Ferrari: Schumacher nach Fehler chancenlos
Barrichello rettete als Zweiter in Sepang die Ehre von Ferrari, Schumacher warf seine Siegchancen gleich in der zweiten Kurve weg
(Motorsport-Total.com) - Malaysia scheint für Ferrari kein guter Boden mehr zu sein: Nach der Niederlage im vergangenen Jahr musste der Traditionsrennstall auch heute den Sieg der Konkurrenz überlassen. Rubens Barrichello wurde immerhin Zweiter, Michael Schumacher musste sich aber mit Rang sechs begnügen.

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Barrichello (links) beendete den Grand Prix als Zweiter vor Fernando Alonso
Der Weltmeister, der als Qualifying-Dritter ins Rennen gegangen war, erwischte einen normalen Start, wollte aber offenbar rasch an den vor ihm liegenden Renaults vorbei und attackierte Trulli deshalb gleich in der zweiten Kurve. Schumacher schob die Nase seines F2002 in der Haarnadel nach innen, wo aber kein Platz war. Es kam zur unvermeidlichen Kollision, bei der der Frontflügel leicht beschädigt wurde, und zum Rückfall weit nach hinten.
"Das war ein hartes Rennen mit einem unglücklichen Start", bilanzierte der enttäuschte Ferrari-Star, der gleich nach der Zielflagge eine Dusche nahm und erst nach einem Briefing mit den Verantwortlichen des Teams zum üblichen Interview-Marathon erschien. "Mir ist ein Fehler passiert, ich habe Jarno getroffen, mich aber schon bei ihm entschuldigt."
Der Rennleitung war das freilich relativ egal, weshalb sie Schumacher nach einem Reparaturstopp in der dritten Runde mit einer Durchfahrstrafe belegte. Danach startete er ab Halbzeit eine fantastische Aufholjagd: "Nach der Strafe kam es für mich sehr überraschend, dass ich noch einmal in die Punkte fahren konnte. Unter diesen Umständen bin ich ganz zufrieden. Über das Auto kann ich mich nicht beschweren ? dank der Arbeit des Teams hat es sehr gut funktioniert."
Zweites Rennen, zweite Niederlage ? bestätigt sich tatsächlich die Theorie, dass der lange als unantastbar gesehene Megastar unter Druck Fehler macht? Zumindest zeigte er mit der schnellsten Rennrunde einmal mehr seine Klasse auf. In den letzten Runden schnupperte er dank eines Drehers von Trulli übrigens sogar am fünften Platz, der Renault-Pilot war aber schneller. Position sechs "erbte" Schumacher in der Schlussrunde von Jenson Button.
"Ein sehr schwieriges Rennen, genau wie erwartet", erklärte Teamchef Jean Todt den Medienvertretern. "Der Start war der alles entscheidende Moment, weil Michael mit Trulli kollidierte und Rubens ein paar Plätze verlor. Alles in allem", spielte er dann auf das Chaos-Rennen von Schumacher an, "könnte Michaels sechster Platz in der Fahrer-WM aber noch eine signifikante Rolle spielen."
Barrichello sei "ein gutes Rennen" gefahren, lobte der Franzose. Schlussendlich schaute mit deutlichem Rückstand auf Räikkönen der zweite Platz heraus, nachdem er sich zuvor lange mit Alonso duellieren musste. Obwohl Ferrari mit Bridgestone offensichtlich einen Nachteil gegenüber Michelin hatte, weil die Reifen schon nach nur einer Runde wieder abbauten, hatte er den Renault-Piloten in der Schlussphase sicher im Griff.
"Nach dem Start", erzählte Barrichello von seinem Rennen, "fuhr ich schon fast neben Michael, als ich plötzlich ein sich drehendes Auto auf mich zukommen sah. Ich musste ausweichen, aber dann rollte Trulli nach außen und ich musste wieder nach innen ziehen, was viel Zeit gekostet hat. Da lagen viele Trümmer von anderen Fahrzeugen und ich hatte Glück, dass ich nichts davon überfahren habe. Ich fand mich hinter Heidfeld wieder, aber dank des guten Top-Speeds konnte ich ein paar Autos überholen."
"Das Setup war fantastisch, aber der Rückfall hat mein Rennen kaputt gemacht", fuhr er fort. "Danach lief es problemlos. Als ich eine freie Strecke vor mir hatte, fiel mir auf, dass Kimi ein bisschen wegziehen konnte. Nach dem zweiten Stopp entwickelte der Motor eine Fehlzündung, aber ich gab bis 15 Runden vor Schluss alles. Dann hat mir das Team gesagt, ich solle den zweiten Platz lieber sicher nach Hause fahren."
Der Brasilianer ging übrigens als einziger Pilot ohne die 'HANS'-Nackenstütze ins Rennen, nachdem er sich dafür zuvor eine Sondergenehmigung der FIA besorgt hatte. In Melbourne trug ja das für ihn noch unkomfortable System mit zum Ausfall bei, weil die Konzentration wegen Schmerzen beim Schlüsselbein beeinträchtigt war. Nach einer Untersuchung durch Formel-1-Arzt Prof. Sid Watkins bekam Barrichello heute aber grünes Licht für einen Start ohne 'HANS'.
Teamchef Jean Todt zog dann das Schlussfazit: "Wir haben elf Punkte gesammelt, die wichtig für die Meisterschaft sind. Uns war klar, dass unsere Gegner aufgeholt haben ? und dieses Rennen bestätigt das. Jetzt bereiten wir uns mit unseren Partnern Bridgestone und Shell auf den Grand Prix von Brasilien vor, bei dem wir wieder den F2002 einsetzen werden. In der Zwischenzeit wird aber der F2003-GA weiterentwickelt, der konkurrenzfähiger ist als unser altes Auto."

