• 06.05.2011 23:17

  • von Stefan Ziegler

McLaren: "Red Bull wartet nicht auf uns..."

Das Entwicklungsrennen in der Formel 1 ist in vollem Gange: McLaren-Teamchef Martin Whitmarsh schildert in der Türkei seine Sicht der Dinge

(Motorsport-Total.com) - Unmittelbar vor dem Start in die neue Formel-1-Saison befand sich McLaren noch im Nirgendwo, doch schon beim ersten Rennen in Australien avancierte das britische Traditionsteam zum ersten Verfolger der Titelverteidiger von Red Bull. Beim dritten Event in Schanghai gelang der Mannschaft von Martin Whitmarsh schließlich der erste Sieg des Jahres, aber noch wähnt sich McLaren nicht am Ziel.

Titel-Bild zur News: Martin Whitmarsh (Teamchef)

Martin Whitmarsh ist gespannt auf den weiteren Verlauf der Formel-1-Saison

"Ich denke, wir betonten von Anfang an, dass Adrian Newey und Red Bull großartige Arbeit leisten und eine harte Konkurrenz darstellen. Jetzt sagen viele, es sei stets McLaren gewesen, die dazu in der Lage waren, Red Bull zu schlagen. Zu Beginn dieser Saison befanden wir uns aber auf einem Niveau mit Mercedes, Ferrari und Renault", gibt Whitmarsh vor dem Istanbul-Rennen zu Protokoll.

"Alle diese Teams hatten die Möglichkeit, sich zu steigern und zu einer Gefahr für Red Bull zu werden. Es handelt sich schließlich um gute Rennställe. Sie verfügen über gute Ressourcen, gute Leute und gute Fahrer." Der rasante Aufstieg von McLaren sei jedenfalls kein Zufallsprodukt: "Das ist keine Selbstverständlichkeit, denn man muss schon kräftig Druck machen, wenn man sich verbessern will."

Nur wer entwickelt, gewinnt

"Red Bull wird genau das tun und auch die anderen werden sich einem solchen Kurs verschreiben. Das ist ja aber gerade das Schöne an der Formel 1", findet Whitmarsh und erklärt: "Im Rhythmus von 14 Tagen tragen wir unsere Rennen aus, doch zwischen den einzelnen Grands Prix findet noch ein Entwicklungsrennen statt." Und auch in dieser Disziplin gelte es, zu jeder Zeit Vollgas zu geben.

"Red Bull steht sicherlich nicht still." Martin Whitmarsh

"Welchem Team es gelingt, sein Auto im Verlauf dieses Rennjahres am besten zu entwickeln, dieser Rennstall wird letztendlich die Titel holen. So einfach ist das. Red Bull steht aber sicherlich nicht still und wartet auch nicht auf uns", meint der McLaren-Teamchef. Aus diesem Grund ging Silber in der Türkei in die Offensive, konnte die mitgebrachten Neuerungen aber noch nicht vollständig umsetzen.

"Wir hatten ein paar Updates dabei. Am Morgen mussten wir allerdings erkennen, dass wir nicht die Zeit haben würden, um alles zu testen, was wir uns vorgenommen hatten. Das war sehr schade", sagt Whitmarsh im Hinblick auf die regnerischen Bedingungen am Freitagmorgen. "Ich denke, die Leute wissen, dass wir zu dieser Zeit üblicherweise mit einem recht ehrgeizigen Programm am Start sind."¿pbvin|512|3653|inside|0|1pb¿

Die Bodenwellen sind härter als gedacht

"Speziell für das 1. Freie Training hatten wir uns einiges an Arbeit vorgenommen. Dabei wurden wir etwas eingebremst, doch diesbezüglich sitzen wir alle im selben Boot. Man kann nur begrenzt etwas ausprobieren, aber trotzdem haben wir ein paar kleinere Neuerungen dabei. Davon ist allerdings nichts wirklich bedeutend", erläutert der Brite und fügt hinzu: "Istanbul ist eine sehr fordernde Strecke."

"Die Piloten fühlten sich dort sicherlich nicht sonderlich wohl." Martin Whitmarsh

Obwohl diese Tatsache bekannt sei, habe man am Freitag eine Überraschung erlebt: "Auf den Bodenwellen vor Kurve zwölf schüttelte es unser Fahrzeug doch ziemlich durch. Diesem Thema müssen wir uns noch einmal intensiv widmen. Die Piloten fühlten sich dort sicherlich nicht sonderlich wohl. Ich würde jedenfalls nicht mit ihnen tauschen wollen, wenn sie just an dieser Stelle fahren."


Fotos: McLaren, Großer Preis der Türkei


"Das ist also ein Problem", stellt Whitmarsh heraus. "Es handelt sich um recht heftige Bodenwellen, was viele Autos betrifft. Uns schien es allerdings am meisten zu beeinflussen. Trotzdem konnten wir am Nachmittag einiges lernen." Ein großes Fragezeichen sei aber nach wie vor das Wetter, das sämtliche Pläne der Formel-1-Teams noch einmal komplett über den Haufen werfen könnte.

Der Regen als Hemmschuh

"Die Wettervorhersage für das restliche Wochenende beinhaltet die Chance auf Regen. Speziell am Sonntag könnte es diese Bedingungen geben", sagt Whitmarsh. "Wir haben aber nicht sehr viele Intermediates oder Regenreifen zur Verfügung. Wir rechneten nicht damit, in diesen Verhältnissen sehr viel zu lernen und unser Entwicklungs-Programm konnten wir so ebenfalls nicht durchziehen."

"Wir rechneten nicht damit, in diesen Verhältnissen sehr viel zu lernen." Martin Whitmarsh

"Man verstrickt sich nur allzu leicht in einen Zwischenfall, wie das bei Sebastian geschah. Aber ganz ehrlich: So etwas hätte jedem von uns passieren können. Wir führten lediglich eine Installationsrunde durch und übten am Ende noch einen Start. Mehr hatten wir nicht geplant. Bei Lewis ging dieses Vorhaben letztendlich nicht ganz auf, doch ansonsten war es ein ruhiger Morgen für uns."

"Am Nachmittag ging es recht geschäftig zu. Auch dabei bist du aber eingeschränkt in deinem Tun, denn du solltest einige Longruns mit viel Sprit absolvieren", meint der McLaren-Teamchef in Bezug auf das Test- und Fahrprogramm seines Teams am Freitag von Istanbul. "Vor allem kommt es darauf an, mit den Reifen zu fahren, mit welchen du den Grand Prix beginnen willst", hält Whitmarsh fest.