McLaren-Mercedes: Gleicher Frust wie 1997
Frust bei McLaren-Mercedes am Nürburgring: Räikkönen mit Motorschaden tragischer Held, farbloser Coulthard ebenfalls out
(Motorsport-Total.com) - Nach der riesengroßen Freude über die gestrige Pole Position hätte das Mercedes-Heimrennen am Nürburgring heute zur großen Gala in Silber werden sollen, doch programmierte Erfolge passieren laut alter Sportlerweisheit eben nur selten. Stattdessen schieden beide McLaren-Piloten aus.

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Tragischer Held des Wochenendes in der Eifel: "Iceman" Räikkönen
Räikkönen legte nach eigenen Angaben einen "Start wie aus dem Lehrbuch" hin und setzte sich in den ersten sieben Runden trotz ähnlicher Strategie wie seine Verfolger um sagenhafte sechs Sekunden ab. Der "Iceman" überstand auch die erste Serie an Boxenstopps gut und sah schon wie der sichere Sieger aus, als in der 26. Runde in der Dunlop-Kehre plötzlich Rauch aus seinem Heck kam ? Motorschaden ausgerechnet vor dem Mercedes-Heimpublikum!
"Natürlich bin ich extrem enttäuscht, denn heute hätten wir gewinnen können", erklärte der WM-Zweite, der seinen ersten Ärger als Zuschauer in einem Camping-Sessel neben der Strecke verdaute. "Ich habe das Rennen kontrolliert und konnte wegziehen, bis der Motor in die Luft gegangen ist. Es gab keine warnenden Anzeichen dafür und das Auto fühlte sich bis zu dem Zeitpunkt wirklich sehr, sehr gut an."
"Iceman": Gleiches Pech wie Häkkinen 1997
Parallele am Rande: Nachdem sich der "Iceman" genau wie Mika Häkkinen 1997 seine erste Pole Position auf dem Nürburgring gesichert hat, schied er ? ebenfalls wie Häkkinen ? im Rennen in Führung liegend mit Motorschaden aus. Seine Verbitterung verbarg der 23-Jährige in den ersten Interviews aber: "Das ist Motorsport, jetzt müssen wir uns auf Frankreich konzentrieren. Den Rückstand zu Michael kann ich mit einem guten Resultat wettmachen und das ist jetzt das Ziel."
Besonders enttäuscht zeigte sich Mercedes-Sportchef Norbert Haug: "Kimi war heute der schnellste Mann. Er war klar in Führung, als der Motorschaden kurz vor Halbzeit sein Rennen beendet hat. Er hat an diesem Wochenende alles richtig gemacht und ich empfinde Mitleid für ihn. Wir werden beim nächsten Grand Prix in Frankreich in einer Woche alles unternehmen, um Kimis Rückstand von sieben Punkten auf Michael zu verringern."
Den Ausfall von Coulthard kommentierte der Schwabe folgendermaßen: "Alonso hat vor ihm stark abgebremst und David musste ausweichen, um einen schweren High-Speed-Unfall zu verhindern. Ich habe meine eigene Ansicht zu dieser Aktion, hoffentlich kümmert sich darum auch die Rennleitung." Ähnlich die Sichtweise vom Schotten selbst: "Er hat vor mir unglaublich früh gebremst und das war das Ende meines Nachmittags."
Langsamer Alonso als Stolperstein für Coulthard
Was war eigentlich passiert? Alonso hielt sich in der Schlussphase mit seinem angeschlagenen Renault nur noch mit Mühe vor Coulthard, der immer aggressiver wurde und nach glanzlosem Wochenende zumindest noch den vierten Platz erobern wollte. Beim Anbremsen der NGK-Schikane musste Alonso dann früher als üblich auf die Bremse steigen, wodurch er seinen Verfolger unabsichtlich in einen spektakulären Ausritt bei rund 300 km/h zwang.
"Ich habe mit Alonso um den vierten Platz gefightet und dabei kam es zu einer Reihe von Zwischenfällen", so der sichtlich geknickte McLaren-Mercedes-Pilot, der in der Weltmeisterschaft nur noch an siebenter Stelle liegt. "Einmal musste ich auf der Verfolgung in der achten Kurve ins Gras ausweichen. Über den eigentlichen Zwischenfall habe ich so meine Ansichten, die ich Alonso erzählen werde, aber ob etwas unternommen wird, das liegt an den Stewards."
Teamchef Ron Dennis gab sich angesichts des enttäuschenden Rennausgangs kryptisch und schweigsam, er verwies jedoch unmissverständlich auf das "konkurrenzfähige Paket", das man mit dem MP4-17D noch immer hat. Das wiederum deutet darauf hin, dass der neue "Silberpfeil" noch nicht allzu bald debütieren wird. Beim nächsten WM-Lauf in Magny-Cours kommt definitiv noch einmal das Vorjahresauto zum Einsatz.

