• 26.07.2002 19:49

  • von Fabian Hust

Neues vom Fahrermarkt

So richtig klar ist das Fahrerfeld der Saison 2003 noch lange nicht ? zu viele unsichere Faktoren gibt es im Moment noch

(Motorsport-Total.com) - Seit dem Großen Preis von Frankreich in Magny-Cours ist das Fahrerkarussell so richtig in Schwung gekommen. Die ersten, lange Zeit nicht sicheren, Cockpits sind belegt, aber dennoch gibt es genügend Gründe, dass sich auch in den kommenden Wochen auf dem Fahrermarkt viel tun wird, wahrscheinlich mehr als in den letzten Jahren. Zu einem richtigen "Durcheinander" könnte es kommen, wenn wie befürchtet einige Teams zum Ende der Saison aufgeben müssen und die Top-Teams verpflichtet werden würden, mit drei Autos und drei Fahrern an den Start zu gehen.

Titel-Bild zur News: Formel-1-Fahrer

Wer fährt 2003 in welchem Team? Noch gibt es viele Fragezeichen

Ferrari
Bei Ferrari ist alles klar. Michael Schumacher und Rubens Barrichello stehen als Fahrer für die kommende Saison fest. Ob einer der Testfahrer (Luca Badoer, Luciano Burti) im Falle eines Drei-Autos-Teams befördert werden würde, ist unwahrscheinlich, zu dezent sind die Vorstellungen der Versuchsfahrer. Stattdessen könnten sich die Italiener einen Fahrer wie Felipe Massa angeln.

McLaren-Mercedes
Seit Freitag ist klar: David Coulthard und Kimi Räikkönen sind auch 2003 Teamkollegen bei den Silberpfeilen. Mika Häkkinen hat wenig überraschend bekannt gegeben, dass er endgültig aus der Formel 1 abtreten wird. "Dritter Fahrer", wie es McLaren-Mercedes nennt, wird Alexander Wurz, der sich wie die anderen beiden Fahrer "langfristig" an das Team gebunden hat. Wie lange ist unklar, es dürften vermutlich zwei Jahre sein. Die Bezeichnung "dritter Fahrer" könnte passen, wenn das Team mit drei Autos an den Start gehen müsste. Dann würde wohl der Österreicher den Zuschlag erhalten.

BMW-Williams
Ralf Schumacher hat einen Vertrag bis 2004, Juan-Pablo Montoya ist noch nicht bestätigt. Es wäre allerdings mehr als wunderlich, würde das Team den starken Kolumbianer ziehen lassen. Angeblich soll der bisher bei Williams unter Vertrag stehende Jenson Button eine Klausel im Vertrag stehen haben die vorsah, dass der Brite erst ein Cockpit haben muss, bevor Montoya bestätigt wird. Button wurde letztes Wochenende aus dem Williams-Vertrag gelöst, die Bestätigung des Teams dürfte in den nächsten Wochen folgen.

Renault
Bei Renault ist für die kommende Saison alles klar. Das Team warf Jenson Button raus und ersetzte ihn durch Testfahrer Fernando Alonso. Der Spanier ist bei Manager und Renault-Teamchef Flavio Briatore unter Vertrag ebenso wie Jarno Trulli, der im zweiten R203 sitzen wird, was die von vielen Fachleuten kritisierte Fahrerwahl erklärt. Der Posten des Testfahrers ist noch offen.

Sauber
Teamchef Peter Sauber hat angekündigt, dass er die Option auf Nick Heidfeld ziehen wird. Felipe Massa ist noch ein Wackelkandidat. Der Brasilianer ist nicht ein Kaliber wie es Kimi Räikkönen war und er macht zu viele Fehler. Das Team schaut sich definitiv nach Alternativen um, die Option Button konnte nicht angelockt werden. Stattdessen wird der bei Jordan-Honda untermotorisierte Giancarlo Fisichella mit dem Team in Verbindung gebracht. Das Problem: Der Italiener wäre ziemlich teuer. Auch zwei "alte Herren" der Formel 1 werden mit den Schweizern in Verbindung gebracht: Ex-Sauber-Fahrer Heinz-Harald Frentzen und der ewige Teamwechsler Jos Verstappen. Gegen Frentzen spräche die Tatsache, dass zwei deutsche Fahrer im Team wären, was Marketingnachteile mit sich bringen würde. Will Sauber Massa, kann er eine Option ziehen. Verstappen, so zeigte sich, hatte bei Arrows Bernoldi nicht im Griff, der jedoch wird von Frentzen gebügelt, was die Leistungen Verstappens in Frage stellen.

Jordan
Bei Jordan ist derzeit noch viles unsicher. Jordan beteuert immer wieder auch 2003 mit Honda- zu fahren, bei den Japanern gibt es mal Zusagen, mal vage Aussagen. Wenn Honda das Team fallen lässt, dürfte Eddie Jordan Takuma Sato rausschmeißen. Bleibt Honda erhält der Japaner eine zweite Chance. Giancarlo Fisichella könnte das Team verlassen, wenn es außerhalb der Top 5 liegt. Als mögliche Ersatzmänner werden Heinz-Harald Frentzen und Eddie Irvine gehandelt. Frentzen würde Sponsor Deutsche Post gefallen, aber ein Wechsel würde viel Arbeit hinter den Kulissen benötigen, denn Frentzen steht noch ein Rechtsstreit mit dem Team wegen seines Rausschmisses im vergangenen Jahr bevor. Die Ingenieure, die ihn damals rausgeekelt haben sollen, sind aber nicht mehr an Bord. Irvine wäre ein Wunschkandidat von Sponsor "Benson and Hedges" aber der Ire dürfte mit seinen Gehaltsforderungen sich selbst Steine in den Weg legen.

BAR
Bei BAR ist Jenson Button bis mindestens 2004 gesetzt, es gibt eine Option bis 2006. Jacques Villeneuve ist mit größter Wahrscheinlichkeit der zweite Fahrer, aber Olivier Panis räumt sich ebenfalls noch Chancen ein. Wenn es kommende Saison drei Teams geben sollte, könnten alle Fahrer an Bord bleiben. Teamchef David Richards sucht nach einer Lösung, die alle drei Fahrer im Team hält. Ob sich Panis in der Rolle des Testfahrers wohl fühlen würde, darf bezweifelt werden.

Jaguar
Bei Jaguar ist noch alles offen. Offiziell gilt Pedro de la Rosa als gesetzt, doch seine Leistungen sind zu dezent, so dass man nach Alternativen sucht. Eddie Irvine macht wieder mit guten Rennen auf sich aufmerksam, das Team könnte den Iren halten, wenn man keinen anderen erfahrenen Fahrer verpflichten kann. Minardi-Pilot Mark Webber und die Testfahrer Anthony Davidson (BAR) sowie James Courtney (Jaguar) stehen zur Debatte. Besonders Webber gilt als schnell, das Problem ist jedoch, dass das Minardi-Team eine Option auf den Australier ziehen könnte, wenn es auch nächste Saison fährt. Der Deutsche André Lotterer hat offenbar trotz solider Testvorstellungen kaum Aussichten auf ein Cockpit. Heinz-Harald Frentzen ist laut Lauda zwar momentan kein Thema, aber man sagt noch nicht definitiv "Nein".

Minardi
Minardi ist eine große Unbekannte, das Team könnte dem Pleitegeier zum Opfer fallen. Das Team will Webber halten, doch der sucht verständlicher Weise nach starken persönlichen Leistungen ein besseres Auto. Der Australier hat aber bereits angedeutet, sein Team zu unterstützen, wenn die kommende Saison gesichert ist. Alex Yoong gilt als Wackelkandidat trotz Sponsormillionen aus Malaysia. Die Leistungen sind im Vergleich zu Webber viel zu schlecht. Ein möglicher Kandidat wäre Jos Verstappen. Der Holländer will unbedingt in die Formel 1 zurück und könnte ein bis zwei Sponsoren mitbringen.

Toyota
Mika Salo gilt offiziell als gesetzt, aber Teamchef Ove Andersson hat durchblicken lassen, dass das keine Garantie ist, das der Finne 2003 für das Team fahren wird. Die Leistungen Salos würden zumindest dafür sprechen, ihn ein weiteres Jahr zu halten. Allan McNish schlägt sich für seine erste Formel-1-Saison wacker, aber das Team könnte einen jungen, schnellen Fahrer gebrauchen, der Salo antreibt. Nachdem Wurz bei McLaren und Heidfeld bei Sauber bleiben, steht mehr oder weniger als erfahrener Fahrer nur noch Heinz-Harald Frentzen zur Debatte. Das Team hat dementiert, Kontakt zum Deutschen zu haben. Ein weiterer Name: CART-Star Cristiano da Matta.

Arrows
Das Arrows-Team steht vor der Rettung, aber diese könnte in letzter Minute scheitern, dann wäre das Team 2003 nicht mehr in der Formel 1. Sieht Frentzen im Team Perspektiven, wie er das dieses Jahr getan hat, dann dürfte er im Team bleiben. Enrique Bernoldi gilt erst recht dann als gesetzt, wenn das Team von Red Bull aufgekauft wird. Momentane Ausweichlösung: Tomas Enge. Nach seinen Siegen in der Formel 3000 könnte man dem Tschechen eine neue Formel-1-Chance geben. Enge könnte neue Geldquellen für das Team auftun.