McLaren: "Müssen vor Webber sein"

Chefrenningenieur Phil Prew erklärt, wie McLaren noch Weltmeister werden möchte und warum es sogar ein Vorteil sein kann, Jäger statt Gejagter zu sein

(Motorsport-Total.com) - Das McLaren-Ziel für den ersten Grand Prix von Südkorea ist klar definiert: "Aufs Podium fahren und vor Webber sein", erklärt Chef-Renningenieur Phil Prew. Denn drei Rennen vor Schluss hat Lewis Hamilton 28 und Jenson Button 31 Punkte Rückstand auf WM-Spitzenreiter Mark Webber. Zur Einordnung: Für einen Sieg gibt es 25 Zähler.

Titel-Bild zur News: Lewis Hamilton und Phil Prew

Phil Prew weiß, dass McLaren nur noch Siege und Podestplätze helfen

Doch dass das vielfache Weltmeisterteam von den meisten Medien schon abgeschrieben wird, besonders in Großbritannien, entbehrt faktisch jeder Grundlage. Seit 2007 und 2008 sollte jeder Formel-1-Interessierte wissen, dass gerade in einem Titelkampf oftmals unerwartete Ergebnisse eintreten; zudem weiß niemand, wer auf dem brandneuen Korean International Circuit im Landkreis Yeongam am Gelben Meer konkurrenzfähig sein wird.

Keine Strecke nur für ein Team

"Es gibt lange Geraden mit harten Bremszonen, nicht unähnlich mit Kanada. Das müsste unserem Auto liegen", prophezeit Prew. "Der zweite Sektor ist ein bisschen wie die Türkei, wo wir auch ganz gut unterwegs waren. Und dann ist da noch der letzte Sektor, viel Downforce, ein bisschen wie Ungarn vielleicht. Ich würde sagen, es ist eine neutrale Strecke, auf der jedes der drei Topteams seine starken Sektoren haben müsste."

"Es hängt wohl davon ab, ob wir auf den langen Geraden und schnellen Sektoren genug Zeit gewinnen können, um für die Stärken von Red Bull in den fließenden und langgezogenen Kurven am Ende der Strecke zu kompensieren", gibt der McLaren-Ingenieur zu Protokoll. "Es gibt sicher einige Bereiche, in denen wir sehr stark sein werden, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass eines der drei Topautos klar dominieren wird."

¿pbvin|512|3205||0|1pb¿McLaren bringt den neuen Heckflügel, der in Suzuka mangels Trainingszeit im Rennen nicht eingesetzt werden konnte, nach Yeongam: "Den werden wir am Freitag testen", kündigt Prew an und ergänzt: "Außerdem haben wir einen modifizierten Frontflügel. Das sind die zwei sichtbaren Updates an unserem Auto. Obendrein gibt es noch kleinere mechanische Updates, die ebenfalls ein bisschen Performance bringen sollten."

Das ist jedoch auch dringend notwendig, denn zuletzt konnte McLaren gegen Ferrari und vor allem Red Bull nicht viel ausrichten. Allerdings geht man in Woking davon aus, die schlechtesten Strecken für den MP4-25 bereits überstanden zu haben. Wichtig ist vor allem, die Titelchance bis zum WM-Finale in Abu Dhabi am Leben zu erhalten, denn dort sicherte sich Hamilton schon 2009 überlegen die Pole-Position, obwohl sein McLaren damals nicht konkurrenzfähig war.

Stallorder derzeit kein Thema

"Wir müssen mit beiden Fahrern attackieren", ist Prew aber bewusst. Stallorder wird es keine geben: "Wenn wir es schaffen, dass beide um den Titel kämpfen und die Red Bulls überholen, dann haben wir vielleicht ein anderes Problem, aber jetzt müssen einmal beide Fahrer unseren direkten Gegnern Punkte wegnehmen. Die einzige Art und Weise, das zu erreichen, ist, sie beide frei fahren und so hart attackieren zu lassen, wie sie können."

Lewis Hamilton und Fernando Alonso

2007 hat Lewis Hamilton in zwei Rennen einen großen Vorsprung verspielt Zoom

Denn nur mit voller Attacke kann McLaren noch Weltmeister werden - und zu verlieren haben Hamilton und Button ohnehin nicht mehr viel, weil kaum noch jemand den Titel von ihnen erwartet. Dabei kann in der Formel 1 alles ganz schnell gehen: "Ich habe 2007 mit Lewis selbst miterlebt, wie wir in zwei Rennen viele Punkte Vorsprung verloren haben - aufs heutige System umgerechnet 42", erinnert Prew an den damaligen WM-Gewinn von Kimi Räikkönen.

Daher weiß er genau: "Eine Führung verteidigen zu müssen, erhöht den Druck und führt dazu, dass du die Herangehensweise möglicherweise leicht veränderst. Wir bei McLaren haben im Moment hingegen ein klares Ziel: Wir müssen Rennen gewinnen, brauchen starke Leistungen von beiden Fahrern. Dann schauen wir, was am Ende der drei noch zu fahrenden Rennen herauskommt", zeigt sich der Brite gelassen.