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Neuer F1-Boss Domenicali schämt sich nicht für Rennen in Saudi-Arabien

Stefano Domenicali steht als neuer Formel-1-Geschäftsführer hinter der Entscheidung, einen Grand Prix in Saudi-Arabien auszutragen

(Motorsport-Total.com) - Die Formel 1 fährt in der Saison 2021 erstmals in Saudi-Arabien. Der langfristige Deal mit dem autokratischen Golfstaat sorgte für viel Unmut und Kritik. Doch Formel-1-Boss Stefano Domenicali verteidigt die Entscheidung von Liberty Media, ein Rennen in Dschidda und später in Qiddiya austragen zu wollen.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali

Formel-1-Boss Stefano Domenicali steht hinter dem Rennen in Saudi-Arabien Zoom

"Überhaupt keine Scham" verspüre der Italiener beim Gedanken an ein Rennen in Saudi-Arabien, schildert er der britischen 'Daily Mail'. "Die Formel 1 hat eine Rolle dabei zu spielen, unsere Werte an verschiedenen Orten der Welt voranzubringen."

Der neue Formel-1-Geschäftsführer glaubt, dass die internationale Aufmerksamkeit eines Grands Prix das "Scheinwerferlicht" auch auf Themen abseits der Rennstrecke werfen wird. Der Sport könne in diesem Zusammenhang ein "Ermöglicher" sein.

Formel 1 soll als "Ermöglicher" auftreten

Die Formel 1 diskutiere auch kritische Themen mit den Saudis, betont Domenicali. Das Rennen ist Teil der "Vision 2030" von Kronprinz Mohammed bin Salman, mit der er sein Land für die Zeit nach den sprudelnden Ölquellen fit machen will.

In Qiddiya soll bis 2023 eine permanente Rennstrecke als Teil eines Vergnügungsparks entstehen. Bis dahin wird die Formel 1 auf dem Stadtkurs in Dschidda fahren. Die Pläne sind umstritten und wurden in der Vergangenheit bereits von Menschenrechtsorganisationen kritisiert.

Der Formel 1 wird "Sportswashing" vorgeworfen, Saudi-Arabien versuche mithilfe von sportlichen Großereignissen nach außen ein weltoffenes Land zu präsentieren, um damit die "katastrophale Menschenrechtssituation reinzuwaschen".

Vorwürfe des "Sportswashing" nicht verstummt

Der Kronprinz war zuletzt aufgrund des Mordfalls Jamal Kashoggi wieder in die Schlagzeilen geraten, laut US-Geheimdiensten habe bin Salman selbst die Tötung des kritischen Journalisten genehmigt.

Die vermeintlich neuen Freiheiten im Land seien eine "Farce", schilderte kürzlich erst eine im Exil lebende saudische Juristin, deren Schwester als Aktivistin in ihrem Heimatland weiterhin unterdrückt wird.

"Wir wissen, dass wir anders sind. Wir haben unsere Kultur. Es gibt Dinge, die Menschen an anderen Orten tun können, die sie hier nicht tun können. Aber wir respektieren unsere Unterschiede, und wir öffnen unser Land für jeden", konterte Prinz Khalid Bin Sultan Al Faisal, Präsident des saudi-arabischen Motorsportverbandes. Er wehrte sich gegen die "Sportswashing"-Vorwürfe.

Wie geht es mit der Formel 1 generell weiter? "Ich möchte ein Drittel der Rennen in Europa, zwei in Amerika. Außerdem sind wir in Gesprächen mit afrikanischen Ländern", schildert Domenicali. Sowohl nord- als auch südafrikanische Länder hätte Interesse gezeigt.


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Auch Korea nennt der Italiener als mögliches Ziel, außerdem möchte er ein zweites US-Rennen installieren. Der Favorit scheint weiterhin Miami zu sein. Pläne, wonach die Formel 1 gar bis zu vier Amerika-Rennen fahren könnte, sind hingegen wieder vom Tisch.