• 03.07.2003 13:18

  • von Marco Helgert

Montoya: "Das ist nicht mein Stil"

BMW-Williams-Pilot Juan-Pablo Montoya erklärt, warum er sich nicht damit abfinden kann, hinter einem Konkurrenten zu fahren

(Motorsport-Total.com) - Wie kompromisslos ein Juan-Pablo Montoya im Rennen agiert, konnte man als Zuschauer erst am vergangenen Wochenende auf dem Nürburgring erleben, als er Michael Schumacher auf der Außenlinie in der Dunlop-Kehre überholte. Der kolumbianische BMW-Williams-Pilot würde lieber einen Highspeed-Crash riskieren, als eine Chance ungenutzt verstreichen zu lassen.

Titel-Bild zur News: Juan-Pablo Montoya

Juan-Pablo Montoya: "In der Meisterschaft kann noch alles passieren"

"Ich war mein ganzes Leben lang ein 'Racer'", erklärte Montoya der britischen Presse. "Auf der Strecke muss man sich Autorität verschaffen, man muss zeigen, dass man keinen Zentimeter geschenkt bekommt. Es ist ein Instinkt von mir, dass ich es versuche, wir sollten genau deswegen in diesem Sport aktiv sein. Wir sind nicht hier, um in einem Rennen einem anderen hinterherzufahren."

"Einige Fahrer haben Angst einen Unfall zu bauen, wenn sie versuchen zu überholen", so der Kolumbianer weiter. "Sie sind damit zufrieden, ein paar Punkte zu holen. Das ist nicht mein Stil! Ein Sieg ist mehr wert als ein paar Punkte. Mit diesem Denken habe ich die Formel 1 erreicht." Doch nicht nur das. In seiner Anfangszeit in der CART-Serie brachte es ihm auch viel Kritik ein, als er einige Unfälle mit seinen Kollegen verursachte, die nicht "brav" Platz machten.

Michael Schumacher macht Platz

Auch Teamchef Frank Williams lobte seinen kolumbianischen Star für seine Manöver. Der Engländer wurde in seiner Karriere jedoch von Fahrern verwöhnt, die aus ähnlichem Holz geschnitzt waren: Alan Jones, Keke Rosberg oder Nigel Mansell. Zur Kritik an seinen Teamkollegen Ralf Schumacher, der in Kanada rundenlang hinter seinem Bruder fuhr, wollte sich Montoya jedoch nicht explizit äußern.

"Ich halte immer Ausschau nach dem Unerwarteten", so der 27-Jährige. "Ich versuche herauszufinden, wo ich schneller bin und einen Vorteil habe. In solchen Situationen kannst du entweder bleiben wo du bist oder es versuchen ? ich bevorzuge die letztere Variante. Vielleicht hatte Ralf in Kanada keine klare Chance oder er war einfach nicht nahe genug an ihm dran, um zu überholen."

"Ich kann jedoch garantieren: Wenn man nahe genug dran ist und einen Versuch beim Anbremsen startet, dann ist die Chance da, dass Michael Platz macht", ist sich Montoya sicher. "Wenn er es nicht tut, dann besteht die Chance, dass beide aus dem Rennen sind, aber er steht mehr unter Druck, denn er führt in der Weltmeisterschaft und braucht die Punkte."

Die Weltmeisterschaft ist völlig offen

"Ich habe Michaels Respekt geerntet, als ich ihn beim Brasilien-Grand-Prix 2001 überholte. Seitdem tritt er mir gegenüber aggressiver auf, aber im Moment hat er mehr zu verlieren, daher juckt mich das nicht", so der Kolumbianer klipp und klar. Sollte er den amtierenden Weltmeister jedoch häufiger wie am Nürburgring schlagen, so könnte er selbst in die Situation kommen, dass er auf sein Punktekonto achten muss.

Davon ist auch Montoya überzeugt: "In diesem Jahr kann in der Meisterschaft noch alles passieren. Man braucht nur Kimi (Räikkönen) zu betrachten", so der WM-Vierte. "Im Qualifying von Kanada hat er einen Fehler gemacht und musste aus der Boxengasse starten, und letzte Woche ging sein Motor kaputt. Wenn wir weiter Punkte auf Michael und Kimi gutmachen, wer weiß, was dann passiert."

Doch Montoya musste in den letzten Jahren auch die Kritik entgegennehmen, dass er zu viele Fehler mache und daher erst zwei Siege erringen konnte. "Ich bin der Erste, der seine Hand hebt, wenn ich Fehler gemacht habe, und ich weiß, wo ich mich verbessern muss", erklärte der Kolumbianer. "In Kanada dachte ich, dass ich mit der gewählten Geschwindigkeit durch die Kurve fahren könnte, bis ich mich gedreht habe. Das sollte nicht passieren, und hoffentlich habe ich aus diesem Fehler gelernt. Ich kann aber nicht versprechen, dass dies nicht wieder vorkommen wird."