Neale: McLaren ist keine "One-Man-Show"

Jonathan Neale beschreibt seine Position als Geschäftsführer innerhalb des McLaren-Teams: Hohe Verantwortung, aber auch viel Genugtuung

(Motorsport-Total.com) - Jonathan Neale wurde innerhalb des McLaren-Teams kürzlich vom Technikchef zum Geschäftsführer befördert. Seine derzeitige Rolle beschreibt der Brite, der in seinem früheren Berufsleben für BAE Systems - den drittgrößten Rüstungskonzern der Welt - tätig war, mit hoher Verantwortung, aber auch viel Genugtuung, sofern die Dinge planmäßig laufen.

Titel-Bild zur News: Jonathan Neale

Geschäftsführer Jonathan Neal sieht sich bei McLaren als Teil des Ganzen

Die Erwartungen und Erfolgsdruck seien in einem Team wie McLaren zwangsläufig sehr hoch. "Genau das ist es doch, was wir mögen. Jeder möchte doch in der Öffentlichkeit geprüft werden, wie gut er ist", hält Neale gegenüber 'Formula1.com' fest und fügt an: "In der Formel 1 hast du die Augen von 170 Millionen Menschen auf dir. Zudem trittst du gegen elf sehr starke Gegner an, obwohl die Unterschiede zwischen den einzelnen Autos in Wahrheit sehr gering sind."

Wenngleich Neale inzwischen die Position des Geschäftsführers inne hat, so sei der Einfluss von Ex-Teamchef Ron Dennis nach wie vor überall zu spüren. "Ron ist zwar nicht mehr direkt in das Formel-1-Team involviert, aber jeder Unternehmer, der eine solch lange Zeit seines Lebens in ein Geschäft investiert hat, ist auch in der Folge mit Leidenschaft dabei", versichert Neale.


Fotos: McLaren, Großer Preis von Ungarn


Das Hauptaugenmerk von Dennis liegt inzwischen auf dem Straßenfahrzeugsektor innerhalb der McLaren-Gruppe. Im Hinblick auf den Freiraum, den der Ex-Teamchef seinem Nachfolger Martin Whitmarsh und Neale selbst eingeräumt hat, spricht der heutige Geschäftsführer des Teams von "sehr viel Großzügigkeit". Das Telefon klingelt allerdings nach wie vor regelmäßig, wie Neale offenbart: "Ron ist immer noch da. Und wenn wir nicht gewinnen, gibt es schon mal die eine oder andere Konversation..."

"Wenn wir nicht gewinnen, gibt es die eine oder andere Konversation mit Ron Dennis am Telefon." Jonathan Neale

Viel Lob für die Arbeit von Martin Whitmarsh

Von einer "One-Man-Show" im Team will Neale jedenfalls nichts wissen. "Martin leistet ganz fantastische Arbeit", sagt er mit Blick auf die Tätigkeit des heutigen Teamchefs Whitmarsh. "Ein Formel-1-Team zu leiten, ist harte Arbeit. Das kannst du nicht allein schaffen", weiß Neale, der daran erinnert, dass selbst zu Zeiten, als Dennis das Team noch geleitet hat, "Martin Whitmarsh, Adrian Newey, Paddy Lowe und ich selbst überall sichtbar waren".

¿pbvin|512|3927|mclaren|0|1pb¿Während Whitmarsh in diesen Tagen nach Aussage Neals die größte Verantwortung im Team hat, sieht der Geschäftsführer seine eigene Hauptaufgabe darin, die Entwicklung und die Produktion im Team sowie die Arbeit der Ingenieure an der Strecke zu überwachen. "Mein Job besteht darin, an all diesen Stellen die richtigen Mitarbeiter zu haben und sie dazu zu bringen, das Team gemeinsam voranzubringen."

Dies könne Teamchef Whitmarsh unmöglich allein bewältigen, da dieser zudem hohe Verantwortung außerhalb des Teams trägt. "Martin hat als FOTA-Vorsitzender ganz fantastische Arbeit geleistet, indem er uns alle zusammengebracht hat", lobt Neale die Bemühungen Whitmarshs im Zeichen der Teamvereinigung. "Martin setzt sich sehr für das Wohl unseres Sports und auch für das von McLaren ein."

Vor- und Nachteile eines Jobs in der Formel 1

Angesprochen auf die positiven Aspekte seines Jobs, entgegnet Neale: "Es gibt deutlich schlechtere Dinge, als am Morgen aufzustehen und in der Formel 1 zu arbeiten." Zum einen schätzt der Brite die Schnelllebigkeit der Königsklasse, da man "sehr schnell sehen kann, ob etwas funktioniert, was man probiert hat".

Andererseits zehrt die lange Saison schwer an den Kräften aller Beteiligten - nicht zuletzt der Mechaniker - wie der Geschäftsführer der Truppe aus Woking verdeutlicht: "Aus Sicht eines normalen Familienlebens kann eine Saison sehr hart sein. Die Mechaniker reisen um die ganze Welt, sind während der Wintertestfahrten für das Team im Einsatz und nehmen direkt im Anschluss die folgende Saison in Angriff."

"Als Mitarbeiter eines Formel-1-Teams bekommst du sofort Feedback für deine Leistung." Jonathan Neale

Ein weiterer, zweigeteilter Aspekt eines Jobs in der Formel 1 sei die öffentliche Wahrnehmung. "Machst du deine Arbeit gut, verspürst du eine große Genugtuung. Im umgekehrten Fall kann die öffentliche Kritik allerdings sehr schmerzhaft sein", sagt Neale und bringt ein Beispiel aus dem alltäglichen Leben: "Wenn du dich als Mitarbeiter von Ferrari oder McLaren abends mit deinen Freunden zum Essen triffst oder auch als Elternteil an einem Elternabend teilnimmst, bekommst du zwangsläufig sofort ein Feedback in Bezug auf deine Leistung am Wochenende."