• 27.12.2001 10:50

  • von Marcus Kollmann

McLaren muss sich Michelins Vertrauen erarbeiten

Das Team aus Woking hat intensive Testfahrten geplant, um den Erfahrungsrückstand gegenüber BMW-Williams aufzuholen

(Motorsport-Total.com) - Am 7. Januar ist es endlich wieder so weit, denn ab diesem magischen Datum dürfen die zwölf Formel-1-Teams nach über zwei Monaten Zwangspause endlich wieder auf die Rennstrecken gehen und nach Herzenslust testen. Während auf der einen Seite die Teams vornehmlich darum bemüht sein werden so viele Erfahrungen mit den neuen Komponenten und Chassis wie möglich zu sammeln, nutzen auch die Reifenhersteller die Zeit im Januar und Februar intensiv, um ihre jüngsten Reifenkonstruktionen von den Partner-Teams bewerten zu lassen.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Ab Januar testen Coulthard und Räikkönen im Interims-Auto nicht nur die neuen Teile sondern auch die Michelin-Reifen

Im Vorteil sind dabei all jene Rennställe, welche schon in der letzten Saison mit dem gleichen Reifenhersteller zusammenarbeiteten, denn man kann schon auf jede Menge Erfahrungswerte und archivierte Daten über das Verhalten bestimmter Mischungen zurückgreifen. Bis auf McLaren trifft dieser Umstand auf alle restlichen Teams zu, denn einzig Ron Dennis Rennstall entschied sich zu dem Schritt von Bridgestone zu Michelin zu wechseln.

Als wäre die Optimierung des 2001er-Chassis nicht schon eine Herausforderung genug, werden die McLaren-Ingenieure in der Vorbereitungszeit auf die Saison 2002 durch den neuen Reifenpartner auf eine ganz besondere Probe gestellt, denn die Handlingeigenschaften des schwarzen Goldes beeinflussen das Fahrverhalten der Boliden nachhaltig, was wiederum bedeutet, dass man so viele Daten wie möglich sammeln muss, um so zu verstehen warum sich das Auto auf einmal anders verhält und ob dies nun auf die neuen Reifen oder Veränderungen in der Konstruktion zurückzuführen ist.

Damit David Coulthard und Kimi Räikkönnen nicht bei Saisonstart einen zu großen Erfahrungsrückstand auf die schon länger Michelin-bereifte Konkurrenz haben, will man bei McLaren die bevorstehenden zwei Monate gut nutzen und bei intensiven Testfahrten das Verhalten der Michelin-Pneus verstehen lernen und das Chassis entsprechend dahingehend optimieren. Zu diesem Zweck wird man zunächst mit einem Interims-Auto ausrücken.

Allgemein bekannt ist, dass sich Ron Dennis entschied den Reifenpartner zu wechseln weil er mit der Zusammenarbeit mit Bridgestone nicht mehr zufrieden war, da die Japaner mehr und mehr bei der Reifenentwicklung auf Ferraris Wünsche eingingen. Von der Liasion mit Michelin erhofft sich der Brite nicht nur auf die Firma gesetzt zu haben die 2002 besser als die Konkurrenz sein wird, sondern geht auch davon aus, dass die Verbindung zwischen Michelin und BMW-Williams durchaus noch nicht zu stark gefestigt und deshalb noch angreifbar ist. Dennis weiß, dass jeder Reifenhersteller bei der Entwicklung Kompromisse eingeht, sodass alle Teams mit den Pneus zurechtkommen, aber es immer einen Rennstall gibt welcher die grundlegende Richtung bei der Entwicklung neuer Reifenkonstruktionen und -mischungen vorgibt und schlussendlich von der engeren Zusammenarbeit mit den Ingenieuren der Reifenfirmen profitiert. Genau diesen Status strebt McLaren an bei Michelin zu erhalten.