• 04.03.2008 09:27

  • von Stefan Ziegler

Minardi vermisst Ferrari-Nachwuchsprogramm

Giancarlo Minardi freut sich auf die jungen Wilden und findet es zugleich schade, dass Ferrari sich nicht dem Nachwuchs verschrieben hat

(Motorsport-Total.com) - Im Jahr 2005 verabschiedete sich eines der kleinsten Teams von der Grand-Prix-Bühne, als Minardi von Red Bull geschluckt und in Toro Rosso verwandelt wurde. Teamgründer Giancarlo Minardi hält dennoch den Kontakt zur aktuellen Formel 1 und blickt mit Spannung auf die Rookies in dieser Saison und eher mit Sorgenfalten im Gesicht auf die Chancen italienischer Nachwuchsfahrer.

Titel-Bild zur News: Stefano Domenicali (Sportlicher Leiter) ; Giancarlo Minardi

Domenicali und Minardi: "Stefano, was macht der Ferrari-Nachwuchs...?"

"Ich sehe Ferrari in der Favoritenrolle", erklärte der Italiener gegenüber 'minardi.it'. "Allerdings werden wir erst beim ersten Rennen wissen, ob sich die Arbeit über den Winter für jedes einzelne Team ausgezahlt hat." Von besonderem Interesse für Minardi sind die diesjährigen Debütanten, war der gleichnamige Rennstall doch jahrelang Talentschmiede und Sprungbrett für Formel-1-Einsteiger und Neulinge.#w1#

"Mit Nelson Piquet jr., GP2-Meister Timo Glock, Sebastien Bourdais und Sebastian Vettel sehen wir 2008 einige neue Gesichter, obwohl Vettel ja schon ein paar Grand Prix absolviert hat. Sie sind allesamt junge und vielversprechende Talente", kommentierte Minardi und betonte die Wichtigkeit für junge Piloten, sich in Ruhe weiterzuentwickeln. Große Stücke hält er indes hauptsächlich auf Piquet, der bei Renault die besondere Chance habe, eine Menge von Doppelweltmeister Fernando Alonso zu lernen.

"Das Problem ist, dass Ferrari kein Nachwuchsprogramm auf die Beine stellt." Giancarlo Minardi

Dass unter den genannten Rennfahrern kein Italiener auftaucht, sei laut Minardi eine logische Entwicklung der letzten Jahre. "Die jungen Piloten kommen in den Nachwuchsklassen gut zurecht aber schaffen dann den letzten Sprung in die Formel 1 nicht", so der ehemalige Teammanager aus Faenza. "Das Problem ist, dass Ferrari kein Nachwuchsprogramm auf die Beine stellt, wie es zum Beispiel Honda, Red Bull oder Renault vormachen."

Allerdings sieht der 60-jährige den Veränderungsprozess der Scuderia durchaus positiv und hofft im Rahmen der Umstrukturierungen auf einen italienischen Piloten im roten Auto. "Ich hoffe, dass sie bald einem jungen Talent ein paar Testtage ermöglichen. Unglücklicherweise sind Jarno Trulli und Giancarlo Fisichella ja beide schon am Ende ihrer Karriere angelangt" - und, nebenbei bemerkt, natürlich ehemalige Minardi-Debütanten.

Auch zur mittlerweile allgegenwärtigen Kostendiskussion hat Giancarlo Minardi eigene Vorstellungen und schlägt vor, an den Grand-Prix-Freitagen wieder eine Nachwuchs-Session einzuführen. "Um Kosten einzusparen, würde ich den Teams vor Ort eine Testmöglichkeit bieten", so Minardi abschließend. "Auf diese Weise würden schon einmal Streckenmiete und Materialtransport entfallen. Außerdem sollte man nicht vergessen, dass sich Robert Kubica und Sebastian Vettel einst an den Freitagen in Szene setzen konnten."