McLaren-Mercedes und der Kampf gegen Unruhe im Team
McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis bekämpft Spannungen im Team mit stoischer Gelassenheit - Haug ist "froh" über Alonsos Emotionalität
(Motorsport-Total.com) - In den vergangenen Rennen lieferten sich die beiden McLaren-Mercedes-Piloten harte Duelle, in Magny-Cours dürfte Lewis Hamilton unter normalen Umständen ein entspanntes Rennen haben, denn während er selbst von der zweiten Position aus losfährt, muss sich Fernando Alonso nach technischen Problemen im dritten Teil des Zeitenfahrens mit dem zehnten Rang zufrieden geben.

© xpb.cc
Fernando Alonso und Lewis Hamilton: Wie geht das Duell weiter?
Die Spannungen im Team waren in den vergangenen Wochen nicht zu übersehen, vor allem in Monte Carlo und zuletzt in Indianapolis knisterte es. McLaren-Boss Ron Dennis versucht, diese Spannungen so gut wie möglich zu reduzieren, und hat dabei eine ganz eigene Strategie - er möchte so wenig Emotionen wie möglich zeigen, damit nicht der Eindruck entsteht, dass er sich über den Erfolg des einen Piloten mehr freut als über den Triumph des anderen.#w1#
Nach Aussage des Briten sei es ein Problem, dass alle im Team derzeit versuchen, sich richtig zu verhalten und das Richtige zu tun: "Und wir versuchen auszubalancieren, wie wir auf den Erfolg oder das Scheitern des Teams gesamt und des jeweiligen Fahrers reagieren", wird Dennis von 'autosport.com' zitiert.
So sei er in Monte Carlo natürlich hocherfreut zur Siegerehrung gegangen, um den Doppelsieg mitzufeiern: "Dennoch wurde ich von meiner Familie hart kritisiert, dass ich ein so neutrales Gesicht gemacht habe und überhaupt nicht glücklich geschaut habe."
Doch der 60-Jährige bleibt dabei, dass er sich nur abseits der Strecke, fern ab von den Medien über die Erfolge seiner Fahrer sichtbar freuen könne. "Ich werde mich nicht meinen Emotionen hingeben, die für das Interesse des Teams kontraproduktiv sind. Ich versuche, beim Rennen absolut professionell zu sein."
Doch nach wie vor reitet man sich in weitere Spannungen rein. Ron Dennis erklärte wie Lewis Hamilton, dass sich die Fahrer darauf verständigt haben, nur etwas über den anderen zu sage, wenn dieser auch anwesend ist - was Alonso prompt dementierte. "Die Wahrheit ist, dass das, was Fernando sagte, komplett korrekt ist, was ich sagte, war ebenfalls komplett korrekt, und keiner von uns wollte euch in die Irre führen."
Es gehe vielmehr darum, wie die Fahrer mit Kommentaren des anderen über sich selbst umgehen, die sie in den Medien aufschnappen: "Es geht darum, nicht zu reagieren, ohne einen Dialog zwischen beiden Fahrern zu haben. Sie einigten sich darauf, dass sie darüber diskutieren werden, bevor sie reagieren. Sie sagten nie, dass sie nicht über den anderen reden werden, sie haben eine sehr positive Beziehung."
Nachdem Fernando Alonso in Indianapolis auf der Start- und Zielgeraden wild zum Kommandostand des Teams rüber zog und die Faust emporstreckte, hatte Mercedes-Motorsportchef Norbert Haug angekündigt, dass er sich mit seinem Fahrer über die Situation unterhalten werde, schließlich passe so etwas nicht zum Team. Alonso erklärte in Magny-Cours erneut, dass er das Manöver nur vollführt habe, um sein Auto aus dem Windschatten seines Teamkollegen zu bringen, um es abzukühlen...
Auch McLaren-Geschäftsführer Martin Whitmarsh hatte Alonsos Manöver öffentlich kritisiert, was Alonso als "das Schlimmste von allem" bezeichnete: "Das war ein sehr unglücklicher Kommentar eines meiner eigenen Bosse."
Haug erklärte gegenüber spanischen Journalisten, dass auch er die Aussage von Alonso, er habe dies nur gemacht, um das Auto zu kühlen, ihm nicht abnimmt: "In diesem Moment war Fernando schneller und es war eine emotionale Reaktion darauf, dass er nicht in der Lage ist, an ihm vorbeizugehen." Schlussendlich sei so etwas jedoch positiv, so der Deutsche weiter: "Niemand im Team spricht gegen Fernando. Wir müssen zusammenarbeiten und er sollte uns vertrauen."

