• 18.06.2002 10:27

Montoya: "Ich bin kein Mike Tyson"

Montoya über seine Mission in der Formel 1, den Ruhm, sein Leben umgeben von Bodyguards und seine Duelle mit Schumacher

(Motorsport-Total.com) - Er gilt als hitzköpfig, bezeichnet sich selbst als angriffslustig und will nur eines: Gewinnen! "Ich bin zwar ein aggressiver Fahrer und kämpfe für den Erfolg, doch ich werde ganz sicher nie jemanden beißen, wie es beispielsweise ein Mike Tyson getan hat", sagte Juan-Pablo Montoya vor dem Großen Preis von Europa am Nürburgring (21. bis 23. Juni, Premiere überträgt an allen drei Tagen live) dem 'Premiere-Magazin' (August-Ausgabe). Und er ließ keinen Zweifel an seiner Mission in der Formel 1: "Ich bin in der Königsklasse, um Rennen zu gewinnen, alles andere interessiert mich nicht!"

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya fährt nach eigener Aussage hart aber fair

Für den 26-jährigen Kolumbianer steht ausschließlich der sportliche Erfolg im Vordergrund. Die damit verbundene Popularität ist nach seinen Aussagen lediglich lästiges Beiwerk: "Ich liebe es, Rennen zu fahren. Die Formel 1 ist mein Leben. Dabei geht es mir aber nicht um Geld oder Ruhm. Im Gegenteil: Der ganze Rummel ist für mich der negativste Teil der Formel 1!" Montoya, der bislang einen Grand Prix für sich entscheiden konnte, weiter: "Ich kann nicht unerkannt in ein Restaurant gehen, habe einfach kein Privatleben mehr. Und die Latinos sind in ihrer Begeisterung etwas temperamentvoller als die Europäer. Hier flüstern die Leute, in Kolumbien geraten sie total aus dem Häuschen. Ich habe sechs Bodyguards, doch nicht aus Angst vor einer Entführung, sondern um die Leute auf Distanz zu halten!"

Der BMW-Williams-Pilot ordnete sich in dem 'Premiere'-Interview als anständiger Fahrer ein: "Ich bin ein fairer Pilot, verteidige zwar meine Fahrlinie, schubse aber niemanden von der Piste. Wenn ich bei einem Rennen jedoch die Chance habe, zu überholen, hat das nichts mit Respekt oder Respektlosigkeit zu tun." Seine zum Teil äußerst hart geführten Überholmanöver mit dem vierfachen Formel-1-Weltmeister Michael Schumacher haben seiner Meinung nach keinesfalls etwas mit Geringschätzung seines Kontrahenten zu tun: "Nur weil ich Michael Schumacher überhole, heißt das doch nicht, dass ich ihn nicht respektiere!"

Nach Ansicht Montoyas sind seine ruppigen Duelle, vor allem mit dem Kerpener Ferrari-Piloten, alles andere als gewagt: "Ich finde nicht, dass ich große Risiken eingehe. Zumindest nicht mehr als jeder andere erfolgreiche Fahrer. In Malaysia hat mich beispielsweise Michael Schumacher leicht touchiert, das war aus meiner Sicht völlig in Ordnung. In Brasilien war das ein bisschen anders. Ich war vor ihm, und er hat mich berührt. Jeder geht eben Risiken ein."

Der in Monaco lebende Kolumbianer äußerte sich auch zur Ferrari-Teamorder beim Großen Preis von Österreich: "Prinzipiell mag ich keine Teamorder, doch so etwas gab es immer und wird es immer geben. Es geht schließlich um die Weltmeisterschaft. Doch ob die Ferrari-Order in Österreich zu diesem Zeitpunkt notwendig war, bezweifle ich." Ob er sich selbst gegen eine solche Anweisung gesträubt hätte, ließ er jedoch offen: "Keine Ahnung, ob ich mich der Order widersetzt hätte. Ich weiß nicht, wie Barrichellos Vertrag aussieht. Es war eine schwierige Situation für ihn. Ich glaube, er musste gehorchen."