Mosley lässt kein gutes Haar an Ferrari

Der ehemalige FIA-Präsident Max Mosley übt scharfe Kritik an Luca di Montezemolo und Ferrari: "Wie eine alte Dame ohne Klasse"

(Motorsport-Total.com) - Max Mosley wurde oft unterstellt, Ferrari bevorzugt behandelt zu haben, doch spätestens seit dem FIA/FOTA-Streit im vergangenen Jahr, der letztendlich zum Ende seiner Regentschaft geführt hat, herrschen massive Spannungen zwischen dem ehemaligen FIA-Präsidenten und Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo.

Titel-Bild zur News: Max Mosley

Max Mosley hat offenbar keine allzu hohe Meinung vom Ferrari-Team

So behauptet Mosley nun in verschiedenen britischen Medien, dass ihn di Montezemolo 2009 "täglich" angerufen habe, um ihn zu beeinflussen, was die Entscheidung über den Protest gegen den Doppeldiffusor anging, den Ferrari damals noch nicht hatte. "Luca sagte zu mir: 'Du musst das mit dem Berufungsgericht hinkriegen und dafür sorgen, dass wir gewinnen!' So plump hat er das natürlich nicht gesagt, aber er meinte genau das", erinnert sich Mosley.#w1#

Angeblich versuchte Beeinflussung

Die Antwort war: "Luca, sorry, aber zunächst einmal würden die das nicht berücksichtigen und zweitens werde ich das nicht tun", so der Brite. Di Montezemolo habe dies "sehr persönlich" genommen: "Er hat wohl wirklich geglaubt, dass ich es tun würde." Stattdessen wurde der Protest gegen den Doppeldiffusor auch in letzter Instanz abgeschmettert und Brawn und Co. durften die Saison damit zu Ende fahren.

Aber Mosley nennt weitere Kritikpunkte: "Einer der Gründe, warum Ferrari mit mir gebrochen hat, war Lucas dumme Idee, ein drittes Auto für Schumacher einzusetzen. Jedes Mal, wenn er mich danach gefragt hat, habe ich ihm gesagt, dass das wegen des Concorde-Agreements nicht möglich ist." Umso "verrückter" sei der Standpunkt von Ferrari gewesen, als sich die Italiener mit am meisten dagegen gewehrt haben, neue Teams in der Formel 1 zuzulassen.

"Im Januar 2008", so Mosley, "habe ich die Teams gewarnt, dass wir die Hersteller verlieren werden, weil die Kosten zu hoch sind. Die neue Teams sind eine große Story. Tatsache ist, dass es Ferrari verärgert hat. Sie sind ein bisschen wie eine alte Dame ohne Klasse, die sich beim Tanzen darüber ärgert, weil ein paar hübsche Mädels in den Saal kommen. Ihre Kritik an meiner Person ehrt mich, denn das zeigt, dass ich in der Formel 1 noch anerkannt werde."

Nachtreten gegen Ferrari-Leistungen

"Chaotisch" sei nicht sein Verhalten als FIA-Präsident gewesen, sondern zum Beispiel das Ferrari-Chaos beim Boxenstopp in Singapur 2008, als Felipe Massa mit dem Tankstutzen losfuhr. Mosley: "Sie verwandeln sich total zurück zu dem Zustand, als Jean Todt, Ross Brawn und Michael Schumacher noch nicht dort waren." Der 70-Jährige macht auch keinen Hehl daraus, dass dies seiner Meinung nach vor allem di Montezemolos Schuld sei.

Und noch einen Seitenhieb gegen Ferrari kann sich Mosley nicht verkneifen: 1999 wurde das Team beim Grand Prix von Malaysia wegen angeblich illegaler Windabweiser zunächst disqualifiziert, später dann aber doch wieder in die Wertung genommen, weil Ferrari die Interpretation über die im Reglement vorgeschriebenen Toleranzen plausibel erklären konnte. Offenbar hatte Ferrari damals den Eindruck, Mosley habe die Sache für sie gerichtet.

"Ferrari hatte die Berufung aufgrund eines technischen Details zurecht gewonnen", so der damalige FIA-Präsident. "Zwei Jahre später war ich bei der Motorshow in Turin und ich wurde in den Bereich eingeladen, wo all die FIAT-Leute waren. Da kam Gianni Agnelli (damals FIAT-Konzernchef; Anm. d. Red.) auf mich zu und sagte: 'Danke, dass du das mit den Barge-Boards für uns getan hast!' Er glaubte allen Ernstes, ich hätte das für Ferrari hingebogen..."