• 30.04.2009 14:43

Mercedes: Durchatmen und Gas geben

Nach ausgestandener Lügenaffäre möchte sich Mercedes-Sportchef Norbert Haug nun wieder auf die Aufholjagd auf der Strecke konzentrieren

(Motorsport-Total.com/SID) - Nach der milden Bewährungsstrafe durch die FIA wollen die Silberpfeile die Lügenaffäre ganz schnell hinter sich lassen und auf der Rennstrecke bald wieder alte Klasse zeigen: "Wir mögen den Sport auf der Strecke viel, viel mehr als das Verhandeln neben dieser", sagte Mercedes-Sportchef Norbert Haug. Mit dem "Bauernopfer" Dave Ryan, dem "Königsopfer" Ron Dennis und vor allem einer ganz neuen Teamkultur hatte McLaren-Mercedes die FIA vom Willen zu einem kompletten Neuanfang überzeugt.

Titel-Bild zur News: Norbert Haug

Norbert Haug ist besonders froh, dass die Lügenaffäre ausgestanden ist

"Wir suchen Kooperation und Kommunikation, das fängt beim bestmöglichen Informationsservice für die Medien an und hört bei der offenen und konstruktiven Zusammenarbeit mit FIA und Rechteinhaber FOM auf. Mercedes hat schon immer entschieden in diese Richtung gearbeitet und ich denke, entsprechend werden wir im Fahrerlager auch wahrgenommen", meinte Haug, der jetzt auf den Grand Prix von Spanien am 10. Mai blickt.#w1#

Es fehlt an Anpressdruck

"Wir haben in Barcelona ein extrem schweres Rennen vor uns." Norbert Haug

"Wir haben in Barcelona ein extrem schweres Rennen vor uns, die Strecke ist weitaus anspruchsvoller für die Aerodynamik als die letzte in Bahrain, wo wir zu einem großen Teil auch von gutem Motor, guten Bremsen und gutem KERS leben konnten. Unser Auto ist keineswegs schlecht, aber es braucht mehr Abtrieb", meinte der Mercedes-Sportchef.

Beim "Grand Prix von Paris" waren die Silberpfeile erfolgreicher als bislang auf der Strecke. "Sie haben uns demonstriert, dass sie eine völlige Änderung ihrer Kultur in die Wege geleitet haben. Das ist ganz anders als früher. Unter diesen Umständen war es besser, die Sache hinter uns zu lassen", sagte FIA-Präsident Max Mosley. Nach Meinung des Briten sei es unfair gewesen, eine Sache weiterzuverfolgen, deren Entscheidungen Leute getroffen hätten, "die nicht mehr involviert sind". Vor allem der Abschied von Mosleys Erzfeind Dennis hatte die nötige Wirkung gezeigt.

"Mercedes hat mit dem Rückzug von McLaren-Chef Ron Dennis aus dem operativen Formel-1-Geschäft offensichtlich rechtzeitig die Notbremse gezogen", sagte der frühere Formel-1-Pilot Christian Danner, der die FIA-Entscheidung, die Sperre für drei Rennen Sperre zur Bewährung auszusetzen, für "ein salomonisches Urteil mit einer ausgesprochen milden Strafe" hält: "Dem Team damit noch eine Chance und auch einen Neuanfang zu ermöglichen, ist sehr weise."

Experten begrüßen das Urteil

"McLaren und Mercedes sind ganz offensichtlich mit einem blauen Auge davongekommen." Hans-Joachim Stuck

Für 'Motorsport-Total.com'-Experte Hans-Joachim Stuck ist das Urteil "vor allem politisch korrekt und deshalb ganz im Sinne der Formel 1": "McLaren und Mercedes sind ganz offensichtlich mit einem blauen Auge davongekommen", sagte der heutige VW-Motorsportrepräsentant. Für unseren zweiten Experten Marc Surer hat sich "die Vernunft durchgesetzt".

Die internationalen Medien nahmen das Urteil mit gemischten Gefühlen auf. Für die spanische Sportzeitung 'AS' hat die FIA eine "Phantomstrafe für McLaren" erfunden. Der 'Corriere dello Sport' aus Italien kritisierte offen den FIA-Chef: "Mosley kontrolliert den Weltrat und zwingt ihn zu unglaublichen Kunststücken. Gestern ist es Mosley gelungen, McLaren zu verurteilen, ohne das Team zu bestrafen."

In der McLaren-Heimat England mischte sich unter die allgemeine Erleichterung auch Spott und Häme, vor allem im 'Mirror': "Entehrt und beschämt, entlarvt als Lügner und Betrüger, bekam McLaren einen letzten großen Schlag. Sie sind so tief gesunken und so weitreichend diskreditiert, dass die FIA Mitleid hatte und sie nicht noch weiter bestrafen wollte. Das Team ist bereits zerstört, sie sind die Außenseiter in der Boxengasse. Sie sind auf den Knien in die Anhörung gegangen, um Gnade bittend, ohne jegliche Würde und Respekt."