Nach Kollision: Kritik an Schumacher

Obwohl die Reaktionen auf Michael Schumachers Fehler gestern in Malaysia gemäßigt ausfielen, gab es vereinzelt auch Kritik

(Motorsport-Total.com) - Nach seiner unnötigen Kollision mit Jarno Trulli beim gestrigen Grand Prix von Malaysia in Sepang muss sich Michael Schumacher vereinzelt Kritik gefallen lassen, obwohl er ? abgesehen von der italienischen Presse ? eigentlich weitgehend verschont wurde.

Titel-Bild zur News: Kai Ebel interviewt Michael Schumacher

Erklärungsbedarf: Der Druck auf Michael Schumacher nimmt stetig zu

Am direktesten äußerte sich Renault-Teamchef Flavio Briatore über die unabsichtliche "Rambo-Attacke" des Weltmeisters in der zweiten Kurve, weil sein Schützling Jarno Trulli dadurch alle Chancen auf einen möglichen Podestplatz frühzeitig einbüßte. Dass jedoch gerade Briatore Schumacher attackierte, obwohl er von 1991 bis 1995 bei Benetton mit ihm zusammengearbeitet hat, kam überraschend, zumal sein Technischer Direktor Mike Gascoyne eher gelassen reagierte.

"Wenn Michael unter Druck ist", kritisierte Briatore gegenüber der britischen Tageszeitung 'The Sun', "macht er Fehler. Es war in der Tat ziemlich dumm von ihm, in Jarno reinzufahren. Er hat damit unser Rennen zerstört. Letztes Jahr war Michael pro Runde eine Sekunde schneller als seine Gegner und er konnte die Distanz immer locker durchfahren, aber das ist jetzt anders. Es fällt ihm in dieser Saison weitaus schwieriger."

Der Ferrari-Star leistete sich schon in Melbourne einen folgenschweren Fahrfehler, als er in Führung liegend zu hart über die Kerben ratterte und sich folglich die Barge-Boards lösten. Gestern legte er nach der Trulli-Kollision eine farblose erste Rennhälfte hin ? erst kurz vor Schluss taute er auf, setzte er Trulli und Button noch einmal unter Druck. Dass er in den beiden ersten Saisonrennen aber noch nicht auf dem Podium stand, gab es seit seinem ersten Formel-1-Jahr nicht mehr.

Melbourne-Sieger und WM-Mitfavorit David Coulthard sieht sich daher in seiner Aussage bestätigt, wonach der fünffache Weltmeister unter Druck zu Fehlern neigt: "Ich habe immer gesagt, dass Michael unter Druck nicht unfehlbar ist. Er schüchtert die Leute immer ein und will sie damit dazu zwingen, für sie Platz zu machen. Darum bin ich ihm ausgewichen, weil ich erkannte, dass er seine übliche Schikanier-Taktik anwenden würde."

"Trulli hat nicht realisiert, wie ihm geschieht, weil er es nicht gewöhnt ist, am Start so weit vorne zu liegen", fuhr der McLaren-Mercedes-Pilot fort. Und im ersten TV-Interview nach seinem Ausfall beantwortete er die Frage nach dem Schuldigen für das Chaos in der zweiten Kurve mit einem schadenfrohen Grinsen im Gesicht und einer gesunden Portion Sarkasmus folgendermaßen: "Wenn es am Start kracht, ist doch immer Michael schuld..."

Immerhin hatte Schumacher die Größe, die Verantwortung auf seine Kappe zu nehmen ? und er entschuldigte sich ehrlich bei Trulli. Der nahm an, seufzte aber nur: "Das ändert auch nichts am Resultat." Von der großen Krise, die dem Weltmeister in den Medien angedichtet wird, kann nach nur zwei Rennen aber noch keine Rede sein. Vielmehr gilt es nun abzuwarten, wie Ferrari mit dem neuen F2003-GA aussehen wird, der allerdings vorerst noch in Maranello bleibt.