• 10.07.2004 09:59

  • von Marco Helgert

Montoya hat "keine Angst"

Juan-Pablo Montoya spürt keinerlei Angst in einem Formel-1-Auto, wohl aber außerhalb, und ist froh, bei McLaren unterzukommen

(Motorsport-Total.com) - Schwere Unfälle, bei denen Fahrer nicht sofort aus dem Cockpit steigen, fluchend ihrem Ärger Luft machen und zur Box zurückmarschieren, nahmen in jüngster Zeit zu. Ralf Schumacher krachte in Indianapolis in die Streckenmauer, zog sich den Bruch zweier Brustwirbel und eine Gehirnerschütterung zu. Schon im letzten Jahr verunfallte er bei Testfahrten in Monza schwer und musste das Rennen in Italien auslassen. Ähnlich erging es Jordan-Pilot Ralph Firman, der wegen eines Unfalls zwei Rennen pausieren musste.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya kennt die Angst, aber nicht im Formel-1-Boliden

Doch Rennfahrer verdrängen die Gefahr eines schweren Unfalls. Aber auch wenn sich die Situation gegenüber den 70er Jahren extrem gewandelt hat, so ist und bleibt die Formel 1 ein gefährliches Geschäft. Wer jedoch auch auf amerikanischen Superspeedways keinen Respekt zeigte, der wird sich vom Gefahrenpotenzial der Formel 1 kaum erschüttern lasse - wie Juan-Pablo Montoya.#w1#

Montoya und das Gefühl der Sicherheit

"Ich sehe keine wirklichen Gefahren auf der Strecke", erklärte er der 'Sun'. "Wenn das so wäre, dann würde ich nicht fahren. Wenn ich beim Fahren eines dieser Autos denken würden, dass ich mich selber darin umbringen könnte, dann würde ich nie einsteigen. Ich möchte nicht vorzeitig sterben. Bei meinem Fahrstil glauben die Leute, nichts würde mir Angst machen. Aber stellt mich an Abgrund auf einem Berg, ohne Sicherheitsleinen und ich breche zusammen."

Der Kolumbianer möchte sehr wohl sehen, dass sich um die Sicherheit gesorgt wird. "Mir macht es Angst, wenn man bei nichts eine Sicherheit hat. Da flippe ich völlig aus", fuhr er fort. "Ich wollte mal einen Bungee-Sprung versuchen, aber als ich da oben stand, habe ich nur gedacht: 'Oh, Mist!' Also ist es nicht passiert." Doch nach dem Unfall seines Teamkollegen in Indianapolis hielt sich die Furcht vor einem ähnlichen Abflug in Grenzen. "Ich habe für einige Runden die Gurte noch enger angezogen, denn ich wusste nicht, ob es ein mechanisches Problem war. Aber ändern hätte ich es ja auch nicht könnten."

Unverständnis für Ralf Schumachers Entscheidung

Montoya wird BMW-Williams zum Ende der Saison in Richtung McLaren-Mercedes verlassen, doch seine Motivation leidet darunter kaum. Auch soll es im vergangenen Jahr keinen konkreten Vorfall gegeben haben, der ihm zum Wechsel veranlasste. "Es gab keinen alleinigen Zwischenfall, der entschied, dass ich das Team verlassen würde", erklärte er. "Aber zur Mitte der Saison hatte ich das Gefühl, mich woanders umsehen zu müssen."

Der 28-Jährige wollte nicht in die Situation kommen, keine oder nur eine eingeschränkte Wahl zu haben. "Bisher kam ich in dieser Saison gut zurecht, habe Ralf an den meisten Wochenenden im Griff gehabt", so Montoya. "Wenn ich nicht bei McLaren unterschrieben hätte, dann hätte es wohl wie bei Ralf geendet. Er geht im nächsten Jahr zu Toyota, die derzeit keine Leistung zeigen. Und ein Licht am Ende des Tunnels kann man da auch nicht erkennen."

"Bei McLaren ist dieses Licht erkennbar, auch wenn sie sich in dieser Saison nicht so gut schlagen", macht sich Montoya Hoffnung, der sich aber nur ungern anpassen würde. "Ich bin ein Teamplayer, aber man muss sich auch selber treu bleiben. Ron Dennis hat mir immer gesagt, dass er es mag, wie ich mich im und außerhalb des Autos verhalte. Ich sehe keinen Grund, warum ich mich ändern sollte."