• 20.06.2002 16:20

  • von Marcus Kollmann

Newey schiebt McLarens Probleme auf Michelin

McLarens Technischer Direktor glaubt den Grund zu kennen warum die Silberpfeile in dieser Saison keine Chance im Titelkampf haben

(Motorsport-Total.com) - Vor dem Großen Preis von Europa auf dem Nürburgring hat Adrian Newey, seines Zeichen Konstrukteur des MP4-17 und Technischer Direktor bei McLaren-Mercedes, über die Gründe gesprochen die seiner Meinung nach hauptverantwortlich dafür sind, dass die Silberpfeile hinter Ferrari und BMW-Williams nur noch die dritte Kraft darstellen und aufpassen müssen nicht von Renault ein- oder sogar überholt zu werden.

Titel-Bild zur News: Adrian Newey

Newey: Reifen der Grund für McLarens bescheidene Konkurrenzfähigkeit

Überraschenderweise macht der Brite nicht etwa den Mercedes-Motor, dem nachgesagt wird im Vergleich zu den Aggregaten aus Maranello und München nicht gerade besonders leistungsstark zu sein, für die schwächere Konkurrenzfähigkeit verantwortlich, sondern die Michelin-Reifen und die Philosophie die das Unternehmen aus Clermont-Ferrand verfolgt. Damit kritisiert Newey jedoch ausgerechnet jenes Teil des Gesamtpaketes dem im Wettkampf der miteinander konkurrierenden Rennställe immer mehr Bedeutung beigemessen wird.

"Unser Chassis hat eine andere Balanceverteilung als sie Williams und Renault haben, woraus sich ergibt, dass wir ganz andere Anforderungen an die Reifen stellen als die anderen. Wir benötigen bessere Hinterreifen, während die anderen zwei Teams bessere Vorderreifen benötigen. Wenn ich mir die Resultate so anschaue, dann hat Michelin grundsätzlich und ziemlich eindeutig den Wünschen der anderen Rennställe mehr Beachtung geschenkt", zitiert ' Autosprint' den Technischen Direktor von McLaren-Mercedes.

Newey hat auch eine Erklärung dafür parat, warum man während der Wintertestfahrten die schnellsten Rundenzeiten fahren konnte und bei Saisonbeginn plötzlich total "blass" gegenüber der Michelin-bereiften Konkurrenz aussah: "Wenn wir mit den Reifen fahren könnten die wir bei den Wintertests benutzt haben, dann wären wir schneller, doch Williams und Renault haben eine andere Richtung eingeschlagen und die Reifen auch. Deshalb müssen wir das Setup für die Heckpartie modifizieren", berichtet der 43-Jährige von notwendig gewordenen Umbauarbeiten die das Team zurückgeworfen haben.

Neben Newey dürfte vor allen Dingen auch McLaren-Teamchef Ron Dennis nicht gerade erfreut über die Verfahrensweise von Michelin sein, denn bekanntlich hatte sich der Brite ja nicht nur zum Wechsel auf die Pneus des französischen Herstellers entschlossen weil dieser in der Saison 2001 schon zu beeindrucken wusste, sondern weil man unzufrieden war dass Bridgestone bei der Reifenentwicklung Ferrari mehr Aufmerksamkeit schenkte. Die Aussagen von Adrian Newey lassen jedoch vermuten, dass man irgendwie vom Regen in die Traufe gekommen ist, denn BMW-Williams ist nun einmal das Nummer-1-Team von Michelin, wenngleich die Franzosen bemüht sind einen Reifen herzustellen der den Anforderungen aller seiner Top-Teams genügt. Dies kann jedoch nur dann gelingen, wenn die Unterschiede zwischen den Boliden - zum Beispiel in der Gewichtsverteilung - nicht so groß sind. Betrachtet man die Vorgehensweise aus dem Blickwinkel von Michelin, so erscheint die Entscheidung der Franzosen, auf die Wünschen von BMW-Williams und Renault einzugehen, logisch, schließlich sind beide Teams schon seit längerem Partner des Reifenherstellers und auch in der Lage aus eigener Kraft um die vordersten Plätze zu kämpfen. Der Dritte im Bunde - McLaren - kann folglich nicht davon ausgehen sofort "maßgeschneiderte" Reifen zu bekommen.