McLaren-Mercedes: Kein Silberstreif am Horizont

Endlich der erste Punkt für Räikkönen, aber auch in Imola waren die "Silberpfeile" stumpfer als die Waffen der Konkurrenz

(Motorsport-Total.com) - Erst fünf Punkte hat McLaren-Mercedes in der laufenden Saison auf dem Konto, die anglo-deutsche Truppe ist also so schlecht wie noch nie in ein Formel-1-Jahr gestartet. Der heutige Europaauftakt in Imola brachte keine drastische Verbesserung: Zwar holte Kimi Räikkönen seinen ersten Zähler 2004, doch es fehlt weiter an allen Ecken und Enden.

Titel-Bild zur News: David Coulthard

Trotz seines Einsatzes kam Coulthard heute nicht einmal in die Top 10

Der Grand Prix hat schon katastrophal begonnen, als David Coulthard zu Beginn der zweiten Runde an die Box kam, um einen neuen Frontflügel abzuholen, da eben dieser im Getümmel vor der ersten Kurve beschädigt wurde. Der Schotte jagte anschließend aussichtslos das Feld vor sich her und weil auch Räikkönen von ganz hinten ins Rennen gehen musste, sah es nach einem Totaldebakel aus. Der glücklich ergatterte Punkt kann dennoch nicht mehr sein als ein schwacher Trost.#w1#

Start von ganz hinten erschwerte ein gutes Rennen

"Die Probleme von Kimi im Training und das Pech Davids in der ersten Kurve bedeuteten, dass wir effektiv mit beiden Autos von hinten beginnen mussten, was nicht gewöhnlich und eine nicht zu wiederholende Erfahrung ist", analysierte Teamchef Ron Dennis gewohnt kryptisch. "Wir können aber ein wenig Befriedigung aus der Pace zu Rennmitte und der Zuverlässigkeit der Autos schöpfen. Beim Spanien-Grand-Prix wollen wir weitere Verbesserungen einführen, die uns bessere Startpositionen und ein besseres Endresultat einbringen sollten."

Für Mercedes-Sportchef Norbert Haug waren die Positionen acht und zwölf "heute das Maximum, was für uns zu holen war. Beide Fahrer waren auf einer Zwei-Stopp-Strategie. Das ganze Team wird nun konzentriert daran arbeiten, das Paket hinsichtlich Performance und Zuverlässigkeit auf Vordermann zu bringen." Selbst Haug, sonst eher als notorischer Schönfärber bekannt, übte sich also in schmerzlicher Selbstkritik.

Bei den Fahrern, die noch letztes Jahr ein siegfähiges Paket zur Verfügung hatten, macht sich indes langsam Resignation breit. Räikkönen zeigte sich zwar "zufrieden mit der ersten Zielankunft und dem Punkt", erwähnte aber gleichzeitig, dass er lieber um Siege als um achte Plätze kämpfen möchte: "Ich weiß, dass das Team hart an Verbesserungen arbeitet, damit wir möglichst rasch schneller und auch zuverlässiger werden."

Fahrer machen langsam resignierenden Eindruck

"Ich bin als Letzter gestartet", schilderte der "Iceman" das Rennen aus seiner Sicht, "also musste ich hart fighten, um Positionen aufzuholen. Die Strecke ist wahnsinnig schmal und das macht das Überholen sehr schwierig, wodurch man wiederum unweigerlich im Verkehr eingeklemmt wird." Immerhin erbte er wegen des Sato-Motorschadens zwei Runden vor Schluss einen glücklichen Zähler, aus eigener Kraft wäre Silber heute aber leer ausgegangen.

Einen unangenehmen Arbeitstag erlebte Teamkollege Coulthard, der sich nach dem Zwischenfall am Start mit neuem Frontflügel voller Wut im Bauch in der 'Variante Bassa' einen Ausritt genehmigte: "Wenn du in der Mitte des Feldes startest, musst du Risiken nehmen", rechtfertigte er sich. "Am Start habe ich zu viel riskiert, dabei wurde die Nase beschädigt und ich musste in die Wiese fahren. An der Box haben wir die Nase gewechselt und das Team stellte mich von drei auf zwei Stopps um. Ich habe alles gegeben, aber mehr als der zwölfte Platz war nicht drin."

Obwohl sich die Zwei-Stopp-Strategie zumindest für Räikkönen als ideal herausstellte, muss die Performance kritisch betrachtet werden, denn der Finne arbeitete sich nicht alleine von ganz hinten nach vorne durch, sondern lag lange hinter und am Ende nur läppische 0,9 Sekunden vor dem Fisichella-Sauber, der das Tempo problemlos mitgehen konnte. Das demonstriert, wie stumpf die "Silberpfeile" im Moment wirklich sind...