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  • 19.10.2008 14:21

  • von Christian Nimmervoll & Dieter Rencken

McLaren-Mercedes hat nur noch ein Ziel: Ankommen!

Ron Dennis könnte mit einem Ferrari-Doppelsieg in São Paulo gut leben, solange Lewis Hamilton ankommt und mindestens Fünfter wird

(Motorsport-Total.com) - Vier Punkte braucht Lewis Hamilton beim Saisonfinale in zwei Wochen in São Paulo, um ungeachtet des Resultats von Felipe Massa auf jeden Fall Weltmeister zu werden. In den bisherigen 34 Rennen seiner Formel-1-Karriere hat er das 26 Mal geschafft, also durchschnittlich bei drei von vier Starts. Gute Vorzeichen.

Titel-Bild zur News: Ron Dennis

Ron Dennis hat vor dem WM-Finale in zwei Wochen gut lachen

Vier Punkte, das entspricht einem fünften Platz. Sollte Massa gewinnen und Hamilton Sechster werden, dann wären die beiden ex aequo, doch Massa wäre wegen eines Grand-Prix-Sieges mehr als der McLaren-Mercedes-Pilot Champion. Sollte Hamilton gar eine Nullnummer schreiben, dann würde Massa schon ein zweiter Platz reichen. Wird der Ferrari-Fahrer nur Dritter, dann würde ein Punkt zugunsten von Hamilton entscheiden.#w1#

Defensive Ausrichtung für São Paulo

"Wir haben kein Problem, wenn Massa Erster wird und Kimi (Räikkönen; Anm. d. Red.) Zweiter. Das bereitet uns keine Sorgen", erklärte McLaren-Mercedes-Teamchef Ron Dennis. "Ich glaube nicht, dass sie einen Leistungsvorteil haben werden, aber das bereitet uns keine Sorgen. Wir müssen nicht gewinnen, damit Lewis Weltmeister wird. Wir werden Training und Qualifying entschlossen bestreiten und schauen, wo wir stehen. Dann sehen wir weiter."

"Das Wichtigste ist, dass wir diszipliniert bleiben. Unterm Strich sind wir in einer besseren Ausgangsposition als unsere Konkurrenten, denn wir liegen sieben Punkte vorne. Der Ausgang hängt von den anderen Autos ab, aber wir wissen, dass wir auch Dritter, Vierter oder Fünfter werden können. Unser Ziel muss sein, ins Ziel zu kommen. Wir wissen, was wir zu tun haben. Wir müssen uns nur aus Problemen raushalten", so der Brite.

"Wir müssen nicht gewinnen, damit Lewis Weltmeister wird." Ron Dennis

Das klingt nach einer sehr defensiven Ausrichtung für das Saisonfinale - eine Defensive, die man sich leisten kann. Nur: Dass es trotzdem meistens gerade in solchen Extremsituationen schwierig ist, ein vermeintlich einfach zu erreichendes Resultat einzufahren, davon kann zum Beispiel Michael Schumacher ein Lied singen. Der Deutsche musste in Suzuka 2003 nur Achter werden, um den Titel sicherzustellen - und wurde nach einem Chaosrennen tatsächlich nur Achter!

Langeweile käme den Silberpfeilen gelegen

Dennis kann sich daran noch gut erinnern: "Es wird eine Herausforderung für das ganze Team, das zu tun, was notwendig ist, und dabei keine Fehler zu machen. Ich schätze, es wird für alle ein ganz aufregendes Rennen, aber unser Ziel ist natürlich, es so langweilig wie möglich zu gestalten", grinste der 61-Jährige, der 2003 mit Fahrer Räikkönen im Silberpfeil Schumachers Hauptgegner beim angesprochenen Showdown in Suzuka war.

Die Konstrukteurs-WM hat für die Silberpfeile nicht oberste Priorität, aber: "Wir wollen alles gewinnen", stellte Dennis klar. "Wir ziehen jedes Wenn und Aber in Betracht, was die Konstrukteurs-WM angeht, aber wir sind insgesamt in keiner schlechten Position. Um die Fahrer-WM zu gewinnen, müssen wir das nächste Rennen beenden. So einfach ist das. Wir haben also weniger zu tun, aber wir müssen trotzdem konzentriert und ruhig bleiben."


Fotos: McLaren-Mercedes, Großer Preis von China, Sonntag


Seit zehn Jahren ohne Konstrukteurs-WM-Titel

Dass McLaren-Mercedes insgeheim noch auf den ersten Konstrukteurstitel seit 1998 hofft, zeigte sich in Shanghai durch einen sehr gewieften Schachzug: Heikki Kovalainen ging nach seinem Reifenschaden zunächst wieder auf die Strecke, doch als klar war, dass er keine Punkte sammeln würde, nahm man ihn aus dem Rennen. Dadurch darf er in São Paulo einen neuen Motor einsetzen, der nur ein Rennen überstehen und somit nicht geschont werden muss.

"Wenn Lewis' Integrität in Frage gestellt wird, macht ihn das nur stärker." Ron Dennis

Zum heutigen Sieg von Hamilton, der im Vorfeld von vielen Fahrerkollegen scharf attackiert worden war, fielen Dennis nur folgende Worte ein: "Er gedeiht unter Druck. Wenn seine Integrität in Frage gestellt wird, macht ihn das nur stärker." Das treffe auch auf das Team McLaren-Mercedes zu: "Ich bin besonders stolz darauf, wie besonnen das Team an diesem Wochenende agiert hat", meinte Dennis nach dem Grand Prix von China.