Mercedes: Technik-Coup beim Frontflügel?

In Suzuka probierte Mercedes einen Frontflügel mit F-Schacht-System aus - Hat die Truppe von Ross Brawn damit für 2012 die Konkurrenz ausgetrickst?

(Motorsport-Total.com) - AVL-Simulationsexperte Peter Schöggl hatte es bereits vor einem Jahr auf 'Motorsport-Total.com' angekündigt: Mit dem verstellbaren Heckflügel hat man die 2010 entwickelten F-Schachtsysteme keineswegs ausgerottet. "Mit dem F-Schacht wurde 2010 eine Technologie losgetreten, die man nicht mehr so einfach verbieten kann", meinte der Österreicher, der für Formel-1-Teams Simulationen durchführt. Er rechnete damit, dass sich die Teams beim Versuch, einen Strömungsabriss zu erzeugen, nicht mehr auf den Heckflügel konzentrieren werden, sondern auf andere Bereiche.

Titel-Bild zur News: Nico Rosberg

Mercedes probierte im ersten Training von Suzuka den innovativen Flügel aus

Und siehe da - das Ergebnis dieser Bemühungen konnte man in Suzuka im ersten Freien Training bereits sehen. Allerdings nur, wenn man genau hinsah. Die Kollegen von 'auto motor und sport' haben erkannt, dass Mercedes erstmals einen Frontflügel mit F-Schacht einsetzte. Die Truppe rund um Ross Brawn testet wie die anderen Topteams bereits Teile für die kommende Saison, da dies nach Saisonende vom bis Anfang Februar gültigen Testverbot verunmöglicht wird. Speziell Systeme, die einen Strömungsabriss verursachen, kann man im Windkanal aber nur bedingt ausprobieren.

So funktioniert der F-Schacht-Frontflügel: Über ein sonst zugeklebtes Loch in der Nasenspitze wird Luft über die zwei Frontflügel-Halterungen links und rechts in den Hauptflügel eingeleitet. Wenn die Luft sich wegen zu viel Fahrtwind, also zu hoher Geschwindigkeit, staut, wird sie - so der Bericht in 'auto motor und sport' - durch vier Schlitze auf der Unterseite des Flügels automatisch abgeleitet. So soll die Strömung unter dem Flügel zum Unterboden beruhigt werden und der Topspeed verbessert werden - angeblich um bis zu acht km/h.¿pbvin|512|4189||0|1pb¿

Mercedes dürfte den Konkurrenzteams in diesem Bereich um einiges voraus zu sein, denn die Technologie ist komplex. Und die Truppe aus Brackley hat es geschafft, sie bereits jetzt aufs Auto zu bringen. "Wer jetzt damit anfängt, ist schon spät dran", weiß McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh im Gespräch mit 'auto motor und sport', dass ein F-Schacht-Frontflügel viel Entwicklungszeit benötigt.

Warum das Frontflügel-F-Schacht-System erlaubt ist: Der Fahrer greift im Gegensatz zum 2010 verwendete Heckflügel-System nicht mehr in den Prozess ein. Gut möglich also, dass auch andere Teams bereits an ähnlichen Frontflügeln entwickeln und sich die Entwicklung in der kommenden Saison auf diesen Bereich konzentriert. Denn auch im Bereich des Auspuffs gibt es 2012 durch die Reglement-Restriktionen kaum noch Potenzial für Innovationen.