• 16.01.2009 18:21

Optimismus pur: Kovalainen verspürt Aufwärtstrend

Heikki Kovalainen im Kreuzverhör: Beim Launch des MP4-24 sprach er mit den Journalisten über das Gelernte, die Erwartungen und das neue Reglement

(Motorsport-Total.com) - Heikki Kovalainen möchte im Jahr 2009 endgültig durchstarten. Mit frisch aufgeladenen Batterien geht er in die heiße Phase der Saisonvorbereitung. Der McLaren-Mercedes-Pilot will nun vieles besser machen als 2008, wo die Saison für ihn zwar stark begann, dann aber nicht mehr ganz nach Wunsch verlief. Bei der heutigen Präsentation des MP4-24 in Woking stellte sich Kovalainen den Fragen der Journalisten:

Titel-Bild zur News: Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen fühlt sich wesentlich besser gerüstet als noch vor einem Jahr

Frage: "Welchen Herausforderungen müssen sich die Fahrer in diesem Jahr stellen?"
Heikki Kovalainen: "In der kommenden Saison gibt es natürlich große Veränderungen und es gibt auch noch ein paar unbekannte Dinge, wie das Qualifyingformat, das zusätzliche Würze bringen könnte. Aber das ist für alle eine große Herausforderung. Die Autos werden sich ein bisschen anders anfühlen und wir müssen unseren Fahrstil ein bisschen anpassen. Vielleicht wird auch das Setup ein bisschen anders sein. Es gibt viele Fragen, die wir vor Melbourne noch beantworten müssen."#w1#

"Ich finde aber alles gut. Wenn all diese Dinge die Rennen verbessern, ist es fantastisch. Wir hatten im vergangenen Jahr ein paar tolle Rennen, mit guten Überholmanövern und tollen Fights. Wenn wir das noch steigern können, ist es ein Bonus."

Monaco: Große Flügel in engen Leitplanken

Frage: "In diesem Jahr kommen einige Extra-Dinge auf euch zu, wie der Frontflügel oder KERS. Wir da noch genug Zeit bleiben, sich auf das Fahren zu konzentrieren?"
Kovalainen: "Das ist ein guter Punkt. Das wird sicher eine Herausforderung, aber so etwas sind wir gewöhnt. Wir müssen das bei den Tests üben. Ich denke nicht, dass es ein Problem wird. Ich werde damit schon umgehen können und es wird Zeit bleiben, sich umzustellen. Allerdings könnte es in Monaco etwas schwieriger werden als auf anderen Rennstrecken, wo man etwas mehr Zeit hat. Ich bin sicher, dass ich mich ausreichend auf meinen Job konzentrieren und die neuen Dinge an unserem Auto weiter verbessern kann."

"Mal schauen, mit welchem Speed wir durch die Eau Rouge fahren - ob wir immer noch Vollgas geben können." Heikki Kovalainen

Frage: "Auf welche Rennstrecken freust du dich mit dem neuen Reglement besonders?"
Kovalainen: "Der Saisonstart in Melbourne wird aufregend - zu sehen, wie die neue Downforce und die neuen Flügel im Rennverkehr funktionieren. Das wird sehr interessant. Dann freue ich mich schon auf Monaco. Es wird ebenfalls interessant, wie nah man mit dem neuen Flügel an die Leitplanken heranfahren kann. Eine weitere Strecke, die immer toll ist, ist Spa. Es macht sogar Spaß, dort im Straßenauto zu fahren, aber mit so einem Auto sollte es richtig gut sein. Mal schauen, mit welchem Speed wir durch die Eau Rouge fahren - ob wir immer noch Vollgas geben können."

Der Motor, ein Schlüssel zum Erfolg

Frage: "Was kannst du uns über die Zuverlässigkeit und Fahrbarkeit des Motors sagen?"
Kovalainen: "Die Zuverlässigkeit des Motors war sehr gut. Die Leute bei Mercedes-Benz haben einen hervorragenden Job gemacht. Der einzige Motorschaden, den wir im Rennen hatten, war in Fuji. Ich hatte gehofft, dass der Motor nicht platzt - aber er hat es getan. Doch alles in allem können wir sehr zufrieden sein. Hoffen wir, dass das dieses Jahr so weitergeht und wir das Jahr über weiter so zuverlässig sind. Auch wenn die Motoren ein bisschen länger halten müssen. Ich bin sicher, dass das Team alles getan hat, damit es so bleibt."

"Über die Fahrbarkeit des Motors kann man viel Zeit gut machen." Heikki Kovalainen

"Über die Fahrbarkeit des Motors kann man viel Zeit gut machen und daran haben wir im vergangenen Jahr sehr viel gearbeitet. Da die Motoren versiegelt sind, ist es sehr schwer, von der reinen Power her große Leistungssteigerungen her zu erreichen. Deshalb ist die Fahrbarkeit sehr wichtig. Daran arbeiten wir kontinuierlich in Woking im Simulator und an der Rennstrecke versuchen wir dann, es weiter zu verbessern. Dabei wollen wir sicherstellen, dass die gesamte Power in die Räder geht, ohne dass wir am Kurvenausgang Energie verschwenden. Wir werden sehen, wie uns das über den Winter gelungen ist, aber das war einer der Bereiche, in dem wir uns verbessern wollten."

Bestens vorbereitet ins Jahr 2009

Frage: "Du hattest einen fantastischen Sieg in Ungarn und ein paar Pole Positions. Was nimmst du aus 2008 mit in die neue Saison?"
Kovalainen: "Ich nehme natürlich diese guten Momente mit, die mir auch heute noch ein gutes Gefühl geben. Alles in allem denke ich, dass es ein positives Jahr war, auch wenn ich ein paar schwierige Rennen hatte. Ich hatte nicht geplant, Siebter in der Weltmeisterschaft zu werden, ich wollte weiter vorn landen. Aber hoffentlich bin ich in diesem Jahr beim Saisonstart besser aufgestellt und kann das dann durch die Saison ziehen."

"Ich hatte nicht geplant, Siebter in der Weltmeisterschaft zu werden, ich wollte weiter vorn landen." Heikki Kovalainen

"Meine Vorbereitung ist sehr gut verlaufen. Ich bin viel besser vorbereitet als vor einem Jahr um diese Zeit. Ich weiß, wie das Team arbeitet und hoffentlich kann ich in der Fabrik allen ein besseres Feedback geben, die Richtung vorgeben, wie das Auto entwickelt werden kann, damit es mir besser passt. Hoffentlich schlägt sich das auch in Ergebnissen nieder."

Frage: "Inwiefern denkst du, dass du in diesem Jahr besser aufgestellt bist?"
Kovalainen: "Ich kenne das Team besser, ich weiß, wie es arbeitet. Ich kenne die Schlüsselpersonen der einzelnen Abteilungen besser. Damit kann ich den Ingenieuren und Designern hoffentlich besser sagen, was ich am Auto brauche. Ich denke auch, dass ich meinen Fahrstil besser an den McLaren angepasst habe. Doch wir müssen erst einmal in die Saison starten und sehen, wie es läuft. Mehr möchte ich dazu jetzt nicht sagen."

"Ich bin auf einem guten Weg und ich habe im vergangenen Jahr sehr viel gelernt." Heikki Kovalainen

Frage: "Wie schwierig war es, den Fahrstil an die Charakteristik des McLaren anzupassen? Und hast du das Problem, die Reifen zu überfahren, gelöst?"
Kovalainen: "Ich hatte bereits gegen Ende der vergangenen Saison das Gefühl, dass die Performance ganz gut war, auch wenn ich nicht alle Rennen mit einem guten Ergebnis beenden konnte. Das gibt mit Optimismus für das kommende Jahr. Zudem hatte ich mit den Slicks ein bisschen das gute Gefühl das ich hatte, als die Ergebnisse gut waren. Ich bin auf einem guten Weg und ich habe im vergangenen Jahr sehr viel gelernt. Zudem bin ich mir bewusst, dass ich meinen Fahrstil in manchen Situationen anpassen muss, anstatt mir danach zu sagen: 'hätte ich doch dieses oder jenes getan'. Das sollte helfen."

Leben mit einem Weltmeister als Teamkollegen

Frage: "Mit die beste Messlatte für die Performance eines Fahrers ist sein Teamkollege. Im vergangenen Jahr hattest du unglaublich viel Pech. Kannst du Lewis mit etwas mehr Glück und der Erfahrung eines Jahres herausfordern?"
Kovalainen: "Ich bin sicher, dass meine Ausgangslage im Vergleich zu vergangenem Jahr viel besser ist. Wir werden dann im Saisonverlauf sehen, wie es läuft."

Heikki Kovalainen und Lewis Hamilton

Zwei, die sich ganz gut verstehen: Heikki Kovalainen und Lewis Hamilton Zoom

Frage: "Wie fühlt es sich an, wenn man einen Weltmeister als Teamkollegen hat? Hilft es dir, wenn dir etwas weniger Aufmerksamkeit zuteil wird, oder beeinträchtigt es dich?"
Kovalainen: "Für mich macht das keinen Unterschied. Natürlich genießt Lewis mehr Aufmerksamkeit, aber ich denke nicht, dass es ein Problem für mich wäre, wenn ich mehr im Rampenlicht stehen würde. Ich kann zwischen der Arbeit und dem Rest ganz gut eine Grenze ziehen. Es ist einfach gut, wenn man einen starken Teamkollegen hat. Er ist ein schneller Fahrer, er hat einen tollen Charakter, wir kommen gut miteinander aus und wir können das Team gemeinsam voranbringen. Das ist das Wichtigste. Ob er nun Weltmeister ist oder nicht, macht für mich keinen Unterschied."

Frage: "Es macht für dich keinen Unterschied, aber Lewis ist Weltmeister. Und er ist der jüngste der Geschichte. Was macht ihn so stark?"
Kovalainen: "Ich denke zuallererst, dass er ein sehr talentierter Fahrer ist. Er ist sehr schnell, er arbeitet hart, er fährt und kämpft gut. Aber es steht auch außer Frage, dass er schon sehr lange mit McLaren verbunden ist. Das war eine fantastische Schule für ihn, er hat dort von großartigen Fahrern, tollen Ingenieuren und dem Team sehr viel gelernt."

"Er kennt McLaren in- und auswendig und das gibt ihm sicher noch zusätzliches Selbstvertrauen." Heikki Kovalainen

"Er kennt McLaren in- und auswendig und das gibt ihm sicher noch zusätzliches Selbstvertrauen. Er weiß, wie dort alles funktioniert. Er kann seine ganze Energie für das Fahren nutzen und muss sie nicht dafür aufbringen, Dinge zu verstehen, die man noch nicht kennt, wenn man neu im Team ist. Das macht einen großen Unterschied aus und er nutzt es voll. In Kombination haben ihn diese Dinge zum Weltmeister gemacht."

Gleichberechtigung im Qualifying

Frage: "Einer der umstrittenen Punkte im vergangenen Jahr war, dass du im Qualifying oft schwerer warst als Lewis. Wird sich das ändern und wie kam es zu dieser Strategie?"
Kovalainen: "Wir sitzen am Rennwochenende immer mit dem Team und den Strategen zusammen. Wir finden immer die beste Lösung für das Team. Ich kann die Situation für mich am einfachsten verbessern, in dem ich konstant besser und stärker werde. Dann wird das Team auch andere Entscheidungen treffen."


Fotos: Launch des McLaren-Mercedes MP4-24


"Doch ich war ein Neuling bei McLaren und Lewis hatte die besseren Chancen, wie Weltmeisterschaft zu gewinnen. Deshalb war verständlich, dass wir es so gemacht haben. In diesem Jahr ändert sich das hoffentlich und ich kann ein besseres Jahr haben. Das ist aber nicht das Thema. Das Wichtigste ist, sich auf das Fahren und die Performance zu konzentrieren. Alles andere ergibt sich von selbst."

Vorsichtig, was die Ziele angeht

Frage: "Welche Ziele hast du dir für die kommende Saison gesteckt?"
Kovalainen: "Wir müssen erst einmal in die Saison starten und sehen, wie es läuft, bevor wir zu viel vorwegnehmen. Den Sieg in Ungarn würde ich in diesem Jahr natürlich gern oft wiederholen, aber jetzt müssen wir uns erst einmal auf die Wintertests konzentrieren. Hoffentlich können wir so gut oder noch besser als im vergangenen Jahr in die Saison starten. Denn nehmen wir diesen Schwung mit durch die Saison und schauen am Ende, wo wir stehen."

"Das Wichtigste ist, am Sonntag mehr Punkte zu holen." Heikki Kovalainen

Frage: "Wo musst du dich persönlich noch verbessern?"
Kovalainen: "Zunächst einmal muss ich mehr Rennen beenden. Schlüssel zum Erfolg ist, ohne Zwischenfälle und Probleme durchzukommen. Denn das Wichtigste ist, am Sonntag mehr Punkte zu holen. Und ich muss mit dem Team zusammenarbeiten. Ich denke, es gibt da keine Zaubertricks oder spezielle Bereiche, in denen ich mich speziell steigern muss. Ich hoffe, wir können uns in allen Bereichen verbessern und dann bessere Ergebnisse holen."

Frage: "Im vergangenen Jahr warst du im Qualifying stark, hattest aber manchmal Probleme mit der Rennpace. Was hast du im Winter gemacht, um diese Probleme zu lösen?"
Kovalainen: "Ich habe einfach weiter mit dem Team gearbeitet. Wir haben uns die Details angeschaut und analysiert, was im vergangenen Jahr so passiert ist. Die letzten Rennen waren nicht so schlecht, auch wenn die Ergebnisse das vielleicht nicht so zeigen. Die Rennpace war aber sehr gut, deshalb hatte ich schon gegen Ende des vergangenen Jahres das Gefühl, dass wir uns steigern und auf dem richtigen Weg sind. Hoffentlich können wir konstant so weitermachen. Es gibt nur eine Methode: Noch mehr mit den Ingenieuren zusammenarbeiten und die Details analysieren."

Ab jetzt: Nicht mehr stressen lassen

Frage: "Was hast du sonst über Weihnachten gemacht? Da hattest Urlaub, aber du warst auch mit eurem Teamarzt Aki in Finnland fleißig am trainieren..."
Kovalainen: "Ich habe mir nach der Saison eine Pause gegönnt. Ich hatte ein bisschen Urlaub und es war schwer, mal nichts zu tun, aber wir hatten eine gute Zeit. Vor Weihnachten war ich ein paar Tage beim Testen. Dann bin ich zurück nach Finnland, um meine Eltern, die Familie und meine Freunde zu treffen. Glücklicherweise hatten wir viel Schnee. Ich war viel beim Langlaufen. Dieser Sport macht mir viel Spaß - manchmal betreibe ich ihn als Training und manchmal genieße ich einfach die Wälder und die Natur."

Heikki Kovalainen

Heikki Kovalainen möchte 2009 in vielen Dingen entspannter werden Zoom

"Ich habe meine Batterien ganz gut aufgeladen. Ich fühle mich körperlich und mental sehr gut in Form. Mit Aki habe ich an der Fitness gearbeitet, aber die habe ich sowieso noch nie als Problem gesehen. Doch man kann sich immer noch steigern und es ging darum, die richtige Balance zu finden."

"Eines aber ist sicher: Ich werde mich in diesem Jahr nicht mehr so viel stressen lassen wie im vergangenen Jahr. Ich möchte es etwas entspannter angehen. Natürlich werde ich weiter mit Vollgas arbeiten, aber ich möchte das Jahr auch mehr genießen. Das beeinflusst hoffentlich auch die Gefühle, die man so über das Jahr hat und gibt einem mehr Energie. Vor allem während der Saison."

"Ich muss mir nicht immer allein die Schuld an allem geben." Heikki Kovalainen

Frage: "Was hat dich denn im vergangenen Jahr so gestresst?"
Kovalainen: "Ich habe mir vielleicht selbst zu viel erwartet und manchmal war ich zu hart zu mir selbst, wenn ich die Pole Position oder den Sieg nicht geholt habe. Im Nachhinein betrachtet hatte ich einige wirklich gute Rennen. Wenn ich mich mit Lewis Hamilton vergleiche, gab es Positives, auch wenn er mehr Punkte geholt hat und sehr gut gefahren ist."

"Ich muss mir nicht immer allein die Schuld an allem geben. Wir können als Team arbeiten und mit diesem Wissen will ich die Saison mehr genießen und entspannter sein. Und wenn ich nach einer Session das Gefühl habe, dass ich nicht das Maximum erreicht habe, dann lasse ich mich davon nicht mehr stressen. Ich muss einfach genug Selbstvertrauen haben und wissen, dass man auch trotz einer schlechten Session noch die Pole Position holen oder das Rennen gewinnen kann. Das ist eines der Ziele, die ich mir für dieses Jahr gesteckt habe."

Weniger Test, mehr Simulator

"Wahrscheinlich werden wir nach ein paar Tagen rote Augen haben, weil wir immer auf den Monitor schauen." Heikki Kovalainen

Frage: "Wo wir gerade vom Entspannen reden...freust du dich dank des Testverbots auf mehr Freizeit?"
Kovalainen: "Ich denke, dass ich mehr Zeit im Simulator verbringen kann - wahrscheinlich werden wir nach ein paar Tagen rote Augen haben, weil wir immer auf den Monitor schauen. Ich denke, man geht am besten mit dem Testverbot um, wenn man die Zeit anderweitig nutzt, um die Performance zu verbessern. Wir können mehr Zeit mit den Ingenieuren und Designern verbringen, auch mit den Motorenjungs mehr ins Detail gehen und jede Kleinigkeit an die Ingenieuere weitergeben."

Frage: "Das neue Auto wird morgen an der Algarve seinen Shakedown absolvieren. Das ist eine neue Strecke. Wie findest du sie?"
Kovalainen: "Um ehrlich zu sein, habe ich davon noch gar nichts gesehen! Ich habe sie noch nicht einmal im Simulator gesehen, deshalb habe ich keine Ahnung. Aber Pedro de la Rosa und Gary Paffett sind dort schon gefahren und sie haben gesagt, dass es eine aufregende Strecke ist. Es gibt viele Bergauf- und Bergabpassagen sowie Wellen, die man auf anderen Strecken vielleicht nicht so oft findet. Was ich bisher gehört habe, war alles positiv. Ich fahre dort am kommenden Donnerstag und freue mich schon darauf. Hoffentlich haben wir dort vier gute Testtage."