Neuer Honda-Windkanal soll ab Montréal Früchte tragen
Seit Ende Mai ist der neue Honda-Windkanal in Brackley in Betrieb, von dem sich das Team baldige Fortschritte erhofft - Personal soll aufgestockt werden
(Motorsport-Total.com) - Honda hat zwar noch immer zwölf WM-Punkte Vorsprung auf das BMW Sauber F1 Team, doch wenn man bedenkt, dass der RA106 im Winter gemeinsam mit dem Renault R26 das schnellste Auto der Testfahrten war, ist es mehr als enttäuschend, dass sich die Japaner überhaupt nach hinten orientieren müssen. Damit soll aber bald Schluss sein.

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Nick Fry und Geoff Willis setzen große Hoffnungen in den neuen Windkanal
Ende Mai wurde nämlich - ein wenig früher als geplant - der neue Windkanal in Betrieb genommen, der zusätzlich zur alten 50-Prozent-Anlage Simulationen mit 100-Prozent-Modellen ermöglicht. Aus diesem Grund war Chefkonstrukteur Geoff Willis nicht in Silverstone, weil der Brite in den nächsten Wochen in der Fabrik maximalen Nutzen aus dem neuen Windkanal schöpfen soll, während sich Ex-Sauber-Ingenieur Jacky Eeckelaert um seine Aufgaben an der Strecke kümmert.#w1#
Honda ab sofort mit zwei Windkanälen
"Bis jetzt", erklärte Teamchef Nick Fry gegenüber 'autosport.com', "hatten wir einen Windkanal für 50-Prozent-Modelle, und es ist irgendwie erstaunlich, dass wir damit überhaupt so weit gekommen sind. Teams wie McLaren, Renault, Williams, Sauber und Red Bull haben einen 1:1-Windkanal - in manchen Fällen schon seit mehreren Jahren. Dass Geoff das Auto am Jahresanfang schnell genug machen konnte, um mit den drei besten Teams mitzumischen, ist umso bemerkenswerter."
Der Brite betonte besonders, dass es sich bei der internen Umstrukturierung keineswegs um eine Entmachtung von Willis handle, dessen Qualitäten nicht zur Diskussion stehen, sondern lediglich um eine Maßnahme zur Maximierung des Potenzials des neuen Windkanals. Willis' Aufgabe ist es kurzfristig, den aktuellen RA106 für die Nordamerikarennen schneller zu machen, mittelfristig wird er sein Know-how dann für 2007 in die Waagschale werfen.
"Mit der Inbetriebnahme des neuen Windkanals, in den wir einen signifikanten Geldbetrag investiert haben, ist es nur natürlich, dass sich Geoff darauf konzentriert, das Maximum aus diesem Stück Equipment herauszuholen", argumentierte Fry. "Sein Hintergrund ist die Aerodynamik, also ist es logisch, dass er sich jetzt - zumindest kurzfristig - ausschließlich darauf konzentriert. Die Aerodynamik ist einer von drei Bereichen, in denen viel Potenzial schlummert."
Erste neue Teile schon in Montréal am RA106
"Ich denke, dass wir schon in Montréal erste Verbesserungen sehen könnten. Sollte Geoff das schaffen, wäre es eine echte Leistung, denn es ist erst zwei Wochen her, dass wir erstmals ein Modell in Originalgröße in den neuen Windkanal geschoben haben", so der Brite. "Das wird noch nicht reichen, um zu Ferrari und Renault aufzuschließen, aber für Magny-Cours erwarten wir einen weiteren Schritt. Diese Woche testen wir einige neue Teile in Monza. Der neue Windkanal bringt da schon etwas."
Dass Honda ein paar neue Mitarbeiter engagiert, um den neuen Windkanal hundertprozentig ausschöpfen zu können, ist nur logisch, allerdings wollen die Japaner gleich einen Schritt weiter gehen und die Personaldecke auch in anderen Bereichen aufstocken. Dies ist insofern verwunderlich, als es 2004 eines von David Richards' Erfolgsrezepten war, überflüssigen Ballast in diesem Bereich loszuwerden und die Organisation schlanker und effizienter zu gestalten.
Fry ist davon jedoch unbeeindruckt: "Wir halten immer Ausschau nach neuen Leuten, denn wenn man die Weltmeisterschaft gewinnen will, braucht man die besten Leute im Business. Außerdem erreicht man mit Neuverpflichtungen zwei Dinge: Einerseits stärkt man sich selbst, aber andererseits schwächt man gleichzeitig im Rahmen der Wettbewerbsstrategie auch die Konkurrenz. Das ist etwas, was wir verfolgen", teilte er abschließend mit.

