine sehr erfolgreiche Kooperation zwischen diesen beiden Firmen. Ausschlaggebend für den Wechsel war auch, dass Cosworth bezüglich des neuen Motorenformats ab 2014 keine Garantien abgeben konnte. Das britische Traditionsteam wird neben Red Bull, Renault und Lotus das vierte Team sein, dass den RS27 V8 verwenden wird. Wie das neue Abkommen zustande gekommen ist und welche Vorteile sich daraus ergeben, erklärt Adam Parr, der Vorstandsvorsitzende von Williams, im Interview.

Titel-Bild zur News: Adam Parr

Adam Parr blickt der neuen Partnerschaft mit Renault optimistisch entgegen

Frage: "Williams wird ab 2012 mit Renault zusammenarbeiten. Wie lange läuft der Vertrag?"
Adam Parr: "Es ist eine langfristige Partnerschaft. Renault wird Williams den Weltmeistermotor RS27 V8 in den Jahren 2012 und 2013 zur Verfügung stellen. Mittlerweile arbeiten wir bereits an einer Verlängerung für die neuen Motorenregeln ab 2014."

Frage: "Warum hat sich Williams für Renault entschieden?"
Parr: "Renault will genau wie wir Erfolge feiern. Sie engagieren sich in der Formel 1, weil hier die höchste Technologie verwendet wird. Es ist die Königsklasse des Motorsports. Deshalb treten wir such in diesem Sport an. Wir glauben, dass wir gemeinsam Williams wieder zu alter Konkurrenzfähigkeit führen können."

Frage: "Wie ist der Vertrag mit Renault zustande gekommen und was bedeutet er für Williams aus Businesssicht?"
Parr: "Für Williams hat es strategische Priorität, dass wir uns mit weltweit führenden Firmen in der Automobilszene zusammenschließen. Vor zwei Monaten haben wir die Partnerschaft mit Jaguar verkündet, um den C-X75 Supersportwagen zu bauen. Wir erwarten, dass dieses Projekt zu einer generellen Zusammenarbeit bei Sportwagen führen wird. Heute haben wir die Partnerschaft mit Renault bekannt gegeben. Sie bauen nicht nur einen Motor, mit dem man die WM gewinnen kann, sondern sind auch unabhängig. Sie sind total der Formel 1 verschrieben. Natürlich gibt es auch das Erbe von Williams-Renault. Wir haben also in kurzer Zeit zwei Partnerschaften geschlossen, die uns in den kommenden Jahren weiterhelfen werden."


Fotos: PK zur Williams-Renault-Reunion


Frage: "Wie wird die neue Partnerschaft mit Renault die Entwicklung des FW34 beeinflussen?"
Parr: "Natürlich verlangt ein Motorenwechsel mehr Arbeit. Da die Regeln für 2012 relativ stabil bleiben, gibt uns der Wechsel die Möglichkeit für weitere Entwicklungen. Wir haben eine sehr gute Design-Abteilung, die von Ed Wood geleitet wird. Sie wird mit Renault-Technikern zusammenarbeiten. Die Entwicklung des FW34 läuft positiv. Zeitnot ist kein Problem für das Team. Die Ankündigung passt auch gut mit den Verpflichtungen von Mike Coughlan, Jason Somerville und Mark Gillan für den technischen Bereich zusammen. Wir glauben, dass wir jetzt die richtigen Führungskräfte in den Technikabteilungen haben. Das und der neue Motor werden uns helfen, den nächsten Schritt zu machen."

Frage: "Williams ist das vierte Team das von Renault versorgt wird. Ist das ein Problem?"
Parr: "Nein überhaupt nicht. Wenn man die großen Investitionen für den V8 und den kommenden V6 bedenkt, dann braucht Renault eine vernünftige Anzahl an Teams. Man darf nicht vergessen, dass sie kein eigenes Team haben. Für sie ist es essentiell, sich mit mehreren erfolgreichen Chassis-Herstellern zu verbinden. Die Anzahl der verwendeten Triebwerke pro Saison ist gering. Vor zehn Jahren setzte man über 200 Motoren ein. Jetzt ist es nur ein Zehntel davon. Ab 2014 könnte die Zahl sogar weiter halbiert werden. Die Testfahrten sind limitiert und es wird immer nur ein Auto eingesetzt. Mit mehreren Teams kann Renault mehr Daten für die Zuverlässigkeit oder für künftige Entwicklungen sammeln. Renault hat immer bewiesen, dass sie ihre Partner gleich behandeln. Das war für uns ein weiterer wichtiger Faktor."

Williams-Renault

Der Renault-Schriftzug wird ab 2012 wieder auf den Williams-Boliden stehen Zoom

Frage: "Damit endet auch die Partnerschaft mit Cosworth zum Jahresende. Wie wird das die Zusammenarbeit mit Cosworth in der laufenden Saison beeinflussen?"
Parr: "Wir hatten ein Einverständnis mit Cosworth, dass eine längerfristige Zusammenarbeit von dem neuen Motor abhängt. Es war also vorhersehbar. Cosworth ist ein exzellenter Partner. Wir sind sehr dankbar für ihre harte Arbeit, die sie in die Partnerschaft investiert haben. Sie werden auch bis zum Saisonende unermüdlich weiterarbeiten. Das Saisonfinale wird das Ende der Partnerschaft auf der Rennstrecke bedeuten, aber wir werden künftig mit ihnen an dem Jagar-Projekt arbeiten. Aus diesem Weg geht die Beziehung weiter."

Frage: "Die erste Williams-Renault-Periode von 1989 bis 1997 war eine der erfolgreichsten in der Teamgeschichte. Deshalb gibt es natürlich große Erwartungen. Sorgt das für mehr Druck?"
Parr: "Wir setzten uns ständig selbst unter Druck, damit wir unsere Performance verbessern, egal wie die Erwartungshaltung ist. Wir sind nicht glücklich, wenn wir nur Rennen beenden und einige Punkte sammeln. Wir wollen gewinnen und uns wieder in diese Position bringen. Unsere Leistung ist im Moment nicht so, wie wir es gerne hätten. Wir tun alles um das zu lösen. Die neue Partnerschaft ist ein weiterer Schritt in diesem Prozess. Es geht um die Zukunft. Wir wollen uns die Erfolge der Vergangenheit verdienen."

Frage: "Williams hat nun Projekte mit Porsche, Jaguar und jetzt Renault. Gibt es Pläne für ein Renault-Straßenmodell?"
Parr: "In der heutigen Ankündigung ging es nur um den Formel-1-Motor. In unserer Partnerschaft mit Jaguar wollen wir einen Supersportwagen bauen. Das hält uns aber nicht davon ab, eine neue Vereinbarung zu treffen, die nichts mit dem C-X75 zu tun hat."

Frage: "Wird Williams durch die Renault-Partnerschaft auf Sponsorenseite Vorteile haben?"
Parr: "Absolut. Das bringt Williams technische und kommerzielle Vorteile, aber auch für alle, die Teil dieses Projekts werden wollen. Wer möchte nicht Teil davon sein?"