• 08.03.2010 14:34

  • von Stefan Ziegler

McLaren und seine Champions: Transparenz ist alles

Jenson Button und Lewis Hamilton sollen bei McLaren in erster Linie Hand in Hand arbeiten: "Beide wollen siegen und wissen, wie das geht"

(Motorsport-Total.com) - An der Schwelle zur neuen Formel-1-Saison setzt das McLaren-Team vollkommen auf gebündelte Kräfte: Die beiden Weltmeister Jenson Button und Lewis Hamilton sollen sich im Saisonverlauf gleichermaßen an der Verbesserung des Fahrzeugs beteiligen, um dem Team langfristig nach vorne zu verhelfen. Der interne Wettbewerb bei den Silbernen folgt erst an zweiter Stelle dieser Rangliste.

Titel-Bild zur News: Jenson Button

Jenson Button freut sich sehr auf das Teamwork mit Lewis Hamilton bei McLaren

Dementsprechend wurde bei McLaren von Anfang an alles brüderlich geteilt - "beispielsweise bei den Testfahrten", wie Chefrenningenieur Phil Prew im 'Guardian' erläutert. "Dort wechselten die Piloten sich dabei ab, den jeweils ersten Testtag einer Woche zu bestreiten. Wer als Zweites an der Reihe war, hatte somit die besseren Streckenbedingungen", hält der McLaren-Mitarbeiter fest.#w1#

"Es geht einfach um Transparenz und darum, sicherzustellen, dass die Informationen bezüglich des Autos geteilt und diskutiert werden", sagt Prew und nennt ein Beispiel für mustergültiges Teamwork bei seinem Rennstall: "Auch wenn die Fahrer nicht am jeweiligen Testtag teilgenommen haben, waren sie im anschließenden Briefing doch mit von der Partie", gibt der Chefrenningenieur zu Protokoll.


Fotos: McLaren, Testfahrten in Barcelona


"Jeder Pilot bringt verschiedene Dinge ein und beide legen Wert auf gewisse Sachen. Es gibt aber auch einiges, das sie voneinander lernen können", so Prew. "Üblicherweise bespricht sich ein Pilot nach dem Aussteigen erst einmal mit seinem Ingenieur und das ist eine sehr persönliche Geschichte." Bei McLaren geht man aber einen Schritt weiter und spricht Probleme im großen Plenum an.

Zusammenarbeit ist Trumpf bei McLaren

"Wenn du alle in einem Raum versammelt hast, dann kann es eine Situation geben, in der ein Fahrer sagt: 'Mein Auto macht dies und das - tut es das auch bei dir?' Das ist eben dieser Austausch, der dabei zustande kommen kann. Sobald dieser Prozess abgeschlossen ist, liegen alle Informationen auf dem Tisch. Mir kommt dann die Aufgabe zu, diese Teile zu einem Ganzen zusammen zu fügen."

"Beide sind Weltmeister und schon alleine das ist einmalig." Phil Prew

Und dieses Gesamtbild ist bislang durchaus stimmig, denn Button und Hamilton zogen im Rahmen der Wintertests brav an einem Strang, wie Chefrenningenieur Prew berichten kann: "Sie sind unterschiedliche Charaktere, wie man es eben erwarten würde. Beide wollen siegen und wissen, wie das geht. Beide sind Weltmeister und schon alleine das ist einmalig", hält der Brite fest.

"Sie kommen gut miteinander aus und akzeptieren, dass sie zusammen arbeiten müssen, um an Leistung zuzulegen. Trotzdem müssen sie früher oder später gegeneinander antreten", so Prew. Dieser Umstand ist Titelverteidiger Button freilich bewusst. Der ehemalige Brawn-Pilot hat sich auch aus diesem Grund dazu entschlossen, sich 2010 dem Abenteuer McLaren-Mercedes zu stellen.

Hamilton als neue Herausforderung für Button

"Lewis als Stallgefährten zu haben ist eine aufregende Herausforderung für mich. Er ist ein außergewöhnlicher Fahrer. Mit ihm zu arbeiten und gegen ihn zu kämpfen ist einfach klasse", findet der amtierende Formel-1-Weltmeister und fügt bei der 'Welt am Sonntag' hinzu: "Der Hauptgrund für meinen Wechsel war, dass ich eine neue Herausforderung brauchte", so Button.

"Auch bei Weltmeistern ist immer noch Raum für Verbesserungen, niemand ist je perfekt." Jenson Button

"Bei Brawn beziehungsweise Mercedes hätte ich die Motivation nie mehr so gehabt. Bei McLaren bin ich nun aber motivierter als je zuvor. Ich werde mich an Lewis' Seite als Fahrer verbessern, und ihm wird es ähnlich ergehen. Auch bei Weltmeistern ist immer noch Raum für Verbesserungen, niemand ist je perfekt", meint der 30-Jährige und kommentiert seine Entscheidung: "Ich sehe das sportlich."

"Natürlich weiß ich um Lewis' Können, aber gerade das fordert mich heraus. Obwohl er nur über drei Jahre Formel-1- Erfahrung verfügt, ist er doch eine Herausforderung für mich. Er hat in kurzer Zeit viele gute, aber auch schlechte Erfahrungen gemacht, und das hat ihn sehr früh geprägt. Bei mir ist das genauso gewesen, nur über einen Zeitraum von mehr als zehn Jahren", erklärt Button.

Button will keine Medienschlacht bei Silber

"Dieses Gleichnis ist eine gute Ausgangsposition für eine gute Zusammenarbeit. Wir wissen beide, worauf es ankommt, weil wir dasselbe Erfahrungsniveau haben", so der britische Rennfahrer. "Mir gefällt diese Situation sehr gut, und ich glaube, ihm auch. Mit unserem Input kann die Mannschaft nochmals einen Schritt nach vorn machen", hält Button nach den Testfahrten im Februar fest.

"Schon möglich, dass es mal zu Irritationen kommt, aber das gehört halt zum Geschäft." Jenson Button

"Auch gibt es bei den Abstimmungswünschen bislang keine massiven Unterschiede, die uns wirklich trennen oder viel Arbeit für das Team bedeuten", sagt Button und gibt sich realistisch: "Einmal wird Lewis vorn fahren, mal ich - das wird sich abwechseln, vermutlich das ganze Jahr über. Darüber sind wir uns beide im Klaren. Wir finden das sportlich und aufregend", so der Formel-1-Titelverteidiger.

"Schon möglich, dass es mal zu Irritationen kommt, aber das gehört halt zum Geschäft", meint Button, der sich keinesfalls auf einen medialen Schlagabtausch einlassen will. "Das führt meist erst wirklich zu Ärger, ansonsten lässt sich ein Problem meist schnell lösen", sagt der Brite und fügt an: "Lewis bleibt aber immer noch mein Gegner. Gleichzeitig ist es ratsam für uns, dass wir miteinander arbeiten."