• 29.05.2010 12:20

Wurz: "Der Druck steigt"

Der frühere Formel-1-Pilot Alexander Wurz über die Fahrfehler in Istanbul, die Favoriten auf die Pole und die Monaco-Strafe für Michael Schumacher

(Motorsport-Total.com/Sky) - Der Showdown von Istanbul beginnt: Wenige Stunden vor der Qualifikation schossen sich die Fahrer und Teams der Formel 1 im dritten Freien Training noch einmal auf die schwierige Strecke in der Türkei ein. Dabei unterlief den Protagonisten so mancher Fahrfehler, was laut Formel-1-Experte Alexander Wurz nicht zuletzt auch der kniffligen Fahrbahn anzurechnen ist. Im Interview spricht der Österreicher über die entscheidenden Trainingsminuten vor der Qualifikation am Bosporus.

Titel-Bild zur News: Alexander Wurz

Alexander Wurz setzt auf Sebastian Vettel: Holt der Deutsche die Bosporus-Pole?

Frage: "Alexander, was sind deine Eindrücke nach dem dritten Freien Training in der Türkei?"
Alexander Wurz: "Der Druck steigt. Alle Fahrer wissen, dass das Zeittraining und die Startposition in der Türkei sehr wichtig sind. Momentan versuchen alle, in der Mutpassage - Kurve acht - das letzte Zehntel herauszuquetschen. Diese Ecke wird von Jahr zu Jahr immer welliger, gleichzeitig werden die Autos immer schwieriger zu fahren. Aus diesem Grund haben wir in dieser Session einige Ausritte gesehen."#w1#

Vettel als Topfavorit auf die Bosporus-Pole?

Frage: "Die beiden Red-Bull-Piloten haben sich zusammen drei Ausritte geleistet. Stehen Sebastian Vettel und Mark Webber nun noch mehr unter Druck oder ist diese Strecke einfach derart anspruchsvoll?"
Wurz: "Der Druck ist sicherlich da. Beide kämpfen im Team gegeneinander und gleichzeitig um den WM-Titel."

"Hier in Istanbul ist die Startaufstellung so wichtig, wie selten zuvor." Alexander Wurz

"Ich sage es noch einmal: Hier in Istanbul ist die Startaufstellung so wichtig, wie selten zuvor, wenn man sich die Wettervorhersage und dergleichen in Erinnerung ruft. Daher versucht man halt, im Freien Training noch einmal alles auszuloten. Im Zeittraining muss die Leistung dann auf den Punkt gebracht werden."

Frage: "Wer ist deiner Meinung nach der Favorit auf die Pole-Position?"
Wurz: "Vettel."

Frage: "Eindeutig?"
Wurz: "Ich wäre ja sonst kein Experte, wenn ich nicht glaubwürdig klingen würde (lacht; Anm. d. Red.)."¿pbvin|512|2764|istanbul|0|1pb¿

Monaco: Wurz kann beide Seiten verstehen

Frage: "Lass uns noch einmal auf die Bestrafung von Michael Schumacher zu sprechen kommen. Er hat für sein Manöver in Monaco nachträglich 20 Sekunden obendrauf bekommen. War diese Strafe gerechtfertigt oder nicht?"
Wurz: "Ich denke, mit diesem Thema könnten wir eine eigene Sendung füllen, solange wir nicht den genauen Wortlaut der Entscheidung kennen."

"Es war auf jeden Fall ein astreines Manöver." Alexander Wurz

"Es war auf jeden Fall ein astreines Manöver. Ich stehe eigentlich auf der Seite von Schumacher, Ross Brawn und Mercedes und meine, dass das Manöver gerechtfertigt war. Weil das Safety-Car die Lichter ausgemacht hat und weil die Rennleitung die Nachricht herausgegeben hat, dass das Safety-Car hereinkommen wird."

"Den Standpunkt der FIA kann ich allerdings ebenfalls nachvollziehen, denn die berufen sich auf einen anderen Teil des Reglements. Dort heißt es, dass das Safety-Car in der letzten Runde immer in die Box abbiegen wird - für das Fotofinish. Es soll ja nicht das Safety-Car gewinnen, sondern der Rennsieger. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Was sich da genau abgespielt hat, lasse ich jetzt einmal dahingestellt."

Frage: "Damon Hill war in Monte Carlo als Steward aktiv und hat nach dem Monaco-Rennen sogar Drohbriefe erhalten. Kann man Hill etwas vorwerfen?"
Wurz: "Nein, natürlich kann man ihm nichts vorwerfen. Erstens ist er klug genug, in dieser Sache unparteiisch zu sein."

"Außerdem ist der Einfluss des Fahrerkommissars in einer solchen Entscheidung zurückgestellt. Hier geht es einzig und alleine um den Wortlaut. Wie vor Gericht, so hängt auch hier alles am Gesetztext. In diesem Fall ist es das Reglement der FIA. Das ist die Grundlage für diese Entscheidung."