• 30.10.2004 16:45

Panis: "Vielleicht hat der Unfall meine Karriere gebremst"

Im Interview erinnert sich Olivier Panis noch einmal an seine Karriere mit dem Monaco-Sieg, dem Kanada-Crash und mehr zurück

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Olivier, du bist schon ziemlich lange dabei, seit 1994, als du mit Ligier dein Formel-1-Debüt gegeben hast. Rückblickend, bist du mit deinem Karrierestart zufrieden oder war das eher frustrierend?"
Olivier Panis: "Frustrierend? Nein, das denke ich nicht. Ich hatte einen guten start mit Ligier und bin mit dem Team groß geworden. Wir hatten einige gute Resultate und sicherlich auch ein paar Probleme. Ich gewann Monaco (1996; Anm. d. Red.) und hatte 1997 (als aus Ligier Prost wurde; Anm. d. Red.) ein mehr oder weniger siegfähiges Auto. Dann kam leider der schwere Unfall in Kanada dazwischen. Zu der Zeit war ich Dritter in der WM und hatte eine Menge Gespräche bezüglich meiner Zukunft. Vielleicht hat der Unfall meine Karriere ein bisschen gebremst, aber ich habe hart am Comeback gearbeitet. Tatsache ist, dass ich nichts bereue. Ich habe immer mein Bestes gegeben."

Titel-Bild zur News: Olivier Panis

Olivier Panis wird nächstes Jahr nur noch als Testfahrer dabei sein

Frage: "Denkst du manchmal daran, dass du ohne den Unfall vielleicht in ein Top-Team gekommen wärst?"
Panis: "Vielleicht. 2000, als ich für McLaren-Mercedes (als Testfahrer; Anm. d. Red.) fuhr, hatte ich das beste Auto. Das war wie in einer anderen Welt, einfach fantastisch."#w1#

Bei McLaren-Mercedes "muss auch der Fahrer anders denken"

Frage: "Du hast damals gesagt, dass es immer schon aufregend sei, sich überhaupt nur ins Auto zu setzen."
Panis: "Ja, absolut. Du hast dann ein Auto, mit dem du die Pole oder das Rennen gewinnen kannst. Und wenn du in einem siegfähigen Team bist, ist das auch eine andere Atmosphäre - alles ist anders. Da lastet eine Menge Druck auf dir, denn jeder weiß ja, dass dieses Auto ein Siegerwagen ist. Da muss auch der Fahrer anders denken."

Frage: "Welche Zeit deiner Karriere hast du rückblickend am meisten genossen?"
Panis: "Ich würde sagen 1997."

Frage: "Wirklich?"
Panis: "Ganz speziell war natürlich der Monaco-Sieg 1996, denn jeder träumt davon, dort einmal zu gewinnen. Es war aber auch so, dass Ligier ein kleines Team war und die Atmosphäre unheimlich speziell. Wir waren 100 Leute und ich kannte mehr oder weniger jeden. Und 1997 hatte ich dann das richtige Auto und das beste Team. Wir hatten die Reifenmarke gewechselt (zu Bridgestone; Anm. d. Red.), und in Interlagos kämpfte ich mit Jacques Villeneuve um den Sieg, bis mich ein technischer Defekt bremste. In Barcelona dann hatte ich ein siegfähiges Auto."

1997 war Panis' stärkstes Jahr in der Formel 1

Frage: "Du lagst nur rund fünf Sekunden zurück..."
Panis: "Ja, ich hab's nicht ganz geschafft. Aber die Sache ist, dass ich ein konkurrenzfähiges Auto hatte."

Frage: "Du bist dann zwei Jahre mit Jacques Villeneuve bei BAR gefahren - ein schwieriger und schneller Teamkollege. Wie war das?"
Panis: "Ich bin dort akzeptiert worden und die Atmosphäre war gut. Zu Jacques hatte ich ein sehr gutes Verhältnis. Wenn er dich respektiert kommst du gut mit ihm klar. Aber man sollte keine Spielchen mit ihm treiben."

Frage: "Also hat er dich akzeptiert?"
Panis: "Ja, absolut."

Frage: "Zwei Jahre bist du jetzt bei Toyota. Viel Arbeit, viel Potenzial, aber auch harte Jahre, denn du bist seit der zweiten Saison des Teams dabei."
Panis: "Als ich bei Toyota unterschrieb, war ich sehr happy, denn es war ein junges Team. Als ich dann die Anlagen sah, hat es mir die Sprache verschlagen. Ich wusste, dass eine Menge Arbeit auf uns wartet, aber in dem Moment sah ich auch, dass Toyota wirklich Großes vorhat. Der 2002er-Wagen war nicht so schlecht, aber der Schritt zum 2003er war wirklich gewaltig."

Saison 2003 begann gut, aber dann fehlte die Standfestigkeit

Frage: "Hauptsächlich Aerodynamik?"
Panis: "Das ganze Paket. Den Winter über waren wir wirklich schnell, es war ein gewaltiger Schritt vorwärts. Wir qualifizierten uns in Australien auf Platz fünf, waren also vom Start weg sehr schnell, hatten dann aber Probleme mit der Zuverlässigkeit. Kleine Dinge, aber sehr schmerzhafte. Wir haben uns auch von dieser Saison eine Menge erhofft, aber es fehlte einfach der Speed."

Frage: "War es deine alleinige Entscheidung, künftig nur noch als Testfahrer der Formel 1 treu zu bleiben?"
Panis: "Ja, das war rein meine Entscheidung. Ich hatte eine lange Diskussion mit Didier (Coton, sein Manager; Anm. d. Red.), der meinte: 'Bist du dir sicher? Du bist genauso schnell wie die jungen Fahrer. Willst du wirklich aufhören?' Ich sagte, warum ich meine, dass dieser Vertrag genau das Richtige für mich ist, nämlich weil er mir mehr Zeit für mich und meine Familie lässt und meinem Leben etwas mehr Ruhe verschafft. Ich liebe die Formel 1 immer noch und bin wirklich froh, dass ich auch weiterhin involviert bin. Das Management in Japan war sehr zufrieden und wir einigten uns auf einen weiteren Zweijahresvertrag."

Frage: "Und wenn nächstes oder übernächstes Jahr Jarno oder Ralf oben auf dem Podium mit Champagner spritzen, wirst du dann auch stolz sein?"
Panis: "Ja, natürlich. Denn ich habe mich jetzt dazu entschieden, die Seiten zu wechseln. Ich denke, wenn wir das in zwei Jahren erreichen, haben wir gute Arbeit geleistet."