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Montoya: "Team steht hundertprozentig hinter mir"
Juan-Pablo Montoya räumt mit den Gerüchten auf, wonach er vom Team sabotiert wird - PK-Interview über die schwarze Flagge von Montréal
(Motorsport-Total.com) - Frage: "Juan-Pablo, an Indianapolis hast du gute Erinnerungen, nicht wahr?"
Juan-Pablo Montoya: "Ja. Es ist eine nette Rennstrecke, ein bisschen anders als die meisten anderen. Ziemlich interessant. Unser Auto sollte hier wirklich schnell sein, daher freue ich mich schon auf das Wochenende."

© xpb.cc
Juan-Pablo Montoya bei der heutigen Pressekonferenz der FIA in Indianapolis
Frage: "Die Performance in Montréal war sicher ermutigend, oder?"
Montoya: "Ja. Die Renaults waren auch ziemlich stark, aber wir waren der Meinung, dass es bis zum Ende ein gutes Rennen gewesen wäre."#w1#
"Als das Safety-Car rauskam, war es schon zu spät"
Frage: "Vielleicht kannst du uns den Ablauf, als das Safety-Car herausgekommen ist, noch einmal ganz genau schildern?"
Montoya: "Das Safety-Car ist herausgekommen. Da haben in meinem Teil des Teams Diskussionen begonnen, was wir tun sollten, denn wir hatten 30 Sekunden Vorsprung. Sie haben mir am Funk gesagt, dass wir beide Autos schonen sollen, weil die Renaults zu dem Zeitpunkt sowieso nicht mehr im Rennen waren. Aber als das Safety-Car rauskam, war es für mich schon zu spät."
Frage: "Und weiter?"
Montoya: "Als ich an die Boxenausfahrt kam, sah ich ein blaues Licht. Da habe ich am Funk nachgefragt, was ich machen soll, aber ich glaube, das Team hat mich nicht gehört. Als ich blaues Licht gesehen habe, dachte ich an einen Irrtum, denn normalerweise sollte es nicht an sein. Ich habe mich entschieden, trotzdem auf die Strecke zu fahren. Sicher war das mein Fehler, aber ich hätte mit einer Durchfahrstrafe gerechnet oder damit, mich am Ende des Feldes einreihen zu müssen. Stattdessen haben sie mich aus dem Rennen genommen. Ich finde das ziemlich hart, um ehrlich zu sein, unfair. Aber so war es nun mal."
Frage: "Hast du sofort realisiert, dass dein Rennen vorüber sein würde, als sie dich nicht sofort während der Safety-Car-Phase an die Box geholt haben?"
Montoya: "Ja, hundertprozentig."
"Man muss sich als Teil des Teams einfügen"
Frage: "Trifft so eine Entscheidung das Team alleine oder kannst du dagegen etwas machen?"
Montoya: "Man muss sich als Teil des Teams einfügen. Wenn das Safety-Car auf die Strecke geht, sagt einem das Team über Funk Bescheid. Sie hatten 200 oder 300 Meter, um mich reinzuholen. Das Problem ist, dass wir zwei Autos im Rennen haben, und als das Safety-Car kam, haben sich die zuständigen Jungs gerade deswegen unterhalten. Sie diskutierten gerade, wie schnell wir fahren mussten, um zu gewinnen, weil wir einen großen Vorsprung hatten. Wenn das Safety-Car nicht gekommen wäre, hätten wir pro Runde um eine Sekunde zurückgesteckt, und sie haben gerade versucht, das mit beiden Autos zu klären."
"Als das Safety-Car kam, hingen sie gerade über den Daten. Als ich sie angefunkt habe, haben sie sich gerade am Funk miteinander unterhalten, daher konnten sie mich nicht hören. Sie haben einen Fehler gemacht, genau wie ich davor. Wir müssen es einfach einmal hinbekommen. Das ist Pech, aber so ist es nun mal. Viele Leute denken, dass das Team Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) auf diese Weise bevorzugen wollte. Das klingt ziemlich schwachsinnig, denn ich wäre ja nur neun Punkte hinter ihm gelegen. Eines der Ziele ist außerdem die Konstrukteurs-WM. Dass ich null Punkte hole, Kimi aber zehn, hilft dabei nicht wirklich, nicht wahr?"
Frage: "Bist du darüber hinweg?"
Montoya: "Ja. Es war bisher eine schwierige Saison für mich, ziemlich unglücklich. Die Geschichten mit der FIA haben mir auch nicht gerade geholfen."
Safety-Car-Konfusion nichts Neues für Montoya
Frage: "Hast du unter dem Helm geschrieen, hast du dich sehr geärgert?"
Montoya: "Als ich noch hier in Amerika gefahren bin, ist mir dasselbe bei Ganassi zweimal hintereinander in Detroit passiert, aber ich habe beide Male noch gewonnen. Damals ist etwas anderes passiert. Das zählt alles nicht, es ist eben so. Mich kümmert es nicht, dass ich das Rennen nicht gewonnen habe, weil ich sowieso nichts mehr daran ändern kann. Für mich war am Wichtigsten, dass ich bis dahin Schwierigkeiten hatte, schnell mit diesem Auto zu fahren. Ich holte im Qualifying und im Rennen nicht das Maximum heraus, aber das ist mir endlich einmal gelungen. Ich bin einen anderen Weg als Kimi gegangen, was sich bezahlt gemacht hat."
Frage: "Bevor du zu McLaren-Mercedes gekommen bist, war Ron Dennis der Meinung, dass er genau weiß, wie er südamerikanische Fahrer behandeln muss. Wie würdest du deine Beziehung zu ihm und zum Team am ehesten beschreiben?"
Montoya: "Ich denke, das Team hat mich gut unterstützt, aber die letzten paar Rennen waren einfach unglücklich. Das erste Rennen nach meiner Rückkehr war sehr schwierig, denn ich konnte wegen der Schmerzen kaum fahren. Monaco war ähnlich. Dann lief es besser. Ich hatte am Nürburgring Hoffnung, es sah ganz gut aus, aber ich wurde von einem anderen Fahrzeug gerammt. Dagegen kann man nichts machen. Das letzte Rennen war dann Montréal. Es war frustrierend."
"Ron steht aber - genau wie das gesamte Team - hundertprozentig hinter mir, was mir das Leben einfacher macht. Im letzten Rennen habe ich bewiesen, dass ich es kann. Ich mache mir keine Sorgen, das Team auch nicht. Es hängt nur davon ab, es endlich mal auf die Reihe zu bekommen. Dass mich Ron speziell behandelt, kann ich nicht erkennen. Er sagt mir sehr direkt, was ihm nicht passt, und ich sage ihm das umgekehrt genauso. Wenn man eine geradlinige Beziehung hat, ist das okay."
Unterstützung für Räikkönen nicht ausgeschlossen
Frage: "Würdest du jemals unangebrachte Forderungen seitens des Teams akzeptieren?"
Montoya: "Was sind unangebrachte Forderungen? Die Frage kann man doch auch geradeaus stellen..."
Frage: "Angenommen, das Team bittet dich darum, Kimi Räikkönen zu helfen..."
Montoya: "Wenn ich mathematisch keine Chance mehr habe, dann schon, schließlich bin ich ein Teil des Teams. Bis es soweit ist, haben wir aber noch ein paar Rennen vor uns. Ich denke, dass ich schnell genug bin, um zu Fernando (Alonso; Anm. d. Red.) und Kimi aufzuholen, daher mache ich mir keine Sorgen. In der Presse habe ich gelesen, dass das Team angeblich Kimi bevorzugen will, aber das ist doch Schwachsinn, denn er hatte nur elf Punkte Vorsprung auf mich. Der Journalist, der das geschrieben hat, ist ziemlich dumm, aber ich kümmere mich nicht darum. Sollen sie schreiben, was sie wollen."
Frage: "Hätte euch das Team nicht einfach gemeinsam reinholen sollen? Einer hätte dann eben kurz warten müssen..."
Montoya: "Das hatten wir auch vor."
Frage: "Hättest du nicht einfach auf eigene Faust hereinfahren können?"
Montoya. "Dann ist das Team nicht vorbereitet. Man muss schon mit dem Team arbeiten. Sie haben mir zu spät gesagt, dass ich reinkommen soll, aber umgekehrt wäre es ja genau dasselbe gewesen, wenn ich zu früh gekommen wäre. Sie hätten sich dann gefragt, was ich an der Box mache, wären überrascht gewesen. Man ist Teil des Teams und man sollte dem Team vertrauen oder gar nicht dafür fahren. Manchmal wird vergessen, dass das ein Teamsport ist, kein Fahrersport. Natürlich sind wir diejenigen, die man im Fernsehen sieht, aber es arbeiten 100 Leute an der Strecke und vielleicht 500 in der Fabrik dafür, dass wir gewinnen. Wenn man sich nicht als Teil des Teams sieht, sollte man es sein lassen."
"Regeln besagen, dass Stallorder verboten ist"
Frage: "Was würde passieren, wenn sich Ron Dennis folgendermaßen am Funk melden würde: 'Let Kimi pass fort he Championship!'"
Montoya: "Ich glaube nicht, dass er das tun würde, denn es ist bekanntlich nicht erlaubt. Die Regeln besagen, dass Stallorder verboten ist. Sollte es zu so einer Situation kommen, dann wäre es allein meine Entscheidung, dem Team zu helfen oder nicht, nicht die von Ron. Ich glaube, dass ich noch eine Chance auf die Weltmeisterschaft habe. Man muss aber auch so realistisch sein, dass man erkennt, wenn diese Chance vorbei ist. Das Team sieht das ziemlich klar. Selbst wenn ich dieses Jahr Kimi helfen muss - schließlich hatte ich die Verletzung und viel Pech -, habe ich nächstes Jahr noch immer eine Chance. Daher muss man ein Teamplayer sein. Wenn ich dieses Jahr Kimi helfen muss, dann soll es so sein. Aber das würde nicht als Stallorder passieren."
Frage: "Aber du wirst dich hier keiner Stallorder fügen?"
Montoya: "Wie gesagt: Da Stallorder verboten ist, wäre das meine Entscheidung, nicht die des Teams."
Dennis hat sich im Hotel bei Montoya entschuldigt
Frage: "In Montréal war es also ein Kommunikationsproblem. So etwas ist 2003 in Magny-Cours mit dem BMW WilliamsF1 Team doch auch mal passiert, nicht wahr?"
Montoya: "Nein, das war anders. Das kann man nicht vergleichen. Es ist überhaupt nicht so, dass der Zieleinlauf geplant wird oder dergleichen. Wenn Frank (Williams; Anm. d. Red.) und Patrick (Head; Anm. d. Red.) so etwas passiert wäre, hätten sie sich nicht so verhalten wie Ron. Ron ist nach dem Rennen zu mir gekommen und später dann sogar in mein Hotelzimmer, um sich zu entschuldigen. Das wäre beim BMW WilliamsF1 Team bestimmt nicht passiert. Daher bin ich mir ziemlich sicher, dass das Team hundertprozentig zu mir steht."
Frage: "Angeblich warst du danach auf den öffentlichen Straßen auch so schnell unterwegs, dass du gestraft worden bist..."
Montoya: "Meinen letzten Strafzettel wegen einer Geschwindigkeitsüberschreitung habe ich vor einem Jahr bekommen. Das ist nur ein böses Gerücht."

