• 14.02.2017 21:20

  • von Daniel Halder

Nico Rosberg: "Ich bin ein Mensch und kein Hamster"

Der zurückgetretene Weltmeister fühlte sich in der Formel 1 zuletzt wie im Hamsterrad und dankt seinem Vater Keke, dass er ihn seinen Weg gehen ließ

(Motorsport-Total.com) - Wenn in den kommenden Tagen die Teams ihre Boliden für die Formel-1-Saison 2017 präsentieren, wird der Protagonist des vergangenen Jahres nicht mehr dabei sein: Weltmeister Nico Rosberg genießt sein Leben im Ruhestand, nachdem er im Dezember die Sportwelt mit der Nachricht seines Rücktritts geschockt hatte. Inzwischen wird immer mehr klar, wie sehr sich der 31-Jährige nach einem Leben außerhalb der Formel-1-Welt gesehnt hat. Erst vor wenigen Tagen sprach er ausführlich über die Strapazen des ständigen Reisens und wie wenig Zeit er für seine eineinhalb Jahre alte Tochter Alaia fand.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Abgekämpft, aber glücklich: So schloss Rosberg mit seiner Zeit in der Formel 1 ab. Zoom

Das hat sich in der Zwischenzeit geändert, weshalb Rosberg zehn Wochen nach seiner Rücktrittsverkündung mehr denn je mit sich im Reinen scheint. "Jetzt genieße ich alle anderen schönen Dinge, die es sonst da draußen noch gibt. Das Leben kann sich nicht von morgens bis abends, das ganze Jahr über, um eine Maschine drehen. Ich bin ein Mensch und kein Hamster", sagt er im Interview mit der italienischen Tageszeitung 'La Repubblica'.

Zwar gibt er zu, dass Formel-1-Piloten als "reiche Hamster" ein "fantastisches Leben" führen können - doch die vielen Verpflichtungen und der enge Zeitplan kämen einem Hamsterrad gleich, in dem er nicht länger gefangen sein will. "Ich habe auch sonst noch ein Leben, das ich führen möchte; und als Pilot ist man gezwungen, sich immer nur auf eine einzige Aktivität zu konzentrieren, die Maschine und das da draußen", so Rosberg.

Die Dinge mit dem Vater geklärt

Und so reifte in ihm gegen Ende der vergangenen Saison der Entschluss, im Falle eines WM-Siegs gegen Mercedes-Stallrivale Lewis Hamilton Schluss zu machen. "Die Opfer, die man bringen muss, um eine Weltmeisterschaft zu gewinnen, sind monströs, in physischer Hinsicht ebenso wie in persönlicher und familiärer", erklärt er noch einmal. Der Weltmeistertitel sei für ihn deshalb "eine goldene Gelegenheit", das Kapitel als Formel-1-Fahrer mit einem Happy End abzuschließen, auch wenn er künftig gerne eine anderweitige Rolle in dem Sport spielen möchte.

Was auf dem höchsten Niveau im Motorsport auf ihn zukommen würde, wusste Rosberg bereits seit der Kindheit durch seinen Vater Keke, der 1982 mit Williams den Fahrertitel in der Königsklasse gewann. Obwohl ihm der Finne in den ersten Jahren viel geholfen habe, sei diese Situation auch belastend gewesen: "Er wusste alles über diese Welt, in die ich hineinkam, alles, was ich tun musste, alles, was die anderen tun mussten, was am besten und was am schlechtesten war." Erst, als er tatsächlich in der Formel 1 angekommen war, begann der Abnabelungsprozess von seinem Vater.


Nico Rosberg mit dem WM-Pokal auf Reisen

"Ich musste meine eigenen Fehler machen, die Dinge auf meine Weise tun. Und deshalb haben wir eines Abends darüber geredet", erinnert sich der Weltmeister an ein alles andere als einfaches Gespräch: "Auf der einen Seite war da ein Vater, der seinem Sohn helfen wollte, auf der anderen ein Mann, der seinen eigenen Weg suchte", beschreibt der 23-fache Grand-Prix-Sieger.

Letztendlich habe sich sein Vater aus der Karriereplanung des Sohnes zurückgezogen. "Er ist ein emotionaler Typ, er hat diese Situation auf die beste Weise gehandelt, und heute kann ich ihm nur dafür danken, dass er mich hat machen lassen. Ich möchte, dass er weiß, dass ich nur deshalb heute hier bin und als Weltmeister darüber reden kann", so der Rosberg abschließend.