Mosley verteidigt finanzielle Einmischung der FIA

Eigentlich hat die FIA in kommerziellen Belangen der Formel 1 nichts zu sagen, dennoch steht ihr Präsident Max Mosley zu seinen jüngsten Aussagen

(Motorsport-Total.com) - Vergangene Woche sorgte FIA-Präsident Max Mosley mit dem Vorschlag für Aufsehen, wonach die Automobilhersteller vom großen Einnahmentopf der Formel 1 komplett ausgeschlossen werden sollen, um den unabhängigen Teams mehr Geld geben zu können. Natürlich wurde dies seitens der Herstellervereinigung 'GPMA' mit einem lauten Aufschrei quittiert.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley sieht sich immer mehr als Robin Hood der kleinen Rennställe

BMW, DaimlerChrysler, Honda, Renault und Toyota kämpfen ja gemeinsam um eine Durchsetzung ihrer Ideen für die Zukunft des Grand-Prix-Sports. Ihr Dossier beinhaltet neben technischen Regelvorschlägen auch eine transparentere finanzielle Struktur. Außerdem wurde von Anfang an mehr Geld für alle Teams gefordert, weil die 'GPMA' der Ansicht ist, dass Bernie Ecclestones 'FOM' zu viel von den Einnahmen für sich selbst abzweigt.#w1#

Wird Mosley zum Robin Hood der kleinen Teams?

Dass die Werksteams künftig überhaupt kein Geld mehr bekommen sollen, sei laut Mosley jedoch "ziemlich logisch, denn dann können wir das Geld den kleineren und unabhängigen Rennställen geben, um den gesamten Standard des Wettbewerbs zu erhöhen", wie der Brite gegenüber der 'BBC' argumentierte. Ob dies nur Verhandlungstaktik ist oder doch ein ernst gemeinter Vorschlag, darüber scheiden sich im Moment freilich die Geister.

"Drei der fünf Hersteller wollen akzeptieren, was auf dem Tisch liegt, und die anderen beiden stimmen noch nicht zu." Max Mosley

Unabhängig davon stehe eine Einigung im Formel-1-Streit unmittelbar bevor, weshalb auch Ecclestone an eine Lösung noch vor dem Saisonauftakt 2006 am 12. März in Bahrain glaubt. Mosley: "Ich denke, dass drei der fünf Hersteller akzeptieren wollen, was auf dem Tisch liegt, und die anderen beiden stimmen noch nicht zu", so der FIA-Präsident.

Dass sich Mosley überhaupt in die kommerziellen Belange des Grand-Prix-Sports einmischt, sorgte in Fachkreisen zum Teil für Verwunderung, schließlich hat die FIA die kommerziellen Rechte an der Formel 1 für mehr als 100 Jahre an die 'FOM' abgetreten. Sprich: Mosley und Co. haben auf dem Papier nur Einfluss auf die Regelgebung, doch alle geschäftlichen Diskussionspunkte sind Ecclestones Angelegenheit - beziehungsweise Sache der neuen Formel-1-Eigentümer von 'CVC'.

FIA könnte gegen 'CVC' theoretisch Veto einlegen

Die FIA war Anfang dieses Jahrtausends, als die Rechte abgetreten wurden, jedoch schlau genug, sich ein Vetorecht zu sichern, falls die kommerziellen Rechte an Dritte übertragen werden sollten. Genau das ist nun mit 'CVC' passiert. Theoretisch könnte der Automobilweltverband den Deal also platzen lassen, was Mosley am Verhandlungstisch eine gute Ausgangsposition beschert - ohne seine Zustimmung geht nichts.

"Die Leute scheinen zu denken, dass wir nichts zu sagen haben, weil die kommerzielle Seite nicht unsere Sache ist. Die Situation wird aber falsch verstanden, denn wir dürfen nur nicht von den verschiedenen Meisterschaften, die wir regeln, profitieren. Das hält uns aber nicht davon ab, den Vorschlag zu machen, dass die Leute, die viel Geld haben, weniger bekommen sollten, und die, die wenig haben, eben mehr", stellte der 65-Jährige klar.

Einsparungen sollen fehlende Einnahmen ausgleichen

"Die Leute, die viel Geld haben, sollten weniger bekommen, und die, die wenig haben, eben mehr." Max Mosley

Außerdem argumentierte er, dass sich jene Hersteller, die jetzt das neue Concorde Agreement unterschreiben, aufgrund der neuen Regeln ab 2008 sowieso mindestens 100 Millionen Euro pro Jahr einsparen würden, weshalb es überflüssig sei, ihnen auch noch eine Beteiligung aus dem Einnahmenkuchen zukommen zu lassen. Ob dies die 'GPMA' genauso sieht, sei jedoch dahingestellt...

Mosleys Idee wird sich in der Praxis natürlich nicht durchsetzen, zumal es auch schwierig wäre, zwischen Privat- und Werksteam zu unterscheiden. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo beispielsweise will seinen Rennstall ernsthaft als Privatorganisation verkaufen, während etwa Mercedes nur 40 Prozent an McLaren hält. Und sind Red Bull und MF1 Racing wirklich Privatteams, nur weil kein Automobilhersteller, sondern ein anderer Konzern hinter ihnen steht?