Michael Schumacher analysiert seine Gegner
Schumacher erklärt, warum er in der kommenden Saison nicht erwartet, den Titel so einfach wie 2001 gewinnen zu können
(Motorsport-Total.com) - Mit einem komplett neuen Ferrari, bestehend aus neuem Motor und neuem Chassis, und frischer Motivation möchte Michael Schumacher in diesem Jahr seinen WM-Titel verteidigen und nach Juan Manuel Fangio der zweite Pilot sein, dem ein Titel-Hattrick gelingt. Dabei geht der vierfache Formel-1-Weltmeister davon aus, dass ihm die Konkurrenz dieses Mal das Leben nicht so einfach machen wird wie noch in der vergangenen Saison, als er bereits vier Rennen vor Saisonende als Champion feststand.

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Schumacher erwartet in der Saison 2002 einen schwierigeren Titelkampf
Der Ferrari-Pilot glaubt, dass Ferrari 2001 zu Saisonbeginn im Vergleich zu BMW-Williams nicht so überlegen war, wie das die Rundenzeiten hätten vorgaukeln können: "Unser Vorsprung am Anfang hatte auch viel mit den Reifen zu tun. Ich wage zu behaupten, dass die Reifen im nächsten Jahr nicht mehr so unterschiedlich sein werden", so Schumacher in der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung (FAZ)". Im nächsten Jahr wird Ferrari das einzige Top-Team sein, das mit Bridgestone-Gummies unterwegs sein wird, BMW-Williams und McLaren-Mercedes hoffen, dank Michelin Ferrari vom Thron stürzen zu können.
Nach dem ersten Jahr des Kräftemessens zwischen Michelin und Bridgestone werden sich die Leistungen der Pneus angleichen ? das glaubt zumindest der zweifache Familienvater: "Vermutlich werden die Kollegen, die mit Michelin fahren, nicht mehr drei, vier Runden brauchen, bis die Reifen funktionieren. Und unsere Bridgestones werden weniger abbauen als zuletzt." Unsicher ist der Deutsche hingegen bei der Beurteilung des Entwicklungspotenzials bei den Autos: "Ich weiß nicht, wie stark sich die anderen Teams bei der Autokonstruktion verbessern werden. Ich bin nur sicher, dass wir uns verbessert haben."
Nach dem Weggang von Mika Häkkinen hat Michael Schumacher einen ernst zu nehmenden Gegner weniger, bei McLaren-Mercedes soll nun David Coulthard die Titelhoffnungen des Teams erfüllen, doch daran glaubt der Wahlschweizer nicht so recht: "Ich möchte dem David wirklich keinen einschenken. Aber eines kann man sagen: ein motivierter, guter Häkkinen ist schneller als Coulthard. Da bin ich mir sicher. Das hat man in den letzten drei Rennen der Saison gesehen."
Nach den Leistungen der vergangenen Saison ist natürlich auch BMW-Williams in den Kreis der Titelaspiranten aufgestiegen. Und während hinter Kimi Räikkönen bei McLaren-Mercedes noch ein Fragezeichen steht, haben die Blau-weißen mit Ralf Schumacher und Juan-Pablo Montoya zwei Siegfahrer im Team. Für das Tief von Ralf Schumacher gegen Saisonende hält Bruder Michael übrigens gegenüber der "FAZ" eine Erklärung parat: "Ich glaube, er hat nach der Entscheidung in der Weltmeisterschaft, die in Ungarn fiel, im Unterbewusstsein nachgelassen, nur noch 99 Prozent Motivation gehabt."
Etwas vorsichtig schätzt Michael Schumacher die Leistung von Montoya ein: "Im Moment kommt Montoya gut an, er machte einen guten Job speziell zum Schluss der Saison. Aber wie konstant ist er? Über das Jahr gesehen war das doch sehr schwankend, mit einer stark steigenden Tendenz zum Schluss. Aber wer weiß, ob sie nicht auch mal wieder abknickt?" Die Überholmanöver von Brasilien und Österreich sind für Schumacher jedenfalls kein Maßstab: "Es gibt für mich genügend andere Fahrer in der Formel 1, die genau die gleichen Aktionen gezeigt haben wie Montoya. Ich kann mich an Alexander Wurz erinnern, der Heinz-Harald Frentzen in Brasilien außen überholte."
Für Michael Schumacher sind seine Einschätzungen der anderen Piloten auf seine Eigenschaft als "Realist" zurückzuführen und nicht auf die Tatsache, dass er einen anderen Fahrer mehr oder weniger mag: "In meinen Augen lege ich die Fakten dar und orientiere mich bei der Beurteilung daran. Das ist beim Vergleich Coulthard-Häkkinen auch so. Leider wird mir das häufig als persönliche Attacke ausgelegt."

