Neale: Neuer Heckflügel kein Allheilmittel

Jonathan Neales Gedanken über die Vielzahl der Knöpfe am Lenkrad und die Gründe, warum der neue Heckflügel nicht überall funktionieren wird

(Motorsport-Total.com) - Die zur Saison 2011 neu beziehungsweise wieder eingeführten Systeme beweglicher Heckflügel und KERS schlagen bereits vor dem ersten Rennen große Wellen. Vor allem deshalb, weil sowohl das ab sofort vom Fahrer verstellbare aerodynamische Element am Heck als auch das Hybridsystem zeitgleich Einzug in den Grand-Prix-Sport halten. Beide Regeländerungen sollen das Überholen auf der Strecke erleichtern - so weit, so gut.

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Das Lenkrad: Multifunktionale Schaltzentrale eines Formel-1-Boliden

Doch dadurch, dass sowohl der Flügel als auch KERS während der Fahrt von den Piloten unabhängig von einander zu bedienen sind, kommt auf die Rennfahrer in diesem Jahr eine Menge zusätzlicher Arbeit im Cockpit zu. Die ohnehin während des Rennens zu tätigenden Anpassungen der Bremsbalance sowie der Funkkontakt mit der Box und andere durch Knöpfe am Lenkrad ausgelöste Funktionen gehören schließlich damit nicht der Vergangenheit an. Sie stellen vielmehr weiterhin das Aufgabenfeld der Fahrer Rennen für Rennen dar. Immerhin fällt in diesem Jahr das lästige Abdecken des viel zitierten F-Schachts mit dem Knie weg.

Ergonomie des Cockpits von entscheidender Bedeutung

Die Formel-1-Piloten sind jedoch nicht die Einzigen, die sich vor dem Hintergrund der neuen Herausforderung ihre Gedanken machen. Andere Mitglieder des Grand-Prix-Sports, die selbst nicht im Cockpit sitzen, befassen sich zwangsläufig ebenfalls mit diesem Thema. So gibt McLaren-Geschäftsführer Jonathan Neale gegenüber 'F1.com' zu Protokoll: "Die Ergonomie eines Cockpits ist mittlerweile zu einer wichtigen Sache geworden." Seiner Ansicht nach seien die heutigen Formel-1-Piloten allerdings sowohl körperlich als auch mental derart fit, dass sie die Herausforderung meistern sollten.

Falls es im Laufe der Saison dennoch überhand nehmen sollte, so könne man bei McLaren laut Neale rein theoretisch "50 Prozent der am Lenkrad ausgelösten Funktionen auch mittels direkter Telemetrie aus der Box heraus steuern". Dies würde freilich die offizielle Freigabe der FIA voraussetzen. Im Moment versuchen die Techniker der Truppe aus Woking ihren Piloten Lewis Hamilton und Jenson Button etwas Arbeit abzunehmen, indem sie die Knöpfe am Lenkrad mehrfach belegen, soweit dies von den auszulösenden Systemen her sinnvoll ist.

Neuer Heckflügel nicht überall wirkungsvoll

Die Grundidee des Weltverbands hinter der Einführung des neuen Heckflügels sowie der Wiedereinführung von KERS ist natürlich nicht, den Piloten mehr Arbeit zu verschaffen. Stattdessen steht bekanntlich der Wunsch nach mehr Überholmanövern während der Rennen im Vordergrund. Neale analysiert: "Wenn der hintere Fahrer durch die Verstellung des Flügels einen um elf bis zwölf Kilometer pro Stunde höheren Topspeed generieren kann, dann ist das eine gute Sache - vorausgesetzt er betätigt das System an einer Stelle der Strecke, die genügend Grip bietet."

In diesem Zusammenhang sieht Neale den Gummiabrieb neben der Ideallinie allerdings weniger als Problem, sondern wie er es nennt "als Feature" - Eine zusätzliche Herausforderung für die Fahrer also, da der Flügel an diesen Stellen mangels Traktion und Grip der Wagen wirkungslos wäre.

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