• 12.03.2002 09:22

Michelin reist mit neuen Reifen in die Hitzeschlacht

Optimismus bei Michelin vor dem zweiten Saisonlauf, da die Franzosen ihren Partnerteams neue Reifen zur Verfügung stellen

(Motorsport-Total.com) - Eines steht vor dem Aufheulen der Motoren beim zweiten Lauf zur diesjährigen Formel-1-Weltmeisterschaft bereits fest: Der Große Preis von Malaysia stellt Fahrer, Fahrzeuge und auch die Reifen mit seinem tropischen Klima auf eine ganz besondere Belastungsprobe. Temperaturen um 40 Grad in Kombination mit extrem hoher Luftfeuchtigkeit lassen Vergleiche mit einer finnischen Sauna zu. Das Rennen fordert mehr als anderthalb Stunden lang höchste Konzentration auf der anspruchsvollen Strecke. Sintflutartige Regenfälle können jederzeit die Strategie durcheinander werfen und verlangen nach blitzschnellen Entscheidungen seitens der Fahrer und ihrer Boxencrews. Michelin stellt seinen Partner-Teams am kommenden Wochenende Reifen mit neu entwickelten Mischungen und Konstruktionen zur Verfügung. Von ihnen erwarten die Techniker ? besonders vor dem Hintergrund der hohen Außen- und Asphalttemperaturen ? eine weitere Leistungssteigerung. Somit sollte einer Wiederholung des Erfolges von Australien, als fünf Michelin-bereifte Autos in die Punkteränge fuhren, nichts im Wege stehen.

Titel-Bild zur News: Michelin-Reifen

Michelin-Reifen sollen in Sepang gut funktionieren

Made in Germany: Der vom deutschen Architekten Hermann Tilke konzipierte Sepang Circuit darf mit seiner Kombination von langen Geraden mit einer Vielzahl sowohl langsamer als auch mittelschneller und extrem flotter Kurven als nahezu einzigartig gelten. Auf kaum einer anderen Strecke bieten sich den Piloten bessere Überholmöglichkeiten als in den zahlreichen Bremszonen oder beim Herausbeschleunigen aus Kurven. Dabei erleichtert das hohe Gripniveau des 5,542 Kilometer langen und mit 16 Metern ungewöhnlich breiten Asphaltbandes, auf dem der Vollgas-Anteil bei lediglich 60 Prozent liegt, die Arbeit der Piloten noch zusätzlich.

Coulthard: "Michelin wird einige Rennen dominieren"

Das BMW-Williams-Team kam in der vergangenen Woche ? ebenso wie Renault ? bereits in den Genuss, die Michelin-Neuentwicklungen ausgiebig zu testen. "Wir konnten sehr aussagekräftige Ergebnisse über die neuen Reifen sammeln", freute sich Tim Newton, Leiter des Test-Teams, nach den Tagen in Silverstone. "Die Pneus funktionierten hier in der britischen Kühle hervorragend", bilanzierte er mit Blick auf den Zeitenmonitor, auf dem der BMW-Williams-Testfahrer Marc Gené sowie Renault-Pilot Fernando Alonso mit über zwei Sekunden Vorsprung pro Runde als Schnellste auftauchten. "In der Hitze in Malaysia wird die Leistungsfähigkeit noch größer sein. Alle Michelin-Teams haben deshalb Grund, sich auf den kommenden Grand Prix zu freuen." Freude ganz anderer Art verspürt derweil Juan-Pablo Montoya: "Ich finde es großartig, dass mit Kimi Räikkönen ein weiterer Fahrer ganz vorne mitmischt", lobt der Zweitplatzierte des Auftaktrennens den jungen Finnen aus dem McLaren-Mercedes-Team, der den Grand Prix von Australien als Dritter beendete. "Mit einem aggressiven Racer wie ihm macht das Rennfahren richtig Spaß. Ich glaube, wir werden eine sehr interessante und spannende Saison erleben."

Auch Mercedes-Benz-Motorsportdirektor Norbert Haug zeigte sich von dem Neuzugang im Team begeistert. "Es war einfach ein hervorragendes Rennen von Kimi", stimmte er in den Lobgesang über den 22-Jährigen ein. McLaren-Teamchef Ron Dennis bestätigt: "Kimi fuhr ausgezeichnet. Er lieferte damit einen weiteren Beweis, dass unser Auto absolut konkurrenzfähig ist." David Coulthard führt dieses Potenzial des MP4-17 nicht zuletzt auf die Michelin-Reifen zurück. "In den nächsten zwei Rennen in Malaysia und Brasilien werden die Michelin-Pneus einen großen Vorteil für uns bedeuten", erklärt der Schotte. "Auch für den Verlauf der gesamten Saison sind die französischen Pneus die beste Wahl. Ich glaube, dass es einige Rennen geben wird, in denen die Michelin-Teams absolut dominieren und beispielsweise im Training mindestens die ersten beiden Startreihen unter sich ausmachen werden."

Toyota sammelte in Sepang schon Erfahrung

Das Ziel, kurzfristig zu diesen dominierenden Teams zu gehören, formuliert Jaguar momentan noch nicht. Bei den "Raubkatzen" freut man sich zunächst über den unerwartet erfolgreichen Saisonauftakt auf dem fünften Kontinent. "Bei der Saisonvorbereitung konnten wir nie eine ganze Renndistanz zurücklegen", erklärt der Technikdirektor Günther Steiner. "Umso erfreulicher ist es natürlich, in Australien beide Wagen ins Ziel zu bringen und dabei auch noch drei Punkte für Eddie Irvines vierten Platz verbuchen zu können." Für die Zukunft sieht die Mannschaft um Teamchef Niki Lauda aber noch großen Spielraum für Verbesserungen. "Wir werden in Malaysia bereits einige kleinere Modifikationen am R3 vornehmen", erklärt Steiner und erteilt Gerüchten, das Vorjahresmodell würde wieder zum Einsatz kommen, damit eine deutliche Absage. "Wir verstehen das neue Auto immer besser und können es dementsprechend weiterentwickeln."

Auch Toyota hofft, die gelungene Vorstellung vom fünften Kontinent wiederholen zu können, bei der Mika Salo als Sechstplazierter den ersten WM-Zähler für die Grand-Prix-Debütanten einfuhr. "Es ist nicht mein erster WM-Punkt, aber er ist wahrscheinlich der wichtigste in meiner Formel-1-Karriere", freut sich der Finne. Die Chancen, dass diesem ersten Zähler in Malaysia weitere folgen können, schätzt sein Teamkollege Allan McNish als recht gut ein. "Der Sepang Circuit liegt unserem Auto", weiß der Schotte zu berichten. "Im letzten Jahr konnten wir hier drei Tage lang testen. Wir verfügen also bereits über zahlreiche Daten und Erfahrungen, die wir beim Grand Prix von Australien nicht zur Verfügung hatten. Außerdem werden wir auf den langen Geraden die Kraft unseres Zehnzylinders voll ausspielen können."

Renault und Minardi optimistisch

Auf die Kraft ihrer Motoren vertrauen auch die beiden Renault-Piloten Jarno Trulli und Jenson Button. Nach dem unverschuldeten Doppelausfall der gelb-blauen Renner beim Saisonauftakt brennt die französische Mannschaft darauf, beim Grand Prix von Malaysia erste Früchte der erfolgreichen Saisonvorbereitung zu ernten. "Wir hatten sehr erfolgreiche Testtage", berichtet Mike Gascoyne, Technischer Direktor des Renault-Formel-1-Teams. "Besonders in punkto Reifen ist uns gemeinsam mit unserem Partner Michelin ein weiterer Schritt nach vorne gelungen."

Bei ihrem zweiten "Heimrennen? hintereinander hofft Minardi auf eine ähnlich sensationelle Vorstellung wie beim Grand Prix von Australien. Dort bescherte der australische Formel-1-Debütant Mark Webber der kleinen italienischen Mannschaft durch seinen fünften Platz die ersten WM-Punkte seit 1999. Gemeinsam mit seinem Teamchef und Landsmann Paul Stoddart ließ sich der 25-Jährige danach von begeisterten Fans feiern. Teamkollege Alexander Yoong hofft nun vor seinem Heimpublikum in Malaysia auf ähnliche Jubel-Arien.