Mercedes plant eigenes F-Schacht-System
Teamchef Ross Brawn will den F-Schacht bei Mercedes möglichst früh einführen, hofft aber auf ein Verbot des Systems für nächstes Jahr
(Motorsport-Total.com) - McLaren entwickelte diesen Winter ein ausgeklügeltes Aerodynamiksystem, das den MP4-25 auf den Geraden schneller macht, ohne in den Kurven Anpressdruck zu verlieren. Sauber testete am Freitag in Melbourne eine ähnliche Konstruktion, gab das Experiment aber nach nur einem Freien Training (vorläufig) wieder auf. Nun will auch Mercedes nachziehen.

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Ross Brawn glaubt, dass 2010 kein Weg am F-Schacht-System vorbeiführt
"Das bringt einiges", erklärt Teamchef Ross Brawn und schränkt ein: "Nur dann, wenn das System funktioniert. Wir haben bei Sauber gesehen, dass das nicht der Fall war. Wir arbeiten daran, aber ich kann schwer vorhersagen, wenn wir damit fahren werden, weil wir ja nicht testen dürfen. Das ist eine Herausforderung und wir werden das System so früh wie möglich verwenden. Das kann schnell gehen, wenn alles problemlos funktioniert - und wenn nicht, dann müssen wir die Probleme so schnell wie möglich beheben."#w1#
Hinter dem F-Schach-Konzept versteckt sich eine einfache, aber geniale Idee: McLaren fängt einen kleinen Luftstrom durch eine Öffnung im Chassis auf und leitet diesen über einen Kanal zum Heckflügel. Dort verursacht der Austritt aus dem Kanal einen Strömungsabriss, was mehr Höchstgeschwindigkeit bedeutet, aber Anpressdruck kostet. Allerdings ist der Luftstrom durch das Cockpit im Normalzustand unterbrochen.

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Durch diese Öffnung auf der Nase strömt die Luft ins Cockpit des MP4-25 Zoom
Denn der Kanal im Cockpit verfügt über eine Öffnung, über die der Luftstrom im Normalfall Druck verliert, sodass der Anpressdruck für die Kurven am Heckflügel erhalten bleibt. Befindet sich das Auto jedoch auf einer Geraden, kann der Fahrer mit seinem Knie das Loch schließen und den Druck des Luftstroms erhöhen, was den Strömungsabriss am Heckflügel verursacht. Der Nutzen liegt schätzungsweise bei bis zu fünf km/h oder "drei bis vier Zehntel pro Runde", wie Brawn schätzt.
Der Brite ist ein Gegner eines sofortigen F-Schacht-Verbots: "McLaren war Erster. Es wäre daher sehr frustrierend für sie, sollte es verboten werden. Ich respektiere, was sie geleistet haben", gibt sich Brawn diplomatisch und führt aus: "Ob wir es in Zukunft verbieten, um eine Eskalation zu verhindern, darüber kann man reden, aber es wäre unfair, ein Verbot während der Saison auszusprechen. Für nächstes Jahr wäre es jedoch vielleicht klug, diese Entwicklung zu unterbinden."

