Montezemolo: Nach den Tränen überwiegt der Optimismus
Der Ferrari-Präsident wollte Schumacher noch ein Jahr im Ferrari sitzen haben, nun freundet sich der Italiener mit der zukünftigen Fahrerpaarung des Teams an
(Motorsport-Total.com) - Michael Schumachers Rücktritt nach dem Ende der Saison ist offiziell, nun kann man sich bei Ferrari wieder auf das konzentrieren, was in den kommenden Rennen wichtig ist - der Gewinn beider WM-Titel. Im Vorfeld auf den Großen Preis von China am 1. Oktober werden die Italiener eifrig testen, unter anderem ein neues Aerodynamik-Paket, das im Kampf um den Titel gegen Renault den entscheidenden Vorteil bringen soll.

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Luca di Montezemolo mit Michael Schumacher: Ein emotionaler Moment
So wie Michael Schumacher seinen 90. Sieg in Monza einfuhr, bevor er seinen Rücktritt ankündigte, soll der Rekordsieger mit dem achten WM-Titel aus dem aktiven Renngeschäft verabschiedet werden. Ferrari-Präsident Luca di Montezemolo forderte im Anschluss an das Rennen seine Mannschaft auf, alles zu geben, um am Ende der Saison mit beiden Titeln dazustehen.#w1#
Montezemolo wollte Schumacher am Tag x beistehen
Der 59-Jährige überraschte, denn normalerweise war er in Monza nur am Qualifying-Tag vor Ort, das Rennen schaute er sich zuhause am Fernseher an, um seine Nerven zu schonen: "Ich war das erste Mal seit acht Jahren am Sonntag bei einem Rennen dabei", so der Italiener nach dem Rennen. "Ich kam hier Michael zuliebe her, denn ich hatte es natürlich schon im Vorfeld gewusst."
Für den Exzentriker war es ein seltsamer Tag gewesen, auf der einen Seite sei es ein schöner Tag, schließlich habe man vor den Fans in Monza gewinnen können, auf der anderen Seite sei Schumacher für Ferrari "mehr als nur ein Fahrer" gewesen: "Er war vor allen Dingen in schwierigen Zeiten ein Mann. Er stand dem Team immer nahe, so wie wir das auch ihm gegenüber waren."
Ein "intelligenter" Rücktritt
Es sei "intelligent" von Schumacher gewesen, den Rücktritt in diesen Moment bekannt zu geben, an einem Tag, an dem er erneut gezeigt habe, dass er der beste Fahrer der Welt ist: "Besonders in diesem Rennen war er entschlossen, konstant, schnell und gegen Räikkönen sehr stark, der an diesem Wochenende seine große Chance hatte."
Montezemolo ist froh, dass Michael Schumacher seinen Rücktritt an einem Tag bekannt geben konnte, an dem er den Rückstand auf Fernando Alonso um zehn Zähler auf nur noch zwei Punkte reduzieren konnte. Bei noch verbleibenden drei Rennen ist nun alles möglich. Noch in Kanada sei man 25 Punkte zurückgelegen, nun könne wieder jeder an den Titelgewinn glauben.
Montezemolo versuchte Schumacher umzustimmen
"Auf der anderen Seite muss ich sagen, dass es mir leid tut. Ich bin sogar ein wenig emotional geworden. Aber wir haben dem Team gesagt, dass wir alles tun müssen, damit Michael die Meisterschaft gewinnt, sodass er als bester Fahrer der Welt zurücktreten kann."
Der Ferrari-Präsident gibt zu, dass er versucht hatte, seinen Fahrer zu überzeugen, eine weitere Saison an Bord zu bleiben: "Ich hatte gehofft, dass er vielleicht noch ein weiteres Jahr fährt. Er hat es mir vor ein paar Wochen gesagt. Im August arbeitete ich eine Menge an der Organisation und an der Zukunft von Ferrari, unabhängig von den Fahrern. Er war traurig aber sehr, sehr entschlossen."
Ferrari unterhielt sich mit Schumacher über Räikkönen-Verpflichtung
Nun blickt Ferrari nach vorn, zwar hat man seinen besten Fahrer aller Zeiten verloren, doch mit Felipe Massa und vor allem mit Kimi Räikkönen sieht man sich für die kommenden Jahre bestens gerüstet: "Michael wusste seit vielen, vielen Monaten, dass er Teamkollege von Räikkönen geworden wäre, hätte er noch ein Jahr drangehängt. Wir haben uns natürlich mit ihm darüber unterhalten, so wie wir dies die anderen Male gemacht haben, als wir andere Fahrer aussuchten, denn das Team muss mit solchen Dingen einverstanden sein."
Michael Schumacher erklärte nach dem Rennen, dass er sich unter anderem der Zukunft von Felipe Massa zuliebe dazu entschieden hat, seinen Rücktritt bekannt zu geben. "Wenn man den besten Fahrer der Welt austauscht, dann ist damit immer ein Risiko verbunden", so Montezemolo. "Gleichzeitig muss ich jedoch sagen, dass meiner Meinung nach Räikkönen, was sein Temperament, seine Abgebrühtheit, Reife und Erfahrung trotz seines Alters von 25 Jahren betrifft, eine gute Wahl für Ferrari ist. Wir brauchen Fahrer, die dem Druck gewachsen sind."
Räikkönen laut Montezemolo besser als Alonso
Der Italiener glaubt fest daran, dass Räikkönen die optimale Wahl ist: "Einmal war ich zufällig in Mugello und Räikkönen fuhr seine ersten Runden im Sauber. Ich kann mich daran erinnern, wie Michael mich fragte, wer dieser Kerl ist. Er war beeindruckt, als er ein paar Runden hinter ihm fuhr. Und bei allem Respekt vor Alonso, der wirklich großartig ist, ich glaube ehrlich, dass Räikkönen den Titel im vergangenen Jahr gewonnen hätte, hätte er ein zuverlässigeres Auto gehabt. Nach dem Verlust von Schumacher bin ich davon überzeugt, dass wir eine sehr, sehr starke Fahrerpaarung haben."
Schumacher: Keine Tests und auch kein Teamchef
Nach der Bekanntgabe sickerte sofort durch, dass Michael Schumacher dem Team in einer anderen Rolle treu bleiben wird. Diese wird am Ende des Jahres präsentiert. Gleichzeitig ließ Montezemolo durchblicken, dass Schumacher wohl keine Testfahrten durchführen wird und auch nicht Teamchef Jean Todt beerben wird: "Ich sehe ihn nicht hinter einem Schreibtisch. Aber er wird irgendwie in der Ferrari-Familie bleiben. Er ist ein intelligenter Kerl, der die Dinge versteht und über eine großartige Erfahrung in der Formel 1 verfügt. Aber das bedeutet nicht, dass er mit Luca Badoer oder Jean Todt konkurriert."

