Nürburgring-Bilanz: Besser geht's nicht!

Walter Kafitz' Nürburgring-Bilanz könnte kaum besser ausfallen: 311.000 Zuschauer, der beste Polizeibericht seit 1985 - und alle waren glücklich

(Motorsport-Total.com) - Sportlich war der Grand Prix von Europa am Nürburgring an Dramatik nicht zu überbieten: Erst in der Schlussphase fiel die Entscheidung um den Sieg im plötzlich wieder einsetzenden Regen, Mark Webber und Alexander Wurz duellierten sich bis sogar zur letzten Kurve um den dritten Podestplatz und das Chaos in der Anfangsphase riss sowieso jeden vom Hocker.

Titel-Bild zur News: Walter Kafitz

Zufriedener Herr des Rings: Walter Kafitz ist Chef der Nürburgring GmbH

Auch aus deutscher Sicht gab es Grund zur Freude: Markus Winkelhock führte dank einer cleveren Reifenentscheidung in seinem ersten Formel-1-Rennen sensationell für ein paar Runden und schloss damit einen geschichtsträchtigen Kreis - sein Vater Manfred hatte in der Eifel seinen letzten Grand Prix bestritten. Sieger Fernando Alonso erfüllte mit Mercedes-Motor Walter Kafitz' Wunsch nach einem deutschen Sieger, und dann war da ja auch noch Timo Glocks Triumph in der GP2.#w1#

Große Begeisterung auf den Rängen

"So eine Lautstärke hatte ich in meiner Lounge noch nie." Walter Kafitz

Kafitz, Chef der Nürburgring GmbH, zieht daher im Interview mit 'Motorsport-Total.com' zufrieden Bilanz: "Einen herzlichen Dank an die Fans! Es ist nicht selbstverständlich, dass die Leute jubeln, wenn am Schluss noch mal Regen fällt, wenn sie vorher schon nass geworden sind. Das zeigt, wie spannend es war. Ich habe das auch bei meinen Gästen gesehen: Die sind vom Fenster gar nicht weggegangen! So eine Lautstärke hatte ich in meiner Lounge noch nie."

Auch der erwartete Anstieg bei den Zuschauerzahlen hat sich trotz des Schlechtwetters am Renntag bestätigt: Insgesamt pilgerten an vier Tagen 311.000 Motorsportfans in die Eifel, um das erste deutsche Formel-1-Rennen der Post-Michael-Schumacher-Ära live mitzuerleben, davon 135.000 (plus 14.000 gegenüber 2006) am Sonntag, 87.000 am Samstag, 61.000 am Freitag und 28.000 schon am Donnerstag.

Aus wirtschaftlicher Sicht besonders erfreulich, dass davon geschätzte 20 Prozent aus dem Ausland anreisten, was den Nürburgring-Verantwortlichen in der politischen Diskussion um die Sinnhaftigkeit des Grand Prix schlagende (Euro-)Argumente in die Hand gibt. Vor allem aus Polen, Großbritannien und Finnland kamen noch mehr Zuschauer als in den vergangenen Jahren - wegen Robert Kubica, Lewis Hamilton und ausgebauten Geschäftsbeziehungen nach Skandinavien.

Volles Programm schon ab Donnerstag

"Wenn wir uns überlegen, wie man es noch besser machen kann, dann fällt uns wirklich nicht mehr viel ein." Walter Kafitz

Die ersten Highlights fanden schon am Donnerstag statt, als zunächst mehrere Formel-1-Piloten persönlich im so genannten Ringtaxi mit einigen Fans um die Strecke fuhren und damit unvergessliche Erlebnisse bescherten. Außerdem nahmen sich verschiedene Motorsportlegenden die Zeit, um in Reisebussen den Fans den Nürburgring zu erklären - darunter übrigens auch unser 'Motorsport-Total.com'-Experte Hans-Joachim Stuck.

In puncto Rahmenprogramm hat der Nürburgring die Latte für alle anderen Veranstalter also sehr hoch gelegt: "Wenn wir uns überlegen, wie man es noch besser machen kann - und das tun wir natürlich -, dann fällt uns wirklich nicht mehr viel ein", sagt Kafitz nicht ganz ohne Stolz. Und er hat auch Recht, wenn er behauptet: "Es hat sich gelohnt, alleine wegen des Rahmenprogramms an den Nürburgring zu kommen."

Bester Polizeibericht seit 1985

Michael-Schumacher-Fans

Die meisten Fans hatten immer noch ihre Michael-Schumacher-Fahnen dabei Zoom

Positiv auch: "Der Polizeibericht ist so ausgefallen, dass es der beste Grand Prix war seit 1985 - mit den wenigsten Vorfällen. Es gab zwar ein sehr hohes Verkehrsaufkommen, aber es ist nichts passiert", so der Nürburgring-Chef. Für einen reibungslosen Ablauf sorgten insgesamt 8.000 Helfer, darunter unter anderem 600 Marketender, 500 ehrenamtliche Tribünenordner, 200 Kontrolleure, 200 Parkplatzanweiser und 100 Securitybedienstete.

Stattliche 500 Streckenposten sorgten außerdem dafür, dass im Regenchaos der ersten Runden alles sicher ablief: "Das ist beim ADAC und bei uns Selbstverständlichkeit. Wir sind natürlich froh, dass es hingehauen hat, denn es war nicht geplant, dass die so viel arbeiten müssen", so Kafitz. In Anspielung auf Lewis Hamiltons Ausrutscher ergänzt er: "Man muss ja auch erst einmal kapieren, einen Rennfahrer, der noch im Auto sitzt, zurück auf die Strecke zu hieven und die Regel dazu zu kennen."

Der sentimentale Held des Wochenendes war freilich Michael Schumacher, der es sich nicht nehmen ließ, persönlich an den Nürburgring zu kommen. Am Samstag wurde der Rekordweltmeister von 'Motorsport-Total.com' für sein Lebenswerk geehrt, am Sonntag wurde dann die Bergaufpassage nach der Dunlop-Kehre nach ihm bekannt - was von den immer noch überwiegend in Ferrari-Rot gekleideten Zuschauern mit tosendem Jubel honoriert wurde.

Kafitz stolz auf das Michael-Schumacher-S

"Als ich die Reaktion der Fans gesehen habe, ist mir die Gänsehaut den Rücken runtergelaufen." Walter Kafitz

"Wenn ich nicht vorher schon stolz gewesen bin auf diese Idee, dann mit Sicherheit während der Zeremonie", so Kafitz. "Michael Schumacher hat mir gesagt, dass er sich sehr geehrt fühlt durch diese Danksagung in dieser Form. Es war der Ministerpräsident dabei, Bernie Ecclestone, der Aufsichtsratsvorsitzende - es war ein emotionaler Akt. Als ich die Reaktion der Fans gesehen habe, ist mir die Gänsehaut den Rücken runtergelaufen."

Nun geht es freilich erst einmal in eine Formel-1-Pause, denn obwohl der Nürburgring noch einen Grand-Prix-Vertrag bis 2011 hat, ist im Zuge der neuen deutschen Rotation im nächsten Jahr Hockenheim an der Reihe. Beim Comeback im Jahr 2009 wird dann auch das Projekt "Nürburgring 2009" abgeschlossen sein - ein großes Facelifting mit vielen Neuerungen. Kafitz: "Ich habe das Projekt auch Bernie Ecclestone vorgestellt. Er ist begeistert."