• 27.03.2009 08:50

  • von Fabian Hust

Nakajima: Zwischen Kamikaze und Zurückhaltung

Der Williams-Pilot möchte in seiner zweiten vollen Formel-1-Saison einen Schritt nach vorn machen und etwas aggressiver zu Werke gehen

(Motorsport-Total.com) - Bei Williams steht Kazuki Nakajima zwar im Schatten von Nico Rosberg, dennoch kann der Japaner stolz auf sich sein, schließlich hat er den Platz im britischen Rennstall behalten können, wird von vielen Experten als der beste Japaner aller Zeiten in der Formel 1 angesehen.

Titel-Bild zur News: Kazuki Nakajima

Kazuki Nakajima sieht sich besser auf die neue Saison vorbereitet

Sein Formel-1-Debüt feierte er bereits beim letzten Saisonrennen der Saison 2007, als er nach dem vorzeitigen Rücktritt von Alexander Wurz einsprang und im Rennen eine bessere schnellste Rennrunde fahren konnte als Teamkollege Nico Rosberg. Gleichzeitig schoss er beim Boxenstopp jedoch über das Ziel hinaus und überfuhr ein paar Mechaniker.#w1#

"Ich stand dort unter massivem Druck", erinnert sich Nakajima, der die Chance am Schopf ergriff, obwohl er nicht viel getestet hatte. "Besonders vor der Qualifikation war die Anspannung groß. Mein Herz klopfte wie verrückt, ich war wirklich nervös."

Kazuki Nakajima

Kazuki Nakajima schoss bei seinem Debütrennen über das Ziel hinaus Zoom

Auch in seiner ersten vollen Saison gab es einige Zwischenfälle, aber unter dem Strich zeigte Nakajima immer wieder, dass er einen Formel-1-Boliden schnell bewegen kann. So auch bei den Winter-Testfahrten in diesem Jahr, als er im spanischen Jerez die schnellste Zeit mit einem Auto der Generation 2009 fuhr.

Dieses Jahr möchte der 24-Jährige in jedem Rennen um WM-Punkte fahren: "Wenn ich das schaffe, dann habe ich eine gute Chance, auf das Podium zu klettern", so der Rennfahrer im Interview mit dem 'Independent'. Die ersten Anzeichen scheinen ihm Recht zu geben, denn Teamkollege Rosberg war beim Auftakt am Freitag in Melbourne der Schnellste.

Nakajima kann sich nur an ein Rennen seines Vaters Satoru erinnern, das war 1991 sein Letztes, beim Großen Preis von Australien in Adelaide: "Da war ich fünf Jahre alt und kann mich ziemlich gut daran erinnern. Es regnete ziemlich stark und mein Vater war dort unter ähnlichen Bedingungen einmal Vierter geworden. Ich erwartete mir also viel. Aber er crashte das Auto im Rennen ziemlich früh und ich kann mich daran erinnern, wie enttäuscht er war."

Japanische Formel-1-Piloten haben häufig den Ruf, zu ungestüm zu Werke zu gehen: "In der GP2 war ich eher im Kamikaze-Stil unterwegs, aber in der Formel 1 war ich im vergangenen Jahr eher im Stile meines Vaters unterwegs. Es gab andere Fahrer, die immer attackierten, mein Vater jedoch wollte immer ins Ziel kommen. Dieses Jahr möchte ich irgendwo dazwischen fahren."

Kazuki Nakajima, Circuit de Jerez

Kazuki Nakajima auf dem Circuit de Jerez: Rekord der 2009er-Autos! Zoom

Persönlich habe er sich weiterentwickelt, versichert Nakajima. So sei er dieses Jahr in der Lage, auch während des Fahrens über bestimmte Dinge nachzudenken, wohingegen er im vergangenen Jahr erst dann die Daten analysieren konnte, wenn er aus dem Auto stieg: "Diesen Fortschritt kann ich sogar spüren, wenn ich im Simulator sitze. Ich möchte dieses Jahr einen soliden Schritt nach vorn machen, schließlich bin ich immer noch ein Neuling."

Dabei konzentriert er sich ganz auf den Sport, mit der Glamour-Welt kann er nichts anfangen: "Für mich ist das kein glamouröses Leben. Ich bin wirklich nicht hier, um viel Geld zu verdienen. Ich lebe in einer kleinen Wohnung in Oxford, 25 Minuten von der Fabrik entfernt. Ich arbeite wie jeder andere ganz normal in der Fabrik."

Stolz ist Nakajima hingegen darauf, dass er die Formel 1 in seiner Heimat wieder in den Mittelpunkt des Interesses rücken konnte: "In der Baseball und Fußball ist dies wohl der drittgrößte Sport, auf einem Niveau mit Golf."