• 16.08.2002 14:54

Neues vom Fahrermarkt – Minardi will Frentzen

Seitdem Frentzen bei Arrows gekündigt hat, kommt das Fahrerkarussell richtig in Fahrt ? und der Deutsche sitzt mittendrin

(Motorsport-Total.com/sid) - "Schlusslicht" Minardi ist in den Poker um den arbeitslosen Heinz-Harald Frentzen eingestiegen. "Wir wollen für nächstes Jahr einen erfahrenen Fahrer", sagte Teambesitzer Paul Stoddart dem Sport-Informations-Dienst (sid) beim Großen Preis von Ungarn. Am liebsten würde der kleinste Formel-1-Rennstall dabei den Mönchengladbacher Frentzen oder den Holländer Jos Verstappen verpflichten.

Titel-Bild zur News: Heinz-Harald Frentzen

Beim Fahrerkarussell dreht sich in diesem Jahr alles um Heinz-Harald Frentzen

Mit seinem freiwilligen Abschied von dem mit angeblich 100 Millionen Euro verschuldeten Arrows-Team hat Frentzen das Fahrerkarussell in Schwung gebracht. Der in den letzten 13 Monaten von Jordan über Prost und Arrows in die Arbeitslosigkeit gewanderte 35-Jährige hat dabei offensichtlich mehrere Optionen.

Als wahrscheinlichster neuer Arbeitgeber galt bislang der aufstrebende Toyota-Rennstall, der einen starken Nachfolger für den Schotten Allan McNish sucht. Für die Japaner sprechen ein großzügiges Budget, die in Köln angesiedelte Rennsportabteilung und Frentzens Eindrücke bei ersten Kontakten: "Das ist ein interessantes Team mit sympathischen Leuten. Ich könnte mir vorstellen, dort zu fahren."

Neben Frentzen tauchte zuletzt aber immer wieder der Name des Brasilianers Cristiano da Matta auf, der momentan Spitzenreiter der US-Champ-Car-Serie ist.Da könnte das Interesse von Minardi gerade zur rechten Zeit kommen, zumal Frentzen eine "Entscheidung bis zum nächsten Vollmond" ankündigt.

2003 werden beide Cockpits beim sympathischen WM-Letzten des Vorjahres frei. Der mit einer Ablöse für Minardi versüßte Wechsel des starken Australiers Mark Webber zu Jaguar sollte angeblich noch in Ungarn perfekt gemacht werden. Der glücklose Alex Yoong, dem zahlungskräftige Sponsoren aus seinem Heimatland Malaysia den Weg in die Königsklasse geebnet hatten, erhält "definitiv keinen neuen Vertrag" (Stoddart).

In Ungarn und beim nächsten WM-Lauf am 1. September in Spa wird Yoong ohnehin vom 23-jährigen Engländer Anthony Davidson ersetzt. Der ehemalige BAR-Testfahrer darf allerdings nur diese zwei Rennen fahren, dann verabschiedet sich Yoong mit drei Einsätzen von der Formel 1.

Bei bislang 282 Grand-Prix-Teilnahmen feierte Minardi nicht einen einzigen Podestplatz - trotzdem könnte Frentzen ein Wechsel mehr Perspektiven als gemeinhin erwartet bieten. Die befürchtete Pleite der Hinterbänkler wurde durch die Überweisung von 13 Millionen Euro - ursprünglich hatten die Fernsehgelder dem Frentzens bankrotten Ex-Arbeitgeber Prost zugestanden - abgewendet. "Zudem sind wir in aussichtsreichen Verhandlungen mit einer seriösen Investorengruppe, die uns eine Aufstockung des Budgets garantieren würde", erzählt der australische Teambesitzer Stoddart.

Kommt der Deal zustande, hätte Minardi auch in der Motorenfrage finanziellen Spielraum. Statt Asiatech könnten das mit zwei Punkten auf WM-Rang neun liegende Team dann starke Ferrari- oder Ford-Triebwerke einsetzen. Denkbar ist beispielsweise ein Tauschgeschäft mit Niki Lauda, der Webbers Wechsel zu Jaguar mit Motoren von Cosworth-Ford bezahlen könnte.

Als zweiten Mann neben dem möglichen neuen Topfahrer Frentzen will Stoddart möglicherweise einen "Piloten oder eine Pilotin aus den USA" verpflichten. Damit würde ein ganz neuer Sponsorenmarkt eröffnet.

Gänzlich vom Tisch ist auch die Rückkehr von Frentzen zu seinem Ex-Arbeitgeber Jordan nicht, der ihm angeblich noch 7,5 Millionen Euro Gehalt schuldet. Der deutsche Hauptsponsor würde den Mönchengladbacher als Nachfolger des Crashpiloten Takuma Sato (Japan) gern wieder in der "Postkutsche" sitzen sehen.

Die Plätze bei BAR scheinen besetzt, da Ex-Weltmeister Jacques Villeneuve (Kanada) auf die Erfüllung seines 20-Millionen-Dollar-Vertrages pocht. Der Brite Jenson Button steht als Nachfolger von Olivier Panis (Frankreich) fest. Der von Button freigegebene Platz bei Renault wird vom schnellen Spanier Fernando Alonso besetzt - übrigens ein ehemaliger Minardi-Fahrer.