Mercedes: Rückschlag statt Fortschritt
Haben die Mercedes-Änderungen nur Michael Schumacher geholfen? Nico Rosberg spricht in Barcelona jedenfalls von einem Rückschlag...
(Motorsport-Total.com) - Nach dem vor allem für Michael Schumacher eher ernüchternden Saisonauftakt hatte das Mercedes-Team große Hoffnungen in das teilweise recht radikale Update für Barcelona gesetzt, doch diese Hoffnungen wurden im heutigen Qualifying bitter enttäuscht. Zwar kam Schumacher erstmals gut mit dem MGP W01 zurecht, doch der Rückstand auf die Spitze ist sogar noch größer geworden.

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Mercedes hat im Vergleich zu China eher Rück- als Fortschritte gemacht
1,3 Sekunden fehlten dem siebenfachen Weltmeister als Mercedes-Speerspitze auf die Red-Bull-Piloten in der ersten Reihe. Daher hält sich auch seine Freude über den ersten Sieg im Stallduell mit Nico Rosberg in Grenzen: "Ich bin mir nicht sicher, ob das so ein großer Schritt war", sagt Schumacher. "China war aus verschiedenen Gründen ein Ausrutscher. Manche dieser Gründe verstehen wir, manche nicht, aber in China waren wir völlig daneben."#w1#
Gemischte Gefühle bei Schumacher
"Ansonsten sehe ich aber keinen Grund, besonders glücklich zu sein, wo uns mehr als eine Sekunde auf die Spitze fehlt", stellt er klar. "Das Auto liegt mir besser in der Hand und ich kann jetzt sicher besser damit umgehen, aber wir müssen nach vorne schauen und verstehen, was wir unternehmen müssen, um den Rückstand zu verkürzen. Aber Barcelona ist die Strecke schlechthin für aerodynamische Effizienz, weit mehr als Schanghai. Auch Monaco ist da anders. Darauf bin ich schon gespannt."
Rosberg drückt sich noch deutlicher aus: "Dieses Wochenende ist ein Rückschlag für uns, keine Frage", zeigt sich der 24-Jährige enttäuscht. Dabei hat er keine Zweifel daran, dass das Update, das unter anderem einen längeren Radstand und eine neue Airbox beinhaltet, grundsätzlich eine Verbesserung ist: "Wir haben in der Fabrik sicher Fortschritte gemacht. Es gibt aber Unklarheiten. Wir wissen bis heute nicht, warum Michaels Performance in Schanghai so schlecht war."
"Wenn ich mir den Abstand zu Red Bull anschaue, dann waren es in Schanghai noch vier Zehntel. Ich war mir sicher, dass wir sie hier angreifen können, aber jetzt fehlen uns 1,4 Sekunden", rätselt Rosberg und fügt an: "Das ist merkwürdig und wir müssen uns genau anschauen, warum das der Fall ist - noch dazu, wo wir ja eine Menge Updates am Auto haben. Wir haben einen kleinen Schritt zurück gemacht."
Der Tenor war nach dem heutigen Qualifying übrigens, dass die Silberpfeile beider Mercedes-Piloten zu stark untersteuert haben. Dabei war es eigentlich Ziel des Updates, genau dieses Fahrverhalten auszumerzen. Aber: "Barcelona ist wahrscheinlich die Strecke, die das Untersteuern durch die langen Kurven am meisten provoziert. Da ist es fast natürlich, dass das Auto untersteuert", erklärt Schumacher, dem ein übersteuerndes Heck lieber wäre.
Untersteuern: Das ewige Leiden
Und weiter: "Wenn wir etwas unternehmen, um das Untersteuern wegzubekommen, haben wir auf einmal Übersteuern. Wahrscheinlich muss man also mit einem geringen Untersteuern einfach leben - das ist auf dieser Strecke, mit diesen Reifen und mit unserem Auto so. Wir haben zwar einige Dinge modifiziert und wir haben nun mehr Möglichkeiten und mehr Spielraum, aber deswegen ist das Auto ja nicht auf einmal völlig anders."

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Nico Rosberg kassierte heute seine erste Niederlage im internen Stallduell Zoom
Von der Theorie, dass die Updates vor allem entwickelt wurden, um dem strauchelnden Routinier zu helfen, was Rosberg schaden könnte, halten die beiden Teamkollegen übrigens nichts. Nicht einmal Rosberg glaubt daran, denn: "Unsere Fahrstile sind sehr ähnlich und wir haben meistens ähnliche Probleme und geben ähnliche Kommentare ab. Da gibt es keine großen Unterschiede", winkt der in Monaco wohnhafte Deutsche ab.
"Ich hatte starkes Untersteuern", betont er. "Bei Michael war das bisher schon ein Problem, habe ich gehört, weil er das nicht mag. Mir geht es da ähnlich: Ich habe Schwierigkeiten damit, ein untersteuerndes Auto zu managen. Michael kam damit schon das ganze Wochenende besser zurecht. Ich habe versucht, näher an ihn ranzukommen, am Setup zu arbeiten und sogar den Fahrstil anzupassen, um das Untersteuern zu umgehen. Das war manchmal unnatürlich."
Schumacher sieht es genau wie sein Landsmann und kann keine gravierenden Unterschiede in den Anforderungen erkennen: "Wir haben sehr ähnliche Bitten ans Team und wir sind sehr gut darin, unsere Schwächen zu analysieren. Das Team weiß das", unterstreicht der 41-Jährige. Gleichzeitig ist er optimistisch, dass das amtierende Weltmeisterteam wieder zur Form finden wird: "Es ist nur eine Frage der Zeit, bis wir die Probleme lösen."

