Notausgang Paydriver: Lotus lässt Grosjean zappeln
Der Franzose hofft, bald Tinte unter einen Lotus-Vertrag zu setzten, zumal er keine Alternativen hat - Favoritenstellung im Kampf um Konstrukteurs-Silber
(Motorsport-Total.com) - Romain Grosjeans Formkurve zeigt steil nach oben, Eric Boullier hat seinem Landsmann für 2014 das Vertrauen ausgesprochen. Es könnte alles in Butter sein für den Lotus-Piloten, allerdings hat er noch keinen unterschriftsreifen Vertrag präsentiert bekommen. Auch im Vorfeld des Indien-Grand-Prix am kommenden Wochenende muss er die Journalisten vertrösten: "Nein, nichts Neues", sagt Grosjean über seinen Arbeitsplatz für 2014. "Für die Zukunft ist alles offen, obwohl ich mich in Enstone wohl fühle."

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Trotz Topform: Romain Grosjean blickt in eine ungewisse Zukunft Zoom
Offenbar verzögern die andauernden Verhandlungen mit dem potenziellen Investor Infinity Racing und die Geldprobleme der Schwarz-Goldenen die Personalplanung: "Die Versuche, die finanziellen Schwierigkeiten zu lösen, stellen das erstmal hinten an", bestätigt Grosjean, der keine Fingernägel kaut: "Ich habe keine Eile. Ich genieße einfach die Rennen." Eine Zitterpartie wie im vergangenen Jahr, als er bis zum 16. Dezember auf Gewissheit warten musste, will er trotzdem nicht erneut erleben: "Hoffentlich geht es schneller, ich will vorher in den Urlaub fahren", schmunzelt er.
Die größte Gefahr für Grosjean ist, dass Lotus einen oder sogar zwei Paydriver benötigt. Er selbst bringt nur wenige Millionen der Tankstellenkette Total mit. "Dann gehe ich eben woanders hin. Aber so läuft der Hase in diesem Sport", pustet der 27-Jährige mit einigem Unbehagen durch. Die Vorstellung, dass nur noch Geld über die Cockpitvergabe entscheidet, lässt ihn erschaudern: "Es wäre fürchterlich und ich klopfe auf Holz, aber was sollte ich denn machen? Ich bin gut gefahren, hatte gute Resultate. Trotzdem hat sich nichts ergeben." Grosjean scheint sein Soll erfüllt zu haben.
Red Bull "scheint zu fliegen"
Nach dem Abgang Kimi Räikkönens will er bei Lotus zum Nummer-eins-Piloten aufsteigen: "Ich will eines Tages Weltmeister werden und dazu muss ich Teamleader sein. Ich versuche immer, mich zu verbessern - mehr Motivation brauche ich nicht." Bester Beweis war das Rennen in Japan, als er kurzzeitig in Führung lag, am Ende Dritter wurde und der einzige war, der den sagenhaften Red Bull zumindest etwas Paroli bot: "Wir haben eine halbe Zehntelsekunde Rückstand", analysiert Grosjean und staunt über Milton Keynes: "Seit Spa-Francorchamps scheinen sie förmlich zu fliegen."
Traktionskontrolle? Magisches Mapping? Daran glaubt der Franzose, der den Diffusor von Sebastian Vettel schon so oft aus der Nähe gesehen hat, nicht. Er favorisiert die Theorie von ausgebuffter Aerodynamik: "Sie können 20 Meter vor allen anderen auf das Gas steigen. Das ist beeindruckend. Die Abgase des Auspuffs kontrollieren diesen Luftstrom." Dennoch sieht er seine Lotus-Mannschaft in Topform und nach Suzuka-Erkenntnissen als Favoriten auf Platz zwei in der Konstrukteurs-WM: "Mit dem Abstand auf Platz vier hätten wir normalerweise das Rennen anführen müssen."
Laut Grosjean hat die späte Formverbesserung nichts mit dem längeren Radstand des E21 zu tun, zumal Vergleichswerte fehlen. "Das Auto ist einfach wahnsinnig gut. Probleme hatten wir auf Strecken mit wenig Abtrieb, wo unser Paket in dieser Saison nicht passte. Aber sobald der Flügel flach war...", schwärmt Grosjean und nennt Singapur als Beispiel. Für die restlichen Kurse im Kalender sieht er Lotus im Vergleich mit Red Bull gut aufgestellt und keinen Vor- oder Nachteil für Noida, Abu Dhabi, Austin oder Sao Paulo ausmachen. Schlüssel sei es, auf der jeweils härteren Reifenmischung klarzukommen.

