• 02.09.2004 12:14

Panis: "Ein Punkt ist kein großer Trost"

Toyota hatte sich in Belgien große Chancen ausgerechnet, doch am Ende blieb ein magerer Punkt für Olivier Panis übrig

(Motorsport-Total.com) - Frage: "Wie empfandest du die Rückkehr nach Spa?"
Olivier Panis: "Wie für die meisten Formel-1-Fahrer ist Spa-Francorchamps auf für mich mein Lieblingskurs. Ich habe es wirklich genossen, wieder dort zu sein. Rennfahrer lieben schnelle Kurven und Passagen wie die 'Eau Rouge' und 'Blanchimont'."

Titel-Bild zur News: Olivier Panis

Olivier Panis: Platz Acht war eher eine Enttäuschung

Frage: "Über die 'Eau Rouge' wurde ja viel berichtet. Wie betrachtest du diese Kurve?"
Panis: "Wenn man die 'Eau Rouge' zum ersten Mal sieht, dann kann man das gar nicht richtig erfassen. Auf der Streckenkarte sieht sie nicht speziell aus, aber wenn man sie dann sieht, dann sind die Richtungswechsel und der Anstieg unglaublich. Man fährt den Berg hinab und schießt dann den Berg hinauf ohne den Ausgang zu sehen. Der Ausgang wurde etwas verändert und durch den verbesserten Grip wegen der Reifenentwicklung ist es nun einfacher, dort voll zu fahren. Aber das muss man sich dennoch selber sagen. Der Kopf weiß, dass es geht, aber der Gasfuß möchte dennoch lupfen. Wenn man das erste Mal mit Vollgas hindurch fährt, dann ist man sehr beeindruckt."#w1#

Frage: "Warum hat in Belgien nur Toyota auf die härteren Michelin-Reifen gesetzt?"
Panis: "Als Team hatten wir einen exzellenten Belgien-Grand-Prix und wir haben die richtigen strategischen Entscheidungen getroffen. Ich denke, dass es gut war, sich für die härtere Mischung zu entscheiden. Normalerweise geht man da einen Kompromiss ein. Der harte Reifen bietet im Rennen die bessere Leistung, aber über nur eine Runde ist er nicht die beste Option. Aber wir entschieden, dass es besser ist, eine stärkere Pace im Rennen gehen zu können, speziell auch wegen des unsicheren Wetters in den Ardennen. Der Wetterbericht sprach von einem verregneten Samstag aber einem trockenen Rennen. In diesem Fall erlaubt einem die FIA, das Qualifying mit Regenreifen zu fahren und vor dem Rennen wieder auf Trockenreifen umzurüsten. Wir hofften also, dass uns im Qualifying kein Nachteil dadurch entsteht. Am Ende hat unsere Strategie perfekt funktioniert."

Überraschend starkes Qualifying

Frage: "Wie war deine Qualifyingrunde?"
Panis: "Wir haben uns für einen langen ersten Stint im Rennen entschieden, daher hatten wir im Qualifying viel Benzin im Auto. Am Samstagmorgen haben wir zudem viel Zeit im Freien Training durch den Regen und den Nebel verloren, das Qualifying wurde also ohnehin zu einer Lotterie. Als ich meinen ersten Durchgang in Angriff nahm, untersteuerte mein Auto sehr, also hat das Team bis zum zweiten Durchgang noch etwas verbessert. Die Strecke war noch immer sehr nass, also fuhr ich die Reifen für viel Regen. Mit meiner Runde war ich zufrieden, aber ich hatte nicht erwartet, dass ich als Neunter in der Startaufstellung stehen würde. Wir haben von den Fehlern und Missgeschicken der anderen profitiert. Mit unserer Strategie war ich vor dem Rennen sehr optimistisch."

Frage: "Was passierte beim Start des Rennens?"
Panis: "Ich kam ganz gut weg, aber die erste Kurve in Spa - die 'La Source' - ist immer ein Flaschenhals. Als ich in die 'La Source' einbog, fuhr in der Kurvenmitte ein Sauber, der langsamer war als ich es erwartet hatte, und ich fuhr ihm ins Heck. Ich habe meine Fahrzeugnase und den Vorderreifen beschädigt und musste umgehend an die Box fahren, um den Schaden reparieren zu lassen."

Frage: "Wie hast du es dennoch in die Punkteränge geschafft?"
Panis: "Es gab in der ersten Runde einen weiteren Unfall, wodurch das Safety-Car auf die Strecke musste. Dadurch verlor ich in der Box nicht übermäßig Zeit. Auch wenn ich nicht so weit vorne lag wie erhofft, so war ich dennoch zuversichtlich. Nach der ersten Runde lag Ricardo (Zonta) auf Rang zehn, ich hoffte also, dass wir beide Autos in die Punkte bekommen könnten."

Frage: "Waren die Reifenschäden für euch sehr beunruhigend?"
Panis: "Im Rennen gab es zahlreiche Probleme mit Reifenschäden, aber als Fahrer kann man sich darum nicht kümmern. Wir hatten bereits bei Ryan (Briscoe) am Freitag einen Schaden, aber wir konnten da bereits sehen, dass sein Reifen ab dem Moment Luft verlor, als er den Randstein in der 'Bus Stop'-Schikane traf. Ich war also nicht besorgt, was die Michelin-Reifen anging, ich denke sogar, dass ihre Leistung in Spa sehr stark war."

Das Pech traf Toyota wieder einmal Toyota

Frage: "Was hast du gedacht, als du drei Runden vor dem Ende das Auto von Ricardo an der Seite stehen sahst?"
Panis: "Ich lag zu dem Zeitpunkt wieder in den Punkten und Ricardo schaffte es von ganz hinten bis auf den vierten Rang. Nach der dritten Safety-Car-Phase dachte ich, dass Toyota ein verdientes Ergebnis mit beiden Autos einfahren würde, daher konnte ich es auch nicht glauben, dass Ricardo ausfiel. Der Motor war im ganzen Jahr ein starkes Teil des Pakets. Dass wir den vierten Platz gerade mit einem Motorschaden hergeben mussten, ist ein typisches Zeichen unseres Glücks in diesem Jahr."

Frage: "Glaubst du, dass du gegen Coulthard und Klien in den letzten Runden etwas hättest tun können?"
Panis: "Zu dieser Phase hatte ich selbst Schwierigkeiten. Ich konnte nichts dagegen tun, als Klien und Coulthard mich überholten. Bei Neustarts hinter dem Safety-Car sind harte Reifen natürlich nicht optimal. Der Reifen braucht länger, um wieder auf Temperatur zu kommen, und in dieser Phase hat man wenig Grip. Wir waren das einzige Michelin-Team auf der härteren Mischung, anstatt also Klien vor mir angreifen zu können, musste ich nach hinten auf Coulthard Acht geben."

Frage: "Ist dein achter Platz zumindest ein kleiner Trost?"
Panis: "Wir sollten immer zufrieden sein, wenn wir Punkte holen, aber ich denke, dass wir als Team in Belgien mehr als einen Punkt verdient gehabt hätten. Wir haben immer die richtigen Entscheidungen getroffen und das gesamte Team hat professionell gearbeitet. Nur einen Punkt zu bekommen, ist daher kein großer Trost."