Nachzügler stöhnen vor Überrundungs-Chaos
Jarno Trulli erinnert sich an sein Debüt 1997, Bruno Senna fragt sich, wie oft er überrundet wird, und Pedro de la Rosa analysiert die Reifensituation
(Motorsport-Total.com) - Beim Gedanken an das Qualifying am Samstag stöhnen die Topfahrer der Formel 1: 24 Autos auf der Strecke bedeuten, dass durchschnittlich alle 140 Meter ein Gegner wartet, den man überholen muss. Das wird schon auf normalen Rennstrecken manchmal zum Problem, aber auf dem Stadtkurs durch die engen Gassen der Hafenstadt Monte Carlo ist so ein Szenario der reinste Albtraum.

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Überrundungsverkehr in Monte Carlo: Nirgendwo sonst geht es so eng zu...
Im Vergleich zu 2009 - und schon damals wurde zur Genüge über Verkehr geklagt - ist das Feld um vier Autos angewachsen, was die Situation zusätzlich verschärft. Noch dazu sind sechs der 24 Boliden, nämlich jene der drei neuen Teams, in der Regel deutlich langsamer als alle anderen. Diese sechs Kandidaten könnten für die Spitze nicht nur auf langsamen Runden ein Problem werden, wenn sie gerade um den Kurs bummeln, sondern sogar bei gezeiteten Versuchen.#w1#
Kleine Teams können nichts dafür
Aber Jarno Trulli will den "Schwarzen Peter" nicht nur bei den kleinen Teams wissen: "In Q1 werden wir alle Verkehr haben", erklärt der Lotus-Pilot. "Vielleicht bremst auch ein schnelles Auto vor mir ab, während ich auf einer schnellen Runde bin. Andererseits könnte ich mal auf einer schnellen Runde zu langsam für ein schnelleres Auto sein, das um vier oder fünf Sekunden schneller fahren kann. Das kann dann am Ende einer Runde eng werden."
Darüber den Kopf zerbrechen will er sich nicht: "Ich habe keine Lösung, mir ist das egal. Ich will nur rausgehen und eine schnelle Runde fahren", meint der Italiener trotzig. Eine Sichtweise, die Timo Glock teilt: "Wenn ich auf einer schnellen Runde bin, bin ich auf einer schnellen Runde. Dann ist mir das egal", antwortet er auf die Frage, was passiert, sollte ein Topfahrer zu ihm aufschließen, wenn er gerade selbst auf Zeit fährt.
¿pbvin|512|2734||0|1pb¿Klar ist, dass Lotus, Virgin und HRT wieder einen Grand Prix untereinander austragen werden. Das ist besonders für Bruno Senna bitter, dessen verstorbener Onkel Ayrton mit sechs Siegen an der Côte d'Azur immer noch Rekordhalter ist. Senna weiß genau: "Mit so vielen Autos und den großen Geschwindigkeitsunterschieden werden einige wohl keine Rundenzeit hinbekommen. Das ist in der GP2 mit 26 Autos ja auch so."
"Wir werden morgen herausfinden, wie groß die Geschwindigkeitsunterschiede wirklich sind, aber ich erwarte viel Mist. Wenn es regnet, wird es noch schwieriger, und auch im Rennen wird sich die Situation ähnlich darstellen", vermutet der HRT-Pilot aus Brasilien und fügt an: "Bei so vielen Rennrunden bin ich schon gespannt darauf, wie oft wir überrundet werden. Ich denke, das Feld wird sich extrem weit auseinanderziehen."
Reifen spielen auch nicht mit
Pedro de la Rosa bringt noch ein ganz anderes Argument ins Spiel: "Du kannst im letzten Sektor nicht beliebig langsamer machen, um Abstand zu nehmen, weil dir sonst die Reifentemperatur in den Keller fällt", erläutert der Sauber-Fahrer. "Das macht es noch schwieriger, eine saubere Runde hinzubekommen. Es wird wirklich schwierig, aber wir können nur versuchen, den bestmöglichen Abstand zu finden. Es sitzen alle im selben Boot."
Und dass es geht, mit mehr als 20 Autos in Monte Carlo ein Formel-1-Qualifying zu fahren, wurde in der Vergangenheit schon oft bewiesen. Vor vielen Jahren waren die Zeitabstände zwischen den Schnellsten und den Langsamsten teilweise sogar noch größer. Als Trulli 1997 auf Minardi sein Monte-Carlo-Debüt gab, waren 22 Autos am Start. Schlusslicht Jos Verstappen (Tyrrell) hatte damals 3,074 Sekunden Rückstand auf Polesetter Heinz-Harald Frentzen (Williams).
"Von der Pace her war es ähnlich", erinnert sich Trulli. "Außerdem hatte ich noch wenig Erfahrung, also baute ich einen Unfall. Mir wurden ständig blaue Flaggen gezeigt und weil ich die anderen durchlassen wollte, fuhr ich in die Leitplanken! Ich hoffe, dass mir das nicht noch einmal passiert. Es macht keinen Spaß, das halbe Rennen damit zu verbringen, anderen aus dem Weg zu gehen. Es erfordert auch viel Konzentration, weil der Geschwindigkeitsunterschied so groß ist."

