Michelin übt weiterhin Kritik an der FIA

Nach der Wiedereinführung der Reifenwechsel ist die Atmosphäre zwischen der FIA und Michelin vergiftet - Konzernchef setzt Kritik fort

(Motorsport-Total.com) - Am Montag wurde von der Formel-1-Kommission beschlossen, dass es 2006 ein Comeback der Reifenwechsel bei den Boxenstopps geben wird, was tendenziell eher Bridgestone als Michelin helfen dürfte. Michelin reagierte darauf erbost und beschuldigte die FIA indirekt, diese Änderung durchgesetzt zu haben, um Michelin gezielt zu sabotieren.

Titel-Bild zur News: Edouard Michelin und Pierre Dupasquier

Michelin, im Bild mit Dupasquier, wittert eine Verschwörung seitens der FIA

Es ist ein offenes Geheimnis, dass zwischen dem Automobilweltverband und dem französischen Reifenhersteller seit dem Skandal-Grand-Prix der USA mit nur sechs Autos ein Kleinkrieg tobt. Die FIA plant außerdem die Einführung von Einheitsreifen in der Formel 1, was Michelin sauer aufstößt, während Bridgestone - übrigens auch Ausrüster der GP2-Serie - diesem Gedankenmodell keineswegs abgeneigt ist und daher wohl den Zuschlag als Monopolist erhalten würde.#w1#

Bis auf Michelin wollen alle wieder Reifen wechseln...

Auf den Beschluss vom Montag, der von der Formel-1-Kommission Gerüchten zufolge mit einer 20:5-Mehrheit - die fünf Gegenstimmen kamen wohl von nächstjährigen Michelin-Teams - angenommen wurde, reagierte Michelin mit einer giftigen Presseaussendung in Richtung der FIA. Die FIA konterte darauf ihrerseits mit dem Argument, dass die Regeln für 2006 im Rahmen eines völlig demokratischen Prozesses beschlossen worden seien.

Auf den ersten Blick mag dies stimmen, schließlich ist die FIA in der Formel-1-Kommission nur durch ihren Präsidenten Max Mosley vertreten, allerdings hat die FIA wohl für das Comeback der Reifenwechsel Lobbying betrieben und so beispielsweise die Repräsentanten der Rennveranstalter auf ihre Seite gezogen. Darüber hinaus gibt es nur eine permanente Stimme für die Reifenhersteller, über die diesmal Bridgestone Entscheidungsgewalt hatte.

Also setzte Konzernchef Edouard Michelin seine Kritik im Rahmen der Katalonien-Rallye fort: "Die Änderungen in letzter Minute lassen einen immer hinterfragen, was die wahren Gründe und Absichten sind, die dahinter stecken", wird er von 'Autosport-Atlas' zitiert. "Damit der Motorsport funktionieren kann, braucht man Transparenz und Klarheit über die Absichten und Ziele. Im Moment gibt es aber Verwirrung hinsichtlich der Ziele - und gleichzeitig Zeitdruck."

Arbeitet die FIA ganz gezielt gegen Michelin?

Gleichzeitig deutete er an, dass Michelin weiterhin eine Verschwörung gegen sich selbst vermutet, was spätestens seit der Vergabe des WTCC-Auftrags an Yokohama ein akutes Thema ist: "Auf das Risiko hin, bestimmte Praktiken und Prozeduren zu stören, die hinter einem demokratischen Deckmantel stattfinden, gibt es meiner Meinung nach Anzeichen für ernsthafte Probleme in der Regelung des Sports", so der Franzose.

"Einheitsreifen in der Formel 1? Nicht mit Michelin!" Edouard Michelin

"Einheitsreifen in der Formel 1? Nicht mit Michelin", stellte er ferner klar. "Wir haben unsere Position hinsichtlich des Einheitsreifens schon oft bekannt gegeben. Unserer Ansicht nach wäre das der Anfang auf dem Weg hin zum Einheitsreifen, Einheitsmotor und einem Standardauto wie im Renault-Clio-Cup. Das kann zwar auch durchaus interessant sein, aber mit der Formel 1, die die Königsklasse des Motorsports sein soll, hätte das nichts mehr zu tun."

Michelin warf der FIA bei dieser Gelegenheit auch vor, in der Formel 1 grob versagt zu haben, gleichzeitig verwies er jedoch auf die intakten Beispiele Rallye- und Motorrad-WM: "Wenn eine Sporthoheit angemessen funktioniert, ist der Wettkampf gut, sodass er Herstellern und der Öffentlichkeit auch einen Nutzen bringt. Unser Wunsch ist, dass so eine Situation auch in der Formel 1 entsteht", meinte er abschließend.