Massa vs. Räikkönen: Die Sicht der Roten

Stefano Domenicali und Rob Smedley dementieren eine Teamorder bei Ferrari und hoffen auf Chancen beim WM-Showdown in São Paulo

(Motorsport-Total.com/Premiere) - Die zu Zeiten von Michael Schumacher eingeführte Regel, wonach eine Stallorder in der Formel 1 verboten ist, wurde heute in Shanghai wieder einmal ad absurdum geführt. Kimi Räikkönen hatte seinen Teamkollegen Felipe Massa über weite Strecken sicher im Griff, doch im letzten Stint wurde er langsamer - und in der 49. von 56 Runden kam es zum logischen Positionstausch.

Titel-Bild zur News: Felipe Massa vor Kimi Räikkönen

Da war es schon passiert: Felipe Massa vorbei an Teamkollege Kimi Räikkönen!

Doch im Gegensatz zu den umstrittenen Situationen mit Schumacher/Barrichello gab es diesmal keinen Funkspruch vom Kommandostand - Jean Todts Befehl "Let Michael pass for the Championship" ist immer noch legendär. Diesmal arrangierten sich die Fahrer selbst: "Es gab keine Entscheidung zu treffen. Wir fahren als Team und die Fahrer wissen das", erklärte Teamchef Stefano Domenicali nach dem Rennen.#w1#

Ferrari: Es war keine Teamorder!

"Es gab keine Order. Felipe war schneller und Kimi wusste, dass er nichts riskieren darf. Das sind intelligente Jungs", analysierte der Todt-Nachfolger mit verschränkten Armen - und lieferte eine seiner Meinung nach logische Erklärung für das Überholmanöver: "Felipe war in dieser Phase schneller. Alle wissen, was das Team will, und wir haben versucht, das Maximum aus der Situation herauszuholen. Das haben wir getan."

"Es gab keine Order. Felipe war schneller und Kimi wusste, dass er nichts riskieren darf." Stefano Domenicali

Auch Massa-Renningenieur Rob Smedley sah die Situation ähnlich: "Es gab keine Teamorder. Ich erwarte keine Untersuchung. Felipe hat Kimi fair auf der Rennstrecke geschlagen. Felipe hatte in den ersten Runden des zweiten Stints Probleme mit Graining des weicheren Reifens. Das wurde mit den harten Reifen besser. Kimi hatte in der langgezogenen Kurve Untersteuern und Felipe überholte ihn aus dem Windschatten heraus", so der Brite.

Die große Frage: Muss man nun mit einer Untersuchung des Positionswechsels seitens der FIA rechnen? "Absolut nicht", entgegnete Domenicali mit leicht entnervtem Unterton. "Es ist lächerlich, auch nur daran zu denken. Dann könnte ich auch nach Hockenheim fragen, wo Kovalainen Hamilton vorbeigelassen hat. Da ist auch nichts passiert. Es war normaler Rennsport. Man muss hier nichts fabrizieren, wenn es nichts zu sagen gibt."

Genau wie 2007 sieben Punkte Rückstand

Massa geht nun mit sieben Punkten Rückstand auf Lewis Hamilton in den WM-Showdown. Domenicali: "Es wird sehr schwierig, denn McLaren ist sehr stark, wie sie heute gezeigt haben. Sie waren schneller als wir. Aber wir wissen, dass in einer Woche alles anders sein kann. Wir müssen fighten, auf dem Boden bleiben und hart arbeiten. In der Fahrer-WM wird es sehr schwierig, aber auch in der Konstrukteurs-WM ist noch nichts entschieden, zum Beispiel wenn es in Brasilien regnet."

"Es wird sehr schwierig, denn McLaren ist sehr stark." Stefano Domenicali

Smedley schätzt die Situation ähnlich pragmatisch ein: "Wir haben acht Punkte geholt, was besser ist als sechs Punkte und besser als null Punkte. Aber wir haben Boden verloren", sagte er und fügte an: "Es ist noch offen. Vorbei ist es erst mit der Zielflagge in Brasilien." Selbst wenn es mit dem Fahrertitel nicht klappen sollte, könnte es eine WM-Krone für Ferrari geben, denn der Vorsprung in der Konstrukteurswertung beträgt nun elf Punkte.


Fotos: Ferrari, Großer Preis von China, Sonntag